Die Niete Im Bett
Erotikseminar hocke und mein unattraktives Gegenüber mir erklärt, dass seine Erektion nichts mit mir zu tun hat. Schönen Dank auch.
Vielleicht sollte ich ihm mal gepflegt in die Eier treten. Da das Vulgäre aber nicht mein Stil ist, lasse ich es bleiben. Leider hört Gerd nicht auf mit seinem »Oje, oje«. Er scheint sich kurz vorm Höhepunkt zu befinden, was aber natürlich auch nichts mit mir zu tun hat.
Leo
»Der Manni hat’s echt nicht mehr drauf«, flüstert mir die Dunkelhaarige zu, während sie mit den Fingern sanft meine Oberschenkel streichelt. Im Normalfall würde mir das gefallen, aber ich muss dauernd an das Andrea-Berg-Sweatshirt denken und male mir insgeheim aus, wie es bei ihr zu Hause aussieht. Ich verwette meine linke Hand darauf, dass sie einen gekachelten Couchtisch hat und so komische Drucke in billigen Wechselrahmen, womöglich irgendwas von Salvador Dalí oder zwei Schwäne, die mit ihren Hälsen ein Herz bilden. Wer Andrea Berg hört, hat gekachelte Fußböden und Bistro-Gardinen in der Küche, auf denen sich eingewebte Kätzchen tummeln. Man wohnt irgendwo außerhalb, kehrt samstags die Straße, nachdem man im Bau- und/oder Supermarkt im Industriegebiet war, und nachmittags wird der Rasen gemäht. Jeden Tag! Ältere Semester backen dann noch einen Sonntagskuchen, und niemand geht mehr in die Kirche, stattdessen schaut man lieber eine Sendung über schwererziehbare Jugendliche auf RTL II .
»Du bist der Leo, gell?«, werde ich gefragt. Ich nicke.
»Ich bin die Cheyenne. Ich komm aus Kölleda und wohn erst seit ein paar Jahren in Hamburg.«
»Aha.« Mich interessiert nicht, wo Kölleda ist und auch nicht, wie lange sie hier wohnt.
Ihre Finger streicheln nun meinen Bauch, wobei es eher ein Kratzen ist.
»Grrrrrr«, macht Cheyenne dabei, und wenn ich keine Maske trüge, würde ich jetzt vor Scham die Augen schließen. Andererseits findet sie mich offenbar attraktiv, und das ist das Wichtigste! Ich will ja etwas erreichen. Ich will Sarah beweisen, dass ich’s draufhabe.
»Ich bin eine kleine Wildkatze«, sagt Cheyenne. »Und ich will’s dir zeigen. Cccchhhhh!«, faucht sie, und mich wundert es nicht, dass der Manni es echt nicht mehr draufhat. »Der Manni mag das nicht. Er will gar nicht mehr. Er sagt, ich würde ihn nerven«, plappert Cheyenne. »Aber du bist bestimmt ein Wilder.«
Sie hat es erkannt! Nicht, dass ich mit ihr ins Bett gehen würde, für kein Geld der Welt − aber sie hat die richtigen Worte gesagt. Ein Wilder! Jawohl!
»Vielleicht«, sage ich vage und versuche, sie damit noch weiter aus der Reserve zu locken. Möglicherweise sagt sie ja noch ein paar nette Dinge über mich?
»Ich gehe gern mit dem Manni in den Swingerclub«, erzählt Cheyenne weiter. »Da haben wir halt schon versucht, unser Sexleben wieder aufzupeppen, aber irgendwie wollte es nicht klappen, und deswegen hat der Manni gemeint, wir sollten das hier mal probieren. Vielleicht mögt du und deine Frau mal mit in den Swingerclub kommen. Es gibt einen total schönen in Wilhelmsburg, der heißt Spicy Island . Da sind voll die netten Leute.«
In Wilhelmsburg. Sicher. In der Bronx gibt es bestimmt auch nette Leute. Man muss sie bloß finden.
»Und das Büfett da ist auch immer total lecker. Letztens gab es Erbsensuppe mit Würstchen.«
Jetzt drehe ich fast durch. Erbsensuppe im Swingerclub. Wer macht denn so was?
Ich antworte nicht, und Cheyenne sagt auch nichts mehr, sondern versucht, meine Mitte zu finden.
Hoffentlich hat Mia mehr Glück. Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich sie mit hierher gezerrt habe, aber was hätte ich denn machen sollen? Das hier ist nun mal nur für Paare.
»Versucht, die Berührungen zu genießen, seid forschend, aber nicht aufdringlich. Überlegt, was an eurem Partner anders ist, denkt darüber nach, wo ihr ihn gerne berühren möchtet«, schwadroniert dieser Mark herum. »Begreift es als eine Schatzsuche, eine Suche nach der verlorenen Lust!«
Wir müssen noch ein paar Minuten weitertätscheln, dann sollen wir die Übung mit unserem jeweiligen echten Partner noch mal wiederholen. Dabei sollen wir den Unterschied spüren und auf uns wirken lassen. Das, so erklärt Mark, hilft uns, den Körper des Partners neu zu entdecken, und das sei der erste Schritt zu einem besseren Miteinander.
Alle setzen nun ihre Masken ab. Mia funkelt mich böse an. Ihre Haare sind platt an ihren Kopf gedrückt, und ihr Gesicht hat ein paar Knautschfalten.
»Das wirst du mir
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