Die Niete Im Bett
den Moment richtig auskosten.
Und dann ist heute Abend auch noch dieser behämmerte Kurs. Wie kann ich Leonhard bloß dazu überreden, das sein zu lassen? Nichts gegen Mark, wirklich, aber so ein Kurs scheint mir einfach nicht das Richtige für Leonhard zu sein. Und für mich schon mal gar nicht. Damit meine ich jetzt nicht, dass ich alles über Sex weiß und eine Granate im Bett bin, aber erstens sind Leonhard und ich kein Paar und zweitens kommt mir das alles sinnlos vor. Wer kriegt denn durch Gepuschel sein Sexleben wieder in den Griff?
Aber ich werde hingehen, weil ich neugierig bin. Auf Marks Geschichte natürlich. Hoffentlich hat er heute Zeit, nach dem Seminar mit mir was trinken zu gehen.
Leo
Wir sind vollzählig und warten nur noch auf Mark, der ein paar Sekunden später durch die Tür kommt. Er wirkt irgendwie aufgeräumter als gestern Abend, und ich bin gespannt, was heute auf dem Plan steht.
»Schön, dass ihr alle wieder da seid«, begrüßt er uns. »Es ist nämlich oft so, dass die ein oder anderen nach dem ersten Kursabend nicht mehr wiederkommen, weil sie mit der Offenheit nicht umgehen können. Ihr aber scheint gefestigte Persönlichkeiten zu sein, das freut mich sehr.« Er schaut uns nacheinander fast liebevoll an. Wir sitzen wieder auf unseren Klappstühlen und warten gespannt auf seine Anweisungen.
»Unser heutiges Thema ist die Verbalerotik«, erklärt Mark freundlich. »Das kennt wohl jeder von uns. Man will seinem Partner oder seiner Partnerin das Richtige sagen, aber es fällt einem nichts ein. Oder Sexwünsche. Wie formuliert man die so, dass der andere scharf wird? Dass unser Gegenüber nicht schockiert, sondern interessiert ist? Wir werden lernen, wie man Missverständnissen vorbeugt, wie man Unsicherheit bekämpft und nicht enttäuscht wird. Unsere Worte werden eine erotische Kraft bekommen. Denn wenn man weiß, wie man es machen beziehungsweise sagen muss, ist der Rest ein Kinderspiel. Der richtige Sextalk macht das Vorspiel zu einem Erlebnis, regt die Fantasie an und kann den Orgasmus intensivieren. Die richtigen Worte zur richtigen Zeit, das ist unser Ziel für heute Abend. Wir werden praxisorientiert arbeiten und diverse Sextalk-Varianten ausprobieren. Und nach eineinhalb Stunden werdet ihr aus diesem Raum gehen und es nicht erwarten können, nach Hause zu kommen, um dort übereinander herzufallen.« Mark macht eine Kunstpause, um seine Worte auf uns wirken zu lassen.
Keiner sagt etwas.
»Nun denn«, ergreift er wieder das Wort. »Kommt bitte nach vorn, nehmt euch Kissen und setzt euch in einen Kreis.«
Neben mir räuspert sich Mia, und ich schaue zu ihr rüber, um festzustellen, dass sich auf ihrer Stirn gleich mehrere Zornesfalten gebildet haben. Das ist ein schlechtes Zeichen, wie ich aus Erfahrung weiß. Diese Falten bedeuten nichts Gutes. Mia ist kurz vorm Explodieren.
»Das wirst du mir büßen«, zischt sie mir wütend zu, während wir aufstehen und nach vorn gehen. »Und wie du mir das büßen wirst.«
Ich antworte nicht, weil ich darüber nachdenke, wie ich zu Sarah gehen und sie mit meinen heute Abend gelernten Worten zur Ekstase treiben werde. Wie sie sich mit der Zunge über die Lippen fahren wird, während ich die richtigen Formulierungen verwende. Wie sie mich lasziv und fordernd anblicken wird, wie sie kurz vor dem Höhepunkt »Du bist der schärfste Liebhaber der Welt, Leo!« schreien wird. Wie sie …
»Nimmst du dir jetzt bitte ein Kissen?«, richtet sich Mark an mich. »Die anderen warten schon.«
Ich tue, was er sagt, und setze mich neben Mia.
»Setzt du dich bitte deiner Frau gegenüber?«, bittet mich Mark nun. »So wie alle das tun.«
Ich platziere mich Mia gegenüber, die meinem Blick ausweicht.
»Wir werden die Sache nun gemeinsam ganz locker angehen«, sagt Mark enthusiastisch. »Ich habe mir ein paar Ausdrücke notiert, die recht heftig sind. Viele Leute scheuen sich davor, solche Worte vor dem Partner auszusprechen, weil sie Angst haben, primitiv zu wirken. Aber merkt euch eins. Beim Sex gilt: Erlaubt ist, was gefällt!« Er nimmt ein Notizbuch zur Hand und blättert darin herum.
»Gut«, sagt er dann. »Fangen wir mit den Männern an. Ich sage die Formulierung vor, und ihr Männer sprecht mir im Chor nach. Bereit?«
»Ja«, antwortet der Chor. Ich kann Mias Wut körperlich spüren.
»Bist du meine scharfe, kleine, verdorbene Wildkatze, die den Hals nicht voll genug bekommen kann?«
Ich glaube, ich höre nicht richtig. Während Mia mich
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