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Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Titel: Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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unbeschreiblich gut aus, dass sich Maries Bauchmuskeln anspannten. Sie fühlte, wie das Blut schneller durch ihre Adern floss.
    In den Händen hielt er eine rechteckige Schatulle, aber das merkte Marie erst, als er vor ihr stehen blieb. »Du bist ja tatsächlich schon fertig.«
    »Ja.« Zu mehr war sie nicht fähig, und sogar dieses eine Wort klang zittrig.
    »Nun, dann kann ich das hier gleich anlegen.« Er öffnete die Schatulle und Maries Augen weiteten sich ungläubig. Ein Kollier, Ohrgehänge, eine Tiara, eine Brosche und ein Armband lagen auf dem dunkelroten Samt vor ihr. Verschlungene Ornamente und Ranken aus Gold waren mit Funken sprühenden Brillanten besetzt. Keine anderen Steine schmälerten deren Wirkung.
    »Das ist der Familienschmuck von Rossac. Du bist die fünfte Generation, die ihn tragen wird.«
    Marie hob den Kopf. Sie hoffte, dass sie eine Regung in seinem Gesicht lesen würde, die ihr bewies, dass es sich hierbei um etwas andres handelte als ein bloßes Ritual. Dass es ihm etwas bedeutete, ihr diesen Schmuck zu überreichen. Doch wie üblich verriet seine Miene nichts. Er hob das Kollier heraus und legte es Marie um. Es fühlte sich kalt auf ihrer Haut an, und sie konnte nicht verhindern, dass ein Schauer über ihren Rücken lief. Die Steine funkelten bei jedem Atemzug. Noch nie hatte sie ein derart kostbares Schmuckstück besessen.
    »Es gehört dir nicht«, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Du trägst ihn nur. Wie meine Mutter. Und später einmal die Frau deines erstgeborenen Sohnes. Es ist eine Leihgabe von einer zur nächsten Generation. Darum ist er auch unverkäuflich, egal, wie schlecht es um die Familie steht. Egal, ob die Familie Hunger und Not leidet.«
    Sie berührte die Diamanten mit den Fingerspitzen. »Danke. Ich werde deine Worte nicht vergessen. Und den Schmuck in Ehren halten. Für die nächste Generation.« Ihr Blick heftete sich auf sein Gesicht und sie merkte, dass sich seine Wangen röteten. »Du siehst fantastisch aus«, fügte sie hinzu.
    »Das kann ich nur zurückgeben.«
    »Wo sind all die bunten Jäckchen geblieben, die du in Versailles getragen hast?«, fragte sie neugierig.
    »Zurück an ihren Besitzer. Henri hatte sie mir geliehen. Er lässt sich in einem Monat mehr Gewänder schneidern als ich in fünf Jahren, und er hielt meinen bescheidenen Geschmack unpassend für Versailles. Deshalb half er mir aus. Und als sein Gast konnte ich mich nicht gut wehren.«
    Er half Marie mit der Tiara und dem Armband. Schließlich griff sie nach ihrem Fächer. »Wir können gehen.«
    Troy erwartete sie an der Tür zur Galerie. Dort sollte das Dine eingenommen werden. Auch hier war der Vergleich mit Versailles nicht übertrieben. Der Fensterfront lag eine Spiegelwand gegenüber, die den riesigen Raum vergrößerte und die anwesende Gästeschar vervielfältigte. Kristalllüster, aufwendige Deckenfresken und Wandtäfelungen aus rotem Marmor, über die sich goldene Blütenranken zogen, erfreuten das Auge des Betrachters.
    Zu dritt schritten sie auf den Gastgeber zu, der gerade mit einer Gruppe Männer in ein Gespräch vertieft war. Doch als der Herzog Tris erblickte, entschuldigte er sich mit ein paar Worten und kam ihnen entgegen. Die unglaubliche Lockenpracht, die auf seine Schultern fiel, war so falsch wie das strahlende Lächeln auf seinem Gesicht echt.
    »Mon eher, welche Freude, dich wiederzusehen«, rief er und schloss Tris ohne Umstände in seine Arme. »Versailles ohne dich war eine Stätte ödester Verdammnis.«
    »Darum bist du auch ein halbes Jahr geblieben.« Ungeachtet seiner sarkastischen Worte erwiderte Tris die Umarmung herzlich. Als er zurücktrat, nahm er Maries Ellbogen. »Madame de Rossac hast du ja bereits in Versailles kennen gelernt.«
    Der Herzog von Mariasse verbeugte sich tief. »Die Erinnerung an Eure strahlende Schönheit ist mir unvergessen«, säuselte er charmant. »Welche Bereicherung für unseren an Attraktionen so armen Landstrich.«
    Marie erhob sich graziös aus ihrem Knicks. »Eine der Attraktionen raubt mir gerade den Atem.« Sie lächelte verschmitzt und unterstrich ihre Worte mit einer wirkungsvollen Pause. »Dieses Schloss ist in der Tat mindestens ebenso umwerfend wie sein Besitzer.«
    Die Brauen des Herzogs rutschten nach oben. »Bezaubernd, wirklich bezaubernd, Madame. Ich hoffe, Euch noch oft auf Belletoile begrüßen zu dürfen. Jetzt entschuldigt mich bitte, mein Ehrengast erfordert meine ganze Aufmerksamkeit. Der Comte de

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