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Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen

Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen

Titel: Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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er nichts als selbstverständlich hinnehmen. Aber keine dieser Möglichkeiten tritt ein, das Fach bleibt die ganze Zeit unberührt, und obwohl Blue nacheinander für jeden Kandidaten, der in die Nähe kommt, augenblicklich eine Geschichte spinnt und sich vorzustellen versucht, wie diese Person mit White oder Black in Verbindung steht, was für eine Rolle er oder sie in dem Fall spielen mag und so fort, muss er nacheinander wieder alle aus seiner Gedankenwelt entlassen und in die Vergessenheit zurückwerfen, aus der sie gekommen sind.
    Kurz nach Mittag, als sich das Postamt zu füllen beginnt – mit einem Strom von Menschen, die in ihrer Mittagspause rasch vorbeikommen, um Briefe aufzugeben, Briefmarken zu kaufen oder das eine oder andere Geschäft zu erledigen –, geht ein Mann mit einer Maske vor dem Gesicht durch die Tür. Blue bemerkt ihn zuerst nicht, weil so viele andere zur selben Zeit durch die Tür kommen, aber als sich der Mann von der Menge trennt und auf die nummerierten Schließfächer zugeht, erblickt Blue schließlich die Maske – eine Maske von der Art, wie sie Kinder zu Halloween tragen, ein abscheuliches Ungeheuer aus Gummi mit klaffenden Wunden auf der Stirn, blutunterlaufenen Augen und Reißzähnen. Ansonsten ist der Mann normal gekleidet (Mantel aus grauem Tweed, roter Schal um den Hals), und Blue ahnt in diesem ersten Augenblick, dass der Mann hinter der Maske White ist. Als er weiter in die Richtung des Fachs eintausendeins geht, wird die Ahnung zur Gewissheit. Gleichzeitig hat Blue den Eindruck, dass der Mann nicht wirklich da ist, dass er, Blue, obwohl er weiß, dass er ihn sieht, vermutlich der Einzige ist, der ihn sehen kann. In diesem Punkt irrt sich Blue allerdings, denn als der Mann mit der Maske weitergeht, sieht Blue einige Leute, die lachen und auf ihn zeigen – aber ob das besser oder schlechter ist, vermag er nicht zu sagen. Der Maskierte erreicht das Fach eintausendeins, dreht das Kombinationsrad nach rechts und nach links und wieder nach rechts und öffnet das Fach. Sobald Blue sieht, dass dies eindeutig sein Mann ist, nähert er sich ihm langsam; er weiß noch nicht genau, was er tun will, aber insgeheim denkt er zweifellos daran, ihn zu packen und ihm die Maske vom Gesicht zu reißen. Doch der Mann ist zu wachsam, und sobald er den Umschlag eingesteckt und das Fach geschlossen hat, wirft er einen raschen Blick durch den Raum, sieht Blue auf sich zukommen und rennt auf die Tür zu, so schnell er kann. Blue läuft ihm nach und hofft, ihn von hinten fassen zu können, aber er gerät in ein Gedränge an der Tür, und als es ihm gelingt, sich frei zu machen, springt der Maskierte schon die Stufen hinunter, landet auf dem Gehsteig und rennt die Straße entlang. Blue folgt ihm, er holt sogar auf, aber dann erreicht der Mann die Ecke, wo zufällig gerade ein Bus an einer Haltestelle losfährt, und er springt auf, und Blue bleibt zurück und steht atemlos da wie ein Idiot.
    Zwei Tage später, als Blue mit der Post seinen Scheck bekommt, liegt endlich eine Nachricht von White bei. Keine komischen Sachen mehr, lautet sie, und obwohl das nicht viel ist, ist Blue glücklich, sie erhalten zu haben, endlich Whites Mauer des Schweigens durchbrochen zu haben. Es ist ihm jedoch nicht klar, ob sich die Worte auf den letzten Bericht oder auf den Zwischenfall im Postamt beziehen. Nachdem er eine Weile darüber nachgedacht hat, entscheidet er, dass das gleichgültig ist. So oder so, der Schlüssel zu dem Fall ist Handeln. Er muss etwas zerbrechen, wo immer er etwas zerbrechen kann, auf jedes Problem einhämmern, bis die ganze Struktur zu wackeln beginnt, bis eines Tages die ganze faule Sache zusammenbricht.
    In den nächsten Wochen kehrt Blue mehrere Male in das Postamt zurück in der Hoffnung, White noch einmal zu sehen. Aber daraus wird nichts. Entweder ist der Umschlag schon aus dem Fach genommen worden, wenn er hinkommt, oder White erscheint nicht. Da dieser Teil des Postamts vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet ist, hat Blue nicht viele Möglichkeiten. White ist nun vor ihm auf der Hut, und er wird den gleichen Fehler nicht zweimal machen. Er wird einfach warten, bis Blue fort ist, und wenn Blue nicht sein ganzes Leben im Postamt verbringen will, kann er nicht davon ausgehen, White noch einmal zu erwischen. Die Geschichte ist viel komplizierter, als Blue sie sich jemals vorstellte. Beinahe ein Jahr lang hielt er sich für im Wesentlichen frei. Er tat seine Arbeit, so gut es ging, blickte

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