Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise
Besonnenheit. Er würde Delandra und Diabolo nicht eher verlassen, bis er sicher sein konnte, dass alles für die beiden getan worden war. Egal, wie viele Stunden es auch dauern mochte.
Marie stand auf. »Soll ich dir Nicolas oder Etienne schicken?«
»Nicht nötig, im Augenblick sieht alles gut aus.«
»Dann gehe ich zurück ins Haus. Und versuche, aus meinen Träumen aufzuwachen«, fügte sie mit einem traurigen Lächeln hinzu.
Er hob den Kopf und sah sie mit einem Blick an, dessen Intensität ihr den Atem stocken ließ. »Das bist du schon längst. Du weißt es nur noch nicht.«
Seine Worte gingen Marie noch durch den Kopf, als sie mit Fanette anfing, den Stoff zuzuschneiden. Und noch viel weniger ging ihr seine physische Erscheinung aus dem Sinn. Ihn bei Madame Dessante nackt zu sehen, hatte sie unberührt gelassen, ihre Sinne waren auf das Gelingen ihres Plans konzentriert gewesen, und alle anderen Empfindungen hatte sie ausgeblendet. In Versailles hatten ihr die Rüschen und Schleifchen und Borten, die Perücke und die grellen Farben ein Bild vorgegaukelt, das mit der wahren Persönlichkeit dieses Mannes nichts gemein hatte.
»Madame, Vorsicht, Ihr weicht von der Linie ab«, riss Fanettes Stimme sie aus ihren Gedanken.
»Danke«, murmelte Marie und korrigierte die Schnittrichtung.
Ihn in den Ställen um das Leben des Fohlens ringen zu sehen, hatte tief in ihr eine Saite zum Klingen gebracht, von deren Existenz sie nichts wusste. Darüber hinaus berauschte sie seine maskuline Ausstrahlung wie starker Wein. Und wohin sie der Genuss desselben brachte, wusste sie noch vom vergangenen Morgen.
Mit einem Seufzen versuchte sie sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und Tristan de Rossac aus ihren Gedanken zu verbannen.
Er machte es ihr leicht, denn er fehlte beim Abendessen. Troy erzählte kurz, dass mit Delandra und dem Fohlen alles in bester Ordnung wäre, Etienne aber trotzdem diese Nacht im Stall verbringen würde. Tris hätte sich bereits schlafen gelegt.
Nachdem Marie mit Fanette das Geschirr in die Küche getragen hatte, wollte sie sich ebenfalls zurückziehen, um an dem Kleid zu nähen.
Troy saß am Tisch und schrieb.
»Gute Nacht«, sagte Marie zu ihm und ging zur Tür.
»Ich mache die Einladungen fertig, dann gehe ich zu Bett.« Er lächelte sie freundlich an. »Hast du eigentlich nie daran gedacht, schreiben zu lernen?«, fragte er sie wie aus heiterem Himmel.
»Nein, wer hätte es mir beibringen sollen?« Der Gedanke war ihr tatsächlich noch nie gekommen.
»Ich kann es dir beibringen, natürlich nur, wenn du möchtest.«
Marie kam näher. »Das würdest du tun?«
Er nickte. »Ja, wenn du willst, können wir gleich anfangen.«
Marie merkte gar nicht, wie schnell die Zeit verflog. Die Sache war einfacher, als sie befürchtet hatte, und außerdem besaß Troy eine geradezu unerschöpfliche Geduld, mit der er ihr die Buchstaben wieder und wieder vormalte.
Als er sich schließlich gähnend streckte und ihr die Feder aus der Hand nahm, war es nach Mitternacht. »Für heute ist es genug. Wir machen morgen weiter, Marie.«
18
»Tris.« Ghislaine ließ den Pinsel fallen und warf sich in seine Arme. »Ich dachte, wir sehen uns erst übermorgen auf La Mimosa bei der Inthronisation deiner Ehefrau. Heute habe ich gar nicht mit dir gerechnet.«
»Das war ein Fehler.« Er lachte und küsste sie, bis sie Luft holen musste. Dann begann er, die Bänder des fleckigen Malerkittels zu lösen. »Das wievielte Bild mit Rosen ist das eigentlich?«
»Ich habe aufgehört zu zählen. Wäre es dir lieber, ich malte römische Orgien nach lebenden Modellen?«
»Schwer zu sagen, aber wenn ich eines davon bin ...«
Ihre Finger machten sich an seinem Hemd zu schaffen, während er ihr das weit ausgeschnittene Kleid einfach über die Schultern nach unten streifte. Sie stieg graziös aus dem Stoffkreis zu ihren Füßen und sah ihn herausfordernd an. Ihr Anblick in Strümpfen und Satinkorsett nahm ihm den Atem.
Er drängte sie ungestüm nach hinten und hob sie auf eine an der Wand stehende Kommode. Sie protestierte lachend, aber als er sich mit einem einzigen Stoß bis zum Anschlag in ihr vergrub, verwandelte sich ihr Protest in ein sehnsuchtsvolles Stöhnen.
Tris schloss die Augen. Sein Verlangen brachte ihn fast um den Verstand. Er pumpte heftiger und hakte eine Hand unter ihr Knie, um noch tiefer in sie zu stoßen. Von fern drang ihr Stöhnen an sein Ohr und er wühlte seinen Mund in ihre Lippen. Er schmeckte
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