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Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Titel: Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Moment dachte sie, diese Tür öffne doch nach außen. Aber so war es nicht. Die Klinke ließ sich drücken, aber die Tür bewegte sich keinen Millimeter. „Verdammt!“, entfuhr es ihr. „Das kann doch nicht wahr sein! Während wir im hinteren Haus waren, muss hier vorne jemand abgeschlossen haben. Was für ein Psychopath tut so etwas?“ Im nächsten Moment erkannte sie, dass sie sich geirrt hatte.
    Niemand hatte abgeschlossen.
    Von beiden Seiten des Gewächshauses liefen dicke braune Stränge auf die Tür zu. Sie verliefen in mehreren Bahnen quer über die Tür, am meisten von ihnen ganz unten in Bodennähe. Jaqueline riss noch einmal an der Tür, es knarrte ein wenig, doch die Pflanzenstränge hielten.
    „Angelika“, wisperte Jaqueline. „Kommst du mal?“

6
    Tagebuch des Wilhelm Stein seit 1940 – Auszüge
    „Die Idee formte sich schon beim Gespräch im Schwarzen Bären in meinem Geiste. Ich hatte mich in der wohlbekannten Gaststätte mit guten Freunden getroffen, wichtige Herrschaften, darunter ein Oberstleutnant und eine Handvoll Ärzte. Wir beratschlagten über die Frage, welche Richtung der Krieg wohl fürderhin einschlagen würde und was unser persönliches Scherflein sei, das wir zum schnellen Siege über die Feinde Deutschlands beitragen konnten. Viele unfertige Vorschläge kamen auf den Tisch – am meisten Beifall fanden meine eigenen. Obgleich ich nicht studiert habe und nicht zu militärischen Ehren gekommen bin, schien ich der einzige in der Gruppe zu sein, der mit etwas Grips gesegnet war.
    Dass Pflanzen unserem Volk unschätzbare Dienste erweisen, brauchte ich ihnen nicht erst auszuführen. Doch mein Hinweis, dass Pflanzen nach meinem Dafürhalten selbst im direkten Kampf einzusetzen seien, sofern sie nur recht gezüchtet wären, überraschte sie. Wie lange es daure, bis ich ihnen eine solche Kampfpflanze vorstellen könne, frugen sie mich. Das freilich konnte ich nicht sagen, aber ich versprach, es an Eile und Fleiß nicht fehlen zu lassen. Sie entließen mich mit dankbarem Gruß und gerieten sogar noch darüber in Streit, wer meine Getränke bezahlen durfte …“
    …
    „Es war klug von mir gewesen, die Rosen per Explosion auszumerzen. Diese undeutschen Frauenblumen, die uns einst von Kreuzrittern aus Syrien gebracht wurden, zeichnen sich zwar durch orientalische Zähigkeit aus, dem deutschen Automobilkraftstoff jedoch sind sie nicht gewachsen. Während ich die beiden Gewächshäuser auf den Ruinen der alten allmählich wieder aufbaute, in ähnlicher Form und Größe, wenn auch robuster und fortschrittlicher als zuvor, begann ich mit meinen Züchtungen.
    Ich möchte nicht verschweigen, welches ernste Problem die mir fehlenden finanziellen Mittel darstellten. Es war mir kaum möglich, mir die nötigen Düngemittel zu besorgen, von den technischen Geräten, die mir vorschwebten, ganz zu schweigen. Erst als mir ein Mediziner im Ruhestand ein altes Röntgengerät schenkte, spürte ich Rückenwind. Seit geraumer Zeit bin ich der Meinung, durch diese wunderbare Röntgenstrahlung, die der faszinierenden Radioaktivität fremd und doch ähnlich ist, den Zuchterfolg beschleunigen zu können. Während ich mit dem Röntgengerät experimentierte, gewann ich die Erkenntnis, dass sich damit auch etwas anderes beschleunigen ließ.“
    …
    „Immer wieder muss ich die Ergebnisse meiner Züchtungen vernichten, um Raum für die nächste Generation zu schaffen. In den meisten Fällen scheint es erfolgversprechender, die Samen zu bestrahlen als die Pflanzen. Sobald eine Generation Samen trägt, ist sie für mich nichts mehr wert. Die Zeitspanne wird immer kürzer. Sie wachsen schneller, reifen schneller. Sie machen mir Freude. Wir sind auf dem richtigen Weg.“
    …
    „Es stimmt nicht. Ich habe an diesem Tag im Schwarzen Bären nicht mit den Ärzten und dem Offizier zusammengesessen. Als ich eben mein Tagebuch durchlas, stolperte ich über diese Lüge, eine Lüge unter so vielen Wahrheiten … Ich muss berichtigen, was ich schrieb – es ist das einzige Mal, dass ich mich selbst anschwindelte. Alles andere ist handfeste Wissenschaft. Ausgemustert wurde ich im Schwärzen Bären, beleidigt und gedemütigt. Das darf ich nicht vergessen. Jetzt, wo ich sehe, zu welchen Wundern ich fähig bin, darf ich nicht vergessen, wer mich damals erniedrigt hat. Es könnte sein, dass diese Personen es eines Tages wieder tun. Es könnte sein, dass die Pflanzenkämpfer, die ich hier erschaffe, – abgeschieden und von der

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