Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Winter
Vom Netzwerk:
Männer, die nicht nur mit mir ins Bett wollen, weil sie die Bestätigung brauchen, keine Niete zu sein.
    Wäre Leonhard jetzt hier, er würde Augen machen!
    Ich trage ein dunkelgrünes Kleid, das kurz über den Knien endet, schwarze Lederstiefel mit hohen Absätzen und halterlose Strümpfe. Jawohl. Halterlose Strümpfe. Die Haare habe ich hinten zusammengebunden und hochgesteckt, nur ein paar einzelne Strähnen habe ich mit einem Lockenstab in Form gebracht. Und jetzt sitze ich hier auf einem Barhocker, trinke Wein und habe das Gefühl, alle Klischees dieser Welt zu bedienen. Ich wirke hundertprozentig wie eine alleinstehende Frau, die verzweifelt versucht, noch einen abzukriegen, der ihr möglichst bald ein Kind macht, weil sie die biologische Uhr ticken hört. Am besten, ich gehe wieder.
    »Ist hier noch frei?«, ertönt da eine dunkle Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und blicke in zwei freundliche blaue Augen in einem attraktiven, markanten Gesicht.
    »Falls da niemand mit einer Tarnkappe sitzt, ja«, sage ich und ärgere mich sofort über meinen bescheuerten Witz.
    Der Mann macht trotzdem höflich »Hahaha«, lässt sich neben mir nieder, ordert einen Whisky auf Eis, und ich wiederum hoffe, dass er das nicht nur tut, um besonders männlich zu wirken.
    »Mein Name ist Gerold Freiherr von Barbitz-Hohstetten«, stellt er sich vor, und ich verschlucke mich fast an meinem Getränk. Sofort muss ich daran denken, wie grandios sich Mia Freifrau von Barbitz-Hohstetten anhören wird; ich werde dann einen ausklappbaren Ausweis brauchen, weil ich noch drei weitere Vornamen (Marie, Helena, Charlotte) habe, und wenn ich meinen Nachnamen noch als Doppelnamen dazunehme, muss der Ausweis zweimal ausgeklappt werden. Mia Marie Helena Charlotte Wolfhard Freifrau von Barbitz-Hohstetten. Oh mein Gott!
    »Darf ich Sie zu einem Champagner einladen?«, fragt der Freiherr, und anstatt zu nicken, sage ich: »Ach, es wäre doch schade um meinen Wein.«
    »Den übernehme ich selbstverständlich auch.« Er lächelt milde. Warum habe ich das bloß gesagt? Jetzt sieht es so aus, als könne ich mir nicht mal einen Weißwein leisten oder hätte es darauf abgesehen, dass mir jemand den blöden Wein bezahlt. Der übrigens wirklich sauteuer ist.
    »Was führt Sie hierher?«, fragt der Freiherr, nachdem er nonchalant und ganz der Mann von Welt eine Flasche Heidsieck bestellt hat. In seiner Sakkotasche befindet sich bestimmt ein seidenes Einstecktuch.
    »Ich bin geschäftlich unterwegs und entspanne mich ein bisschen«, lüge ich, weil ich ungern sagen möchte: »Ich suche einen Mann, der mich toll findet und wegen mir eine Erektion bekommt.«
    »Ich auch«, lächelt mein Sitznachbar und beobachtet dann, wie der Barkeeper die Flasche entkorkt. »Ich komme aus Lübeck und verweile ein paar Tage hier.«
    Aha. Er verweilt. Sofort habe ich alte Stadthäuser in Lübeck vor Augen, mit Bleiglasfenstern, Parkett, Stuck und Wandmalereien, Ahnentafeln und leise Dienstboten, die fürsorglich den Kamin im Schlafzimmer anfeuern, wenn draußen ein Schneesturm tobt.
    Ich bin verrückt. Ich suche ja keinen Mann zum Heiraten, sondern bloß einen, der mir das Gefühl gibt, eine attraktive Frau zu sein. Der mich hofiert und mir Avancen macht. Ja, der mit mir ins Bett will, weil er mich einfach nur zum Umfallen scharf findet.
    »Wie schön.« Wir bekommen eingeschenkt und stoßen an. Der dienstbeflissene Kellner stellt die Flasche in einen eisgefüllten Kühler.
    »Gerold«, sagt der Baron, hebt sein Glas und strahlt.
    Das geht aber schnell. Andererseits, warum nicht? Wir sind erwachsene Menschen, und Gerold scheint zu wissen, was er will. Warum das lange Geziere? Wir wissen beide, wieso wir hier sind. Mir ist seine direkte Art sogar ganz sympathisch.
    Also hebe ich mein Glas ebenfalls, sage »Mia«, und wir trinken und schauen uns tief in die Augen.
    »Darf ich dich was fragen, Mia?«
    »Klar.« Ich versuche, lasziv auszusehen.
    »Würdest du mal für mich gackern?«
    »Äh … was?«
    »Gackern«, sagt Gerold. »Gackern wie ein Huhn.«
    Ich bin völlig perplex. »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil ich das scharf finde«, sagt Gerold, dessen Stimme nun heiser wird. »Dann laufe ich hinter dir her, fang dich ein und stutz dir die Flügel, du geiles Stück. Und dann besorg ich es dir, aber so richtig.«
    Das ist jetzt nicht wahr.
    »Das kann nicht dein Ernst sein«, versuche ich die Situation zu entschärfen. »Du machst Witze.« Ja. So muss es sein.
    »Nein, nein.

Weitere Kostenlose Bücher