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Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen

Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen

Titel: Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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spielen und zu beweisen, dass ihm nichts entgangen ist – denn tief im Innern möchte Blue, dass Black weiß, dass er ebenso gerissen ist wie er, dass er sich jederzeit mit ihm messen kann. Doch es gelingt Blue, den starken Wunsch zu unterdrücken und den Mund zu halten. Er nickt höflich als Dank für den Kauf und geht. Das ist das Ende des Fuller-Bürsten-Mannes, und weniger als eine Stunde später ist er ausrangiert und steckt in derselben Tasche wie die Reste von Jimmy Rose. Blue weiß, dass keine Verkleidungen mehr nötig sein werden. Der nächste Schritt ist unvermeidlich, und das Einzige, worauf es ankommt, ist, den richtigen Zeitpunkt zu wählen.
    Aber drei Abende später, als er endlich seine Chance bekommt, erkennt Blue, dass er Angst hat. Black verlässt um neun Uhr sein Zimmer, geht die Straße hinunter und verschwindet um die Ecke. Obwohl Blue weiß, dass dies ein direktes Signal ist, dass Black ihn sozusagen auffordert, den Schritt zu tun, hat er trotzdem das Gefühl, dass es eine Falle sein könnte, und nun, im letzten möglichen Augenblick, als er eben noch zuversichtlich war, beinahe auftrumpfend im Gefühl seiner eigenen Macht, versinkt er in neuen quälenden Selbstzweifeln. Warum sollte er plötzlich Black vertrauen? Aus welchem erdenklichen Grund sollte er davon ausgehen, dass sie nun beide auf der gleichen Seite arbeiteten? Wie kommt er dazu und warum ist er wieder so unterwürfig und bereit zu tun, was Black will? Wider Erwarten beginnt er, eine andere Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Was, wenn er einfach aufgäbe? Wenn er aufstünde, durch die Tür ginge und das ganze Geschäft hinter sich ließe? Er beschäftigt sich eine Weile mit diesem Gedanken, führt ihn im Geiste aus, und nach und nach fängt er an zu zittern, von Entsetzen und Glück ergriffen wie ein Sklave, der plötzlich eine Vision seiner Freiheit hat. Er stellt sich vor, dass er woanders ist, weit weg, dass er mit einer Axt über der Schulter durch die Wälder geht. Allein und frei, endlich sein eigener Herr. Er baut sein Leben ganz neu auf, ein Verbannter, ein Pionier, ein Pilger in der neuen Welt. Aber er kommt nicht weit. Denn kaum wandert er inmitten von nirgendwo durch diese Wälder, fühlt er auch schon, dass Black ebenfalls da ist, sich hinter einem Baum versteckt, unsichtbar durch ein Dickicht schleicht, darauf wartet, dass Blue sich niederlegt und die Augen schließt, um sich heranzupirschen und ihm die Kehle durchzuschneiden. Es geht immer weiter, denkt Blue. Wenn er Black jetzt nicht erledigt, wird es nie ein Ende geben. Das nannten die Alten Schicksal, und jeder Held muss sich ihm unterwerfen. Es gibt keine Wahl, und wenn etwas getan werden kann, so ist es nur das eine, das einem keine Wahl lässt. Aber Blue will es nicht zugeben. Er kämpft dagegen, er weist es von sich, es widert ihn an. Doch das kommt nur daher, dass er es schon weiß, und dagegen anzukämpfen, heißt, es schon akzeptiert zu haben; nein sagen zu wollen, heißt, schon ja gesagt zu haben. Und so fügt sich Blue allmählich; er gibt schließlich der Notwendigkeit dessen, was zu tun ist, nach. Aber das bedeutet nicht, dass er sich nicht fürchtet. Von diesem Augenblick an gibt es nur ein Wort, das auf Blue zutrifft, und dieses Wort ist Angst.
    Er hat kostbare Zeit vertan, und nun muss er auf die Straße hinaus und fieberhaft hoffen, dass es nicht zu spät ist. Black wird nicht für immer fort sein, und wer weiß, ob er nicht hinter der Straßenecke lauert und nur auf den Augenblick wartet, sich auf ihn stürzen zu können? Blue rennt die Stufen vor Blacks Haus hinauf, hantiert ungeschickt, als er das Schloss der Eingangstür mit einem Dietrich öffnet, blickt immer wieder über die Schulter zurück und geht dann die Treppen zu Blacks Stockwerk hinauf. Das zweite Schloss macht ihm mehr Mühe als das erste, obwohl es theoretisch einfacher sein müsste, leichte Arbeit für den blutigsten Anfänger. Sein ungeschicktes Hantieren zeigt Blue, dass er die Beherrschung verliert, dass er sich von all dem unterkriegen lässt; aber obwohl er es weiß, kann er kaum mehr tun als durchhalten und hoffen, dass seine Hände aufhören werden zu zittern. Aber es wird immer schlimmer, und in dem Augenblick, in dem er den Fuß in Blacks Zimmer setzt, fühlt er, wie alles in ihm dunkel wird, so als drücke sich die Nacht durch seine Poren, als säße sie mit einem ungeheuren Gewicht auf ihm, und gleichzeitig scheint sein Kopf größer zu werden, sich mit Luft zu füllen,

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