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Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Titel: Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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ein Stöhnen von sich. Sie schwankte, versuchte sich am Betonrand abzustützen und kippte im nächsten Moment vornüber in das Beet. Ihr Gesicht verschwand in den Blumen.
    „Angelika!“ Jaqueline gab die Tür augenblicklich auf und eilte zu ihrer Kommilitonin hinüber. Doch obwohl Angelika kein Schwergewicht war, gelang es Jaqueline zunächst nicht, sie vom Beet zu hieven. Nicht einmal auf die Seite drehen ließ sie sich, da ihre Hüfte und Beine sperrig über die Kante herabhingen.
    Jaqueline warf das Papiertaschentuch weg, mit dem sie die eigene Atemluft gefiltert hatte. Mit beiden Händen (und mit angehaltener Luft) zerrte sie Angelika Stück für Stück zu sich her, blendete aus, dass die Blonde dabei mit dem Gesicht über vertrocknete Pflanzenstängel schrammte, griff sie unter den Armen, suchte Halt unter den schweißnassen Achseln und wuchtete sie irgendwie über die Kante. Viel zu schnell rutschte der schlaffe Leib herab. Angelika gab keinen Laut von sich, als sie hart aufs Gesäß fiel. Jaqueline lehnte ihren Rücken gegen die Betonwand des Beets und hielt ihre Schultern fest, damit sie nicht umfiel.
    Das Mädchen hatte das Bewusstsein komplett verloren. Ihre Augen waren halb geöffnet und verdreht, ihr Atem pfiff. Leichte Ohrfeigen zeigten keine Wirkung.
    Wut und Besorgnis wechselten sich in Jaquelines Innerem ab. Die Bredouille, in der sie nun saßen, wäre – verdammt nochmal – zu vermeiden gewesen, hätte dieser Trotzkopf nur ein einziges Mal auf sie gehört!
    Binnen weniger Minuten hatte sich diese unwirkliche, fantastische Situation in ein echtes Horror-Szenario verwandelt. Die Zwischentür war wieder geschlossen, und damit das so blieb, wurden die Spitzen der Luftwurzeln weiter vorwärts getrieben – mit der Geschwindigkeit einer eiligen Schnecke zwar, aber das reichte aus, um Jaqueline für jeden untätig vertanen Augenblick zu bestrafen. Die Luft wurde stetig heißer und stickiger. Die Jeanshose klebte an ihrem Körper, und auch auf Angelikas Stirn perlte der Schweiß.
    Jaqueline öffnete bei sich und Angelika die oberen beiden Blusenknöpfe, drückte sich ein neues Taschentuch vor den Mund und zog die Bewusstlose ruckweise in Richtung Zwischentür. Um beide Hände frei zu haben, musste sie Angelika flach auf den Boden legen. Die stabile Seitenlage misslang ihr, also ließ sie sie einfach auf dem Rücken liegen – es war ja nur für einen Moment. Mit einem raubtierhaften Knurren drückte sie die Tür auf. Jetzt hatte sie etwas, um sie geöffnet zu halten: Angelikas Schulter musste für diesen Zweck herhalten. Wenigstens konnte das Mädchen sich in diesem Zustand nicht widersetzen.
    Noch arbeitete Jaquelines Gehirn erfolgreich gegen eine Panik an. Anstatt sich schreiend zu verbarrikadieren, füllte sie die Kanne an der Leitung bis zum Rand mit frischem Wasser. Wahrscheinlich würden sie welches brauchen, wenn sie erst drüben im hinteren Haus eingeschlossen waren. Zum Trinken, zum Kühlen, vielleicht sogar, um die Pflanzen von sich abzulenken, falls sie den Weg ins hintere Gewächshaus fanden. Für einen Moment dachte sie daran, den Hahn einfach offenzulassen, um den Blumen in Hülle und Fülle zu geben, was sie am meisten brauchten. Doch sie stemmte sich dagegen, in Angelikas Denkmuster zu verfallen. Möglicherweise waren es auch die Duftstoffe, die unsichtbar in der Luft schwebten und ihr vorgaukelten, sie könnte sich retten, indem sie ihre Feinde stärker machte.
    Sie verschloss den Hahn fest, trug die Kanne ins hintere Haus, schloss die Tür und lehnte Angelika mit dem Rücken dagegen. Jaqueline ließ sie nicht aus den Augen. Nun hing vieles davon ab, wie intelligent die Pflanzen waren. Ob sie lernen konnten, eine Türklinke zu betätigen und gleichzeitig starken Druck gegen die Tür auszuüben.
    Vor Jaqueline drehte sich alles. Normalerweise half es gegen Panik und Hitze, einige Male tief und ruhig durchzuatmen. Aber gerade davor fürchtete sie sich. Wie viel Duftstoff war in ihre Lunge gelangt? Wie viel brauchte es noch, damit auch sie umkippte wie Angelika? Sich auszumalen, was danach passieren würde, war ein Leichtes: Diese Blumen würden sie beide trinken , ohne um Erlaubnis zu fragen. Ob als Vorspeise oder als Nachtisch zu der Kanne voll Wasser – welchen Unterschied machte das schon?
    Mühsam kämpfte sie darum, ihren kühlen Verstand am Funktionieren zu halten. Sollte sie Angelika zu wecken versuchen oder sie in ihrem hilflosen Zustand belassen? Was war besser: alleine sein und

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