Die Niete Im Bett
Fahrrad und machten Quatsch.
Mit Mark habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben betrunken, und mit geschätzten zehn Promille tanzten wir gemeinsam auf einem der vielen Dorffeste herum, das heißt, wir taumelten eher. Am nächsten Morgen hatten wir gemeinsam einen Kater, schworen uns gemeinsam, nie wieder Alkohol zu trinken, und waren beide froh, diesen katastrophalen Tag nicht alleine durchstehen zu müssen.
Dann machte Mark irgendwann Abitur und beschloss, für ein Jahr nach München und Wien zu gehen und Praktika in allen möglichen Werbeagenturen zu absolvieren, um danach Grafikdesign zu studieren. Ich ließ ihn ungern ziehen, aber ich wollte seinem Erfolg auch nicht im Weg stehen. Natürlich haben wir gemailt und telefoniert, aber wie das so ist, wurde es mit der Zeit immer weniger, und als Mark mir dann schrieb, er habe eine Christina kennengelernt und sei bis über beide Ohren verliebt, brach der Kontakt fast ganz ab, was daran lag, dass er nur noch dieses Mädchen im Kopf hatte und sonst gar nichts. Mark blieb dann auch ganz im Süden, aber das hat mich nicht mehr so sehr interessiert, weil ich irgendwann einen Alexander kennengelernt und mich sehr in ihn verliebt hatte, da war Mark dann endgültig abgeschrieben.
Irgendwann haben Mark und ich dann fast gar nichts mehr voneinander gehört, manchmal hat man noch aneinander gedacht, sich zu Geburtstagen gratuliert, und vor zwei Jahren hatte ich die Einladung zu Marks Hochzeit mit einer anderen Frau namens Katharina im Briefkasten, zu der ich aber leider nicht gehen konnte, weil ich kurz vorher eine entsetzliche Wurzelbehandlung hatte.
Damals hatte ich schon lange in Hamburg gewohnt, hier war ich wegen Oliver hergezogen, der meinte, er könne nirgendwo sonst leben. Also habe ich in der Hansestadt Jura studiert, um dann, als ich meinen Abschluss in der Tasche hatte, festzustellen, dass die Rechtsverdreherei überhaupt nichts für mich ist. Stattdessen habe ich mit einer Freundin einen Laden aufgemacht, in dem es selbst gebackene Kuchen, Trüffel und andere Leckereien gibt. Bisher die beste Entscheidung meines Lebens, auch wenn ich den Laden mittlerweile alleine schmeißen muss, weil Sophie, meine Freundin, Zwillinge bekommen hat.
So. Das nur am Rande.
Sex mit Mark hatte ich übrigens nie, und das ist auch gut so.
Er ist – wie Leonhard – wie ein Bruder für mich. Eigentlich wurde Mark von Leonhard ersetzt.
Jedenfalls freue ich mich riesig.
»Mark, Mark, Mark! Was machst du hier? Ach, wie lange ist das denn her? Zehn Jahre?«
»Weit über zehn«, sagt Mark und küsst mich hundertmal hintereinander auf beide Wangen, was von den anderen Seminarteilnehmern inklusive Leonhard etwas irritiert zur Kenntnis genommen wird, aber das scheint Mark nicht im Geringsten zu stören. »Ich bin jetzt 35, du wirst 33, kurz nach dem Abi haben wir uns zum letzten Mal gesehen, Mensch Mia, das ist ja wirklich gut fünfzehn Jahre her!«
Die anderen Kursteilnehmer räuspern sich, was ich nachvollziehen kann. Sie haben ja nicht viel Geld bezahlt, um sich anzuhören, wie lange Mark und ich uns nun schon nicht mehr gesehen haben.
Eins verstehe ich allerdings nicht. Mark hat doch Grafikdesign studiert und hat, soweit ich mich erinnern kann, eine eigene Werbeagentur. Was macht er dann hier in diesem Seminar, und das nicht als Teilnehmer, sondern als Leiter? Gerade öffne ich den Mund, um ihn zu fragen, da sieht Mark mich durchdringend an.
»Ich weiß, was du jetzt sagen willst«, raunt er mir zu. »Tu’s bitte nicht, ich erkläre es dir später.« Mit diesen Worten schiebt er mich zurück in Richtung Stuhl und zwinkert gleichzeitig Leonhard verschwörerisch zu. Leonhard erwidert das Zwinkern nicht, stattdessen sieht er so aus, als würde er nur noch Bahnhof verstehen.
»Wer ist das denn?«, flüstert er mir zu, als ich wieder neben ihm sitze.
»Ein Freund von früher.«
»Aha. Hattest du mal was mit dem?«
Ich sehe ihn stirnrunzelnd an. »Wieso fragst du das?«
»Weil es mich interessiert.« Leo schaut angestrengt nach vorn, wo Mark am Stehpult seine Unterlagen sortiert.
»Nein, hatte ich nicht. Er ist ein alter Freund, wir haben im selben Haus gewohnt.«
»Ihr habt in einem Haus gewohnt, und zwischen euch ist nichts gelaufen?«
»Herrje, Leonhard. Da waren wir noch Kinder.«
»Ich frage ja auch nur.«
»Können wir uns jetzt vielleicht mal auf das Seminar konzentrieren?«, pampe ich ihn an. »Immerhin bin ich nur dir zuliebe hier und habe dafür extra den Laden
Weitere Kostenlose Bücher