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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Winter
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letzten Tagen öfter mal. Das kann man ja wohl auch verstehen? Aber auf gar keinen Fall werde ich mich heute besaufen. Nur will ich es so gern, so gern, so gern. Ich will Sektflaschen mit Säbeln köpfen, Bacardi-Cola saufen, bis der Arzt kommt, und Wodkaflaschen in einem Zug leeren, sodass alle Anwesenden Hochachtung vor mir haben. Aber das geht natürlich nicht.
    Leo
    »Hallo, Leo.« Vor mir steht eine mittelgroße Frau, die auf fast tragische Weise einer Maus ähnelt. Ihre Zähne stehen weit vor und auseinander, ihre Ohren sind viel zu groß und zu abstehend. Ihre Haare sind eine Mischung aus lehmfarben und grau. Ihre Augen sind ebenfalls grau wie meine, aber anders grau. Langweilig grau. Sie trägt ein Kostüm und zieht hektisch an ihrer Zigarette. Die Fingerkuppen ihres rechten Zeige- und Mittelfingers sind vom Nikotin ganz gelb.
    »Hallo.« Wer ist das? Ich reiche der Maus ein Glas mit Champagner und warte.
    Sie raucht hektisch weiter. Das gefällt mir nicht. Davon mal ganz abgesehen habe ich nirgendwo hingeschrieben, dass hier geraucht werden darf. Das Nichtrauchergesetz gilt nämlich auch bei mir, und auch, wenn das hier eine geschlossene Gesellschaft ist, will ich nicht, dass es so eklig stinkt. Aber das scheint der Maus egal zu sein. Sie raucht, als ginge es um Leben und Tod, und starrt mich aus ihren grauen Augen erwartungsvoll an.
    Ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung, wer das sein könnte. Glücklicherweise gibt es Mia. Höflich reicht sie der Maus ihre Hand. »Ich bin Mia.«
    »Ich bin …«, sagt die Maus und schaut mich wieder an. »Sag mal, Leo, erkennst du mich wirklich nicht?«
    »Äh … nein.« Was kann ich verlieren, wenn ich ehrlich bin?
    Sie lässt ihre Zigarette fallen und zündet sich sofort eine neue an. Ihre Hand zittert. Schnell hebe ich die Zigarette auf und werfe sie in ein halbleeres Champagnerglas, weil ich keine Lust habe, dass der gute Dielenboden leidet. Eins ist sicher: Auf gar keinen Fall wird diese Maus mir gleich mitteilen, dass ich der Vater der vor fünf Jahren geborenen Luna/Sophie/Charlotte bin und sie jetzt einfach findet, dass es an der Zeit ist, dass ich das weiß. Mit dieser Frau war ich garantiert nie im Bett.
    »Ich habe mich so über deine Einladung gefreut«, erklärt die Maus und nimmt zwei tiefe Lungenzüge. »Ich dachte, endlich hat er sich gemeldet, endlich. Er hat mich also nicht vergessen.«
    »Natürlich nicht«, entgegne ich lahm.
    »Immer hab ich an dich gedacht.« Jetzt sehe ich Tränen in ihren Augen glitzern. »Ein paar Mal war ich drauf und dran, dich anzurufen, aber dann dachte ich: ›Nein, er muss von selbst darauf kommen.‹«
    »Ja, auf was denn?«, fragt Mia neugierig. Mr. Bean hat von Gott weiß wo einen Aschenbecher geholt und hält ihn unter die Zigarette der Maus, die das aber gar nicht registriert.
    »Darauf, dass man einen Schwur nicht einfach bricht. Ich habe mich daran gehalten.« Nun ist die Stimme noch nicht hysterisch, zumindest aber schon sehr schrill.
    Mir schwant Fürchterliches.
    »Ach …«, wispere ich.
    »Ja, ach, Leo. Ach, ach, ach. Was hat er mir ewige Liebe geschworen, bewiesen hat er es, hier, hier!« Anklagend hält die Maus ihren freien Arm hoch und deutet mit der Zigarette auf einen klitzekleinen weißen Strich.
    Scheiße. Sabrina Hielscher, mit der ich Blutsbrüderschaft geschlossen habe, sieht noch schlimmer aus als die Klos in der Jugendherberge damals. Irgendwie muss ich aus dieser Nummer rauskommen, ohne dass jemand Schaden nimmt oder es Tote gibt.
    »Aber da waren wir doch noch Kinder«, leiere ich lahm herunter, während Mia anfängt, hinter vorgehaltener Hand zu kichern.
    »Wir waren Kinder!«, äfft Sabrina mich laut und herrisch nach. »Hast du mich deswegen eingeladen, um mir das zu sagen, ja? Vorsicht, mein Lieber. Ich nehme solche Dinge sehr ernst. Mit mir ist nicht zu spaßen. Fast geheult hast du damals, als ich mich nicht küssen lassen wollte.«
    »Nein, nein«, wehre ich ab. »Da verwechselst du was. Fast geheult habe ich, weil es nie genug zu essen gab und ich dauernd hungrig war. Es gab immer nur lauwarme Suppe mit einem viel zu hohen Wasseranteil. Und die war nicht mal gewürzt.«
    Das stimmt wirklich. Wahrscheinlich habe ich deswegen mit dem Kochen angefangen. Solche Traumata sitzen tief und bleiben ewig an einer Psyche kleben.
    »Ich fordere jetzt mein Recht ein!« Nun brüllt Sabrina, und ich bekomme ein wenig Angst. Nicht, dass sie gleich durchdreht. Das würde man dieser grauen Maus zwar

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