Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Titel: Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
Vom Netzwerk:
den König?«, fragte er schneidend.
    »Das ist gemein«, entgegnete sie scharf. »Du weißt ganz genau, dass ich den König nicht geliebt habe ...«
    »Du hast es unter Tränen beteuert. So wie jetzt.«
    Marie versuchte sich zu beruhigen und klar zu denken. »Es war eine Lüge. Das weißt du doch. Es hat nichts mit uns zu tun.« Sie schwieg einen Augenblick. »Du kannst mir doch meine Fehler aus der Vergangenheit nicht bis an mein Totenbett vorhalten. Die letzten Wochen und Monate ... zählt das alles nicht für dich? Was muss ich noch tun, um dir meine Liebe zu beweisen? Was muss ich tun, damit du mir glaubst?«, rief sie verzweifelt.
    »Marie, hör auf. Es ist sinnlos. Du musst nichts tun.« Er senkte den Kopf. »Gib mir Zeit.«
    Sie blinzelte, um die Tränen zu verscheuchen. »Ich soll dir Zeit geben, damit du mir glaubst, dass ich dich liebe?«, fragte sie verständnislos.
    »Gib mir Zeit, mir über alles klar zu werden.«
    »Wie lange?« Sie verdrängte den Gedanken, dass er sich auch darüber klar werden könnte, dass er sie nicht liebte.
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie spürte seine Niedergeschlagenheit und zweifelte nicht an der Aufrichtigkeit seiner Worte. Trotzdem wollte sie sich nicht so schnell geschlagen geben. »Ich lasse mich nicht von dir beiseite schieben, wie ein Möbelstück, das nur alle heiligen Zeiten hervorgeholt wird und ansonsten in einer Ecke verstaubt. Ich will dein Leben teilen. Ich arbeite für La Mimosa, ich begleite dich wie bisher und ich will ab jetzt in deinem Bett schlafen, wie es sich für eine Ehefrau gehört.«
    »Marie ...«, begann er müde.
    »Nein, keine Ausflüchte, ich ertrage deine Kälte nicht. Wenn das der einzige Grund ist, warum wir zusammenpassen«, sie deutete auf sein Bett, »dann ist das mehr, als viele andere Ehepaare haben.«
    Er sah sie mit einem resignierten Ausdruck an. »Wenn dir so viel daran liegt...«
    Sie trat auf ihn zu und legte die Handflächen auf seine Brust. »Ja, es liegt mir in der Tat so viel daran. Ich will bei dir sein. Ich habe Sehnsucht nach dir. Ich will dich atmen hören, wenn ich einschlafe. Ich will dich sehen, wenn ich aufwache.«
    Er sah sie schweigend an, aber in seinen Augen lag nichts von dem verheißungsvollen Glitzern, das sie so sehr liebte. »Gut, dann soll es so sein.«
    Marie hauchte einen Kuss auf seinen Mundwinkel. »Du wirst es nicht bereuen.«
    Tris blickte ihr nach, wie sie aus dem Zimmer ging, und sank aufs Bett. Er stützte die Ellbogen auf die Knie und verbarg sein Gesicht in den Händen. Er wünschte, er könnte ihren Beteuerungen Glauben schenken. Doch sie kam ihm vor wie ein Kind, das ein neues Spielzeug gefunden hatte und ausprobierte, was man damit alles anstellen konnte.
    Wie lange es dauerte, bis es kaputt war.
    Vor seinem inneren Auge erschien die Szene, bei der er sie das erste Mal gesehen hatte. Ein verspieltes Geschöpf; ein selbstverliebtes Kind im Körper einer Frau, das gerade anfing, seine Macht zu erproben und sich für unverwundbar hielt. Das Bild wechselte, und er sah sie nackt auf dem Bett liegen. Noch immer nahm ihm allein die Erinnerung daran den Atem. Seit diesem Moment hatte er nicht mehr aufgehört, sie zu begehren. Nichts, was er tat oder nicht tat, konnte daran etwas ändern. Er sah die kühle, distanzierte Schönheit vor sich, die ihm bei Madame Dessante so übel mitgespielt hatte; eine vor Energie strahlende heidnische Göttin, die selbstvergessen im Regen tanzte. Und die Frau, die ihm unter Tränen versicherte, dass sie ihn liebte.
    Er würde er ihr so gerne glauben, er würde so gerne sein Herz in ihre Hand legen. Wenn er nur sicher wäre, dass sie es nicht lachend zerdrückte.

22
    Anlässlich seiner Rückkehr aus Paris veranstaltete der Herzog von Mariasse ein bombastisches Sommerfest und lud die gesamte nähere und fernere Umgebung dazu ein. Das Fest war für fünf Tage anberaumt, deshalb beschloss Marie, dass Fanette sie begleiten sollte. Tris und sein Bruder verzichteten dagegen auf Kammerdiener. Schließlich kamen sie auch auf La Mimosa ohne solche dienstbaren Geister aus.
    Marie hatte die Kleider aus Versailles umgeändert und mit neuen Borten und Bändern verziert. Sie wurden in zwei Truhen verstaut und nach Belletoile, dem Besitz des Herzogs, geschickt. Fanette fuhr mit demselben Wagen und bekam die Aufgabe, die Gemächer vorzubereiten.
    Marie folgte mit den beiden Chevaliers de Rossac einen Tag später. Noch vor wenigen Wochen wäre sie aufgeregt gewesen, schließlich hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher