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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Winter
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nicht wirklich zutrauen, aber man weiß ja nie.
    »Du wirst zu deinen Worten stehen!«, schreit Sabrina und deutet mit der fast heruntergebrannten Zigarette auf mich. »Ich verlange es. Ich gehe sonst zum Anwalt!«
    »Ich glaube, wir brauchen eher einen Arzt«, wispert Mr. Bean mir besorgt zu und hält den Aschenbecher vorsorglich schon mal so, dass man ihn notfalls als Waffe benutzen könnte.
    Sabrina rollt die Augen. »Da wartet man jahrelang auf einen Anruf oder einen Brief, und das Einzige, das kommt, ist eine stillose Einladung zu einem Geburtstag per E-Mail.«
    Ich muss wahnsinnig gewesen sein, als ich diese Einladungen verschickt habe.
    »Wollen Sie einen schönen heißen Tee?« Henriette will Frieden stiften.
    »Nein«, keift Sabrina. »Ich will Leo. Jetzt sofort.«
    Und dann stürzt sie sich auf mich, und das Einzige, das ich denken kann, ist: ›Hoffentlich verbrennt sie mich nicht mit dieser Zigarette.‹
    Nachdem Sabrina mich unter sich begraben und ununterbrochen meine Liebe eingefordert hat, gelingt es Mr. Bean gemeinsam mit einem Bekannten, die Liebestolle von mir runterzuziehen. Sie schreit wirres Zeug, und ich glaube, wenn nicht gerade ein Mann reinkommen würde, ich hätte die Polizei alarmiert. Das geht ja gar nicht.
    »Das ist mir so unangenehm«, sagt der Mann, der sich als Thomas und Sabrinas Bruder vorstellt. »Sie durfte am Wochenende nach Hause, und ich habe nicht richtig aufgepasst.«
    »Von wo nach Hause?«, will ich wissen.
    »Sabrina befindet sich derzeit in einer psychiatrischen Klinik«, sagt der Bruder müde.
    »Doch nicht wegen der Jugendfreizeit damals?«, hoffe ich.
    »Nein, Unfug«, winkt er ab. »Sie ist halt … ach, das wollen Sie gar nicht wissen.«
    Irgendwie tut er mir leid. Und Sabrina tut mir auch leid, wie sie so dasteht und schon wieder raucht, während Mr. Bean aufpasst, dass sie nicht ausrastet.
    »Sie hat halt einen Knall.« Der Bruder zuckt mit den Schultern.
    »Du bist ein Arschloch, Leo«, sagt Sabrina und zündet sich eine neue Zigarette an. »Du weißt ja nicht, wie es ist.«
    »Doch, doch«, sage ich schnell, und dann zerrt der Bruder seine Schwester endlich weg.
    »Das wirst du noch büßen!«, kreischt Sabrina im Gehen.
    »Aber sicher wird er büßen«, sagt Thomas und zieht sie hinter sich her. »Das musst du alles mit Professor Mortensen besprechen.«
    »Der will doch nur wieder, dass ich diese Pillen schlucke. Er ist verrückt«, meckert Sabrina.
    »Natürlich ist er verrückt, natürlich.« Endlich sind sie verschwunden.
    Ich brauche sofort was zu trinken. Das hält ja kein Mensch aus.
    »Hattest du nur solche Exfreundinnen?«, will Mia gickelnd wissen.
    »Natürlich nicht. Außerdem war Sabrina keine Freundin. Wir waren in einer Klasse und zusammen auf Klassenfahrt oder Jugendfreizeit oder was weiß ich. Ich weiß nur noch, dass die Betten in dieser Jugendherberge nach Schimmel und Kotze gestunken haben.«
    »Dürfen wir mit noch mehr Überraschungen für den heutigen Abend rechnen?«, fragt Henriette und gießt mir Cham pagner nach.
    »Nein. Das war’s. Alle anderen sind ganz harmlos«, sage ich und glaube es plötzlich selbst nicht mehr. Aber ich kann nicht weiter darüber nachdenken, denn jetzt strömen die Gäste nur so herein. Die Party kann beginnen.
    Nach ein paar Minuten bin ich wieder gut gelaunt und habe Sabrina und ihr Maus-Aussehen schon vergessen. Eigentlich eine arme Frau.
    Musik ertönt, und ein paar Gäste fangen an zu tanzen. Ich auch. Ich brauche jetzt einfach Bewegung.
    Und eine Viertelstunde später kommt Sarah zur Tür herein.
    Ich wäre so froh, wenn diese Geschichte hier zu Ende wäre. Aber leider fängt sie an dieser Stelle erst richtig an.

6
    Leo
    »Hallo, Leo«, sagt Sarah. Meine Güte, sie sieht umwerfend aus. Nein, nein, das habe ich falsch ausgedrückt – sie sieht überirdisch aus, wie nicht von dieser Welt. Sarah hat in der kurzen Zeit, seit ich sie zuletzt gesehen habe, abgenommen (bestimmt vor Kummer über unsere Trennung, es gibt keine andere Möglichkeit), und sie trägt eine sehr schöne, sehr enge Jeans und ein knallrotes Paillettentop mit tiefem Ausschnitt. Ihre langen Haare hat sie offenbar auf Heißwickler gedreht, jedenfalls umrahmen weiche Locken ihr Gesicht. Ihr Lippenstift hat dieselbe Farbe wie das Top, die Fingernägel sind ebenfalls rot lackiert, und sie trägt einen Ring mit einem roten Stein. Den habe ich vorher noch nie an ihr gesehen. Ihre Haut ist leicht gebräunt, als wäre sie gerade eben nach einem

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