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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Winter
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integrierter Post und einem Quelle-Shop sowie eine Bäckerei, in der man sich morgens zum Tratschen trifft. Dann wird darüber spekuliert, ob der Zimmermanns Ede sich mit seinem neuen Dach finanziell nicht doch übernommen hat und dass Krögers Marie auch schon mal einen besseren Geschmack hatte, was die Bepflanzung ihres Vorgartens angeht. Gelb und Blau, das geht ja gar nicht. Dann gibt es noch eine Ha-Ra- sowie eine – tatsächlich, es gibt sie noch – AVON -Beraterin, und natürlich werden regelmäßig Tupperpartys veranstaltet, bei denen der Sekt in Strömen fließt. Meine Mutter hat ALLES von Tupperware, und wenn es nach ihr ginge, hätte auch ich alles von Tupperware. Ich glaube, insgeheim hat meine Mutter mir nie verziehen, dass ich ein Junge geworden bin. Eine Tochter hätte sich selbstverständlich für die ausgezeichnete Stapelfähigkeit der Tupperboxen interessiert und sich stundenlang über die Haltbarkeitsdauer von Gurkensalat in der PrimaKlima-Box unterhalten. Mich interessiert das eben nicht so wahnsinnig, auch wenn ich wirklich gern und gut koche und natürlich auch Lebensmittel lagern muss.
    Mein Vater freut sich sichtlich, Mia wiederzusehen. Ich glaube, er ist ein bisschen verliebt in sie, heimlich natürlich. Jedenfalls strahlt er immer wie ein Honigkuchenpferd, sobald sie auftaucht, und weicht bei keinem Hamburgbesuch von ihrer Seite. Er hält ihr Türen auf, hilft ihr in und aus dem Mantel, rückt im Restaurant ihren Stuhl zurecht und zieht grundsätzlich seinen Hut, wenn er sie sieht. So auch jetzt. Von seinem Benehmen Frauen gegenüber würde Papa eher ins 19. Jahrhundert passen.
    »Ach, meinem Rücken geht’s gut«, wird Mia informiert. »Mein Knie macht mir momentan Probleme. Ich kann wirklich nicht so lange stehen. Habt ihr einen Stuhl für mich? Guten Abend übrigens allerseits.« Er nickt allen zu, auch Vanessa. Die ist die Einzige, die nicht antwortet. Mit großen Augen und offenem Blasmund starrt sie meinen Vater an.
    Mir wird heiß. Diese Gummipuppe muss auf der Stelle verschwinden. Glücklicherweise ist mein Vater jemand, der extrem auf sich selbst fixiert ist. Er hat es am liebsten, wenn es um ihn geht. Und er jammert gern.
    Mr. Bean holt einen Stuhl, und Papa lässt sich ächzend darauf fallen. »Diese Arthrose ist kein Spaß«, lässt er uns wissen. »Schöne Grüße übrigens von Mutti. Ihr geht es so weit ganz gut, aber sie braucht jetzt Einlagen wegen ihrer Senk-Spreiz-Füße.«
    »Ach«, sage ich.
    »Und sie hat drei Pfund abgenommen, weil sie und Frau Redlich jetzt immer mit diesen komischen Stöcken spazieren gehen. Die frische Luft tut ihr gut, sagt sie. Soll sie machen. Ich hab ja genug zu tun. Allein der Garten. Gut, im Winter ist nicht so viel zu machen, aber da ist ja auch noch der Keller. Und der Dachboden. Meiers haben übrigens ein neues Auto. So eine Art Bus. Da sitzt man so hoch drin. Jetzt fährt er immer durch die Straßen und schaut uns von oben herab an. Ich mochte ihn noch nie. Sie geht − aber auch nur in Maßen. Sie war letztens für einen Tag in Hamburg und hat da natürlich erst mal keinen Parkplatz gefunden. Und dann hat sie auch noch einen Strafzettel gekriegt. Ein teurer Besuch, wenn man mich fragt. Das wäre ja nichts für mich.« Er strahlt Mia an. »Ach, meine Liebe, Sie sehen mal wieder hinreißend aus. Wie frisch aus dem Modekatalog entsprungen.«
    »Danke, Herr Sandhorst.« Mia stellt sich vor Vanessas Stuhl, und ich versuche verzweifelt, Mr. Bean mit Handzeichen dazu zu bringen, diese billige Plastikpuppe aus unserem Blickfeld verschwinden zu lassen. Aber Mr. Bean bearbeitet immer noch sein iPhone und bemerkt mich nicht. Wahrscheinlich sucht er nach noch günstigeren Gummipuppen, ist aber leider bislang nicht fündig geworden.
    »Das kommt ja jetzt wirklich überraschend«, sage ich lahm.
    »Warum? Ich habe dir doch einen Brief geschrieben. Da stand ja alles drin.«
    »Ich habe keinen Brief bekommen.« Wer schreibt denn heute noch Briefe? »Warum hast du denn nicht angerufen?«
    »Du bist ja nie zu Hause.«
    »Du hättest im Café anrufen können.«
    »Da störe ich dich ja bei der Arbeit. So einen Brief kannst du lesen, wenn du Zeit und Muße hast«, bekomme ich erklärt. Mein Vater hat natürlich auch keinen E-Mail-Account. Er verweigert sich dem Internet und ist felsenfest davon überzeugt, dass sich dieser »neumodische Schnickschnack« auf Dauer sowieso nicht durchsetzen wird.
    Natürlich liebe ich meinen Vater, und natürlich verbringe

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