Die Niete Im Bett
wegziehen, aber ich schüttle sie ab.
»Eine Trennung wäre es dann, wenn du Schluss gemacht hättest«, erkläre ich jetzt fieberhaft. »Aber das hast du nicht. Du hast lediglich meine Wohnung verlassen. Das ist keine Trennung. Keine Trennung.«
»Das kapier ich jetzt nicht«, wirft Nils ein. »Ich dachte, das sei eine klare Sache. Wie denn nun, Sarah?«
»Natürlich ist das klar.« Sarah lacht. »Aber so was von klar. Gut, ich habe vielleicht nicht gesagt: Mit uns ist es aus. Aber jeder Blinde mit Krückstock hätte das kapiert.«
»Was?« Ich.
»Dass es aus ist mit uns.« Sarah.
»Mir hast du gesagt, du bist drüber weg.« Mr. Bean, unnötigerweise.
»Er hat einen Polizeiwagen zerstört.« Henriette Krohn, überflüssigerweise.
»Das ist ja entsetzlich. Der arme Leo.« Lara Struppenfrick, die ich nur ganz kurz begrüßt und mit der ich mich noch gar nicht weiter unterhalten habe.
»Armer Teufel.« Lara Struppenfricks Mann Ansgar Struppenfrick, der auch ein bisschen bekloppt ist, weil er den Namen seiner Frau angenommen hat. Jetzt kommt er auch noch und tätschelt mir die Schulter, als sei ich ein Hartz-IV-Empfänger, dem man gerade den letzten 100-Zoll-3-D-Fernseher aus der Wohnung geholt hat und der jetzt sehr, sehr verzweifelt ist, weil er nicht weiß, was er nun mit seiner 24-stündigen Tagesfreizeit anfangen soll.
Auch alle anderen Anwesenden murmeln mitleidige Worte.
Nur Mia nicht. Sie steht einfach nur da und signalisiert mir, dass ich auf sie zählen kann, wenn es nötig ist.
Und dann will ich es wissen. Ich. Will. Es. Einfach. Wissen.
»Warum hast du Schluss gemacht?«, frage ich Sarah. »Sag es mir klar und deutlich. Wieso? WARUM ?«
»Aber Leo, das ist doch …«, fängt Sarah an, aber ich wiegele ab, indem ich eine Hand hebe. »Nein. Genug. Sag die Wahrheit. Ich kann sie vertragen.«
Die umstehenden fünfzig oder sechzig Personen schweigen, aus Angst, eine dramatische Antwort seitens Sarah zu verpassen. Ich schweige auch, und das Einzige, was ich höre, ist mein eigener Atem.
»Die Wahrheit bitte!« Ich bin bereit und fühle mich doch ein wenig wie der kleinwüchsige Napoleon in Waterloo. War das nicht seine letzte Schlacht und er hat sie verloren? Egal. Dann fühle ich mich eben wie … wie Karl der Große. Der hat bestimmt irgendeine Schlacht gewonnen. Und er war nicht so klein. Hoffe ich.
»Na gut, Leo, du hast es nicht anders gewollt. Dann mach halt dein Geschenk auf.« Sarah wirkt jetzt ein bisschen zickig.
»Was hat das Geschenk damit zu tun?«, frage ich angestachelt.
»Mach es halt auf.« Sie verschränkt die Arme vor der Brust.
Ich nestle an dem Paket herum, und weil ich mit der Schleife nicht weiterkomme, reiße ich irgendwann genervt das Papier auf und ziehe den Deckel von der Verpackung. Ein gallertartiges Teil liegt kurz darauf in meiner Hand, künstliche Augen starren mich an, und der rotgemalte Mund wirkt grotesk. Auf der Verpackung steht Vanessa Big Boob. Und darunter: Heiße Strandnixe für geile Liebesabenteuer! Mit angewinkelten Beinen wartet Vanessa schon darauf, von dir verführt zu werden. Ihre prallen Riesenbrüste drängen aus dem knappen Bikini, und ihr hübsches Schmollmundgesicht wird von langen blonden Haaren umrahmt. Lebensgroß aufblasbare Liebespuppe inklusive roséfarbenem PVC-Bikini.
Meine Gäste fangen an zu lachen. Ich lache nicht, genauso wenig wie Mr. Bean, Frau Krohn und Mia.
»Was soll das?« Ich muss träumen. Jedenfalls ist das nicht der Film, in dem ich sein will. Ich hab mich im Kinosaal geirrt.
»Ursprünglich sollte es ein Spaß sein«, erklärt mir Sarah, die ein wenig rot geworden ist. »Aber jetzt ist es ernst gemeint. Du solltest mit Vanessa mal ein bisschen üben und mich bitte endlich in Ruhe lassen. Das heißt: Keine Anrufe mehr, keine Mails, keine Überraschungsbesuche, keine SMS. Nichts.«
»Üben? Dich in Ruhe lassen?« Was geht hier vor sich?
»Ja, Leo.« Sarah wartet.
Mia kommt ein Stück näher zu mir.
»Verdammt noch mal!« Jetzt raste ich aus. »Ich habe keinen Bock mehr auf diesen Schwachsinn. Was zum Teufel ist los? Sag es jetzt endlich! Warum hast du mich verlassen? Was soll dieses blöde Geschenk?«
»Bitte, du willst es ja nicht anders!« Jetzt wird auch Sarah laut, schließlich wollen wir doch, dass auch die Gäste in der hintersten Ecke alles mitkriegen, ohne ein Hörgerät zu benötigen.
»Du bist eine Niete im Bett, Leo. Eine absolute Niete! Und du kapierst es einfach nicht, sondern rennst mir hinterher und
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