Die Niete Im Bett
zurückhaltend in die Hände. Mr. Beans Kopf ist knallrot, und man merkt, dass ihm die Situation wahnsinnig unangenehm ist. Nachdem wir umgezogen sind, stellen wir uns wieder vor Arbogast und Roderich auf, die uns in ihren gestörten Verkleidungen kritisch mustern. Ich finde das mittlerweile alles nur noch entsetzlich und weiß, dass es Mr. Bean und den anderen Teilnehmern genauso geht, aber ich traue mich nicht, den beiden kostümierten Veranstaltern zu sagen, dass sie sich mal gehackt legen können mit ihrem komischen Kurs.
»Nun nehmet die Keulen!«, befiehlt Roderich laut, und wir gehorchen. Die Keulen sind offenbar naturgetreu nachempfunden, denn sie sind aus schwerem Holz.
»Nun werdet ihr lernen, für etwas zu kämpfen«, sagt Arbogast theatralisch und faucht plötzlich. »Wir sind eure Beute. Uns wollt ihr bekämpfen und erlegen, damit ihr und eure Familien Nahrung habt. Ihr müsst siegen, damit ihr für eure Frauen begehrenswert seid. Und wenn ihr das seid, werdet ihr auch guten Sex haben. Dann seid ihr perfekte Liebhaber. Granaten im Bett. Und das wollt ihr ja. Also. Legt los. Kämpft mit uns. Einer nach dem anderen. Dann geht in die Höhle zu euren Frauen, die unser Fleisch braten und aus unserem Fell wärmende Decken herstellen.«
Sie springen vor uns auf und ab. Irgendwie sieht das verdammt lächerlich aus.
»Wer fängt an?«, brüllt der Säbelzahntiger aggressiv.
»Uga, uga!«, schreit plötzlich ein Mann rechts von uns. Er ist schätzungsweise einen Meter fünfzig groß, hat eine Nickelbrille auf der Nase, und seine Haut ist so weiß, dass er als Schneemann durchgehen könnte. Er springt vor, schwingt die Keule und beginnt, Arbogast und Roderich damit hinterherzujagen. Die beiden flüchten fauchend und versuchen dabei, die typischen Bewegungen der Tiere nachzuahmen, deren Fell sie tragen, was ihnen aber nur bedingt gelingt. Der Weißhäutige schwingt bedrohlich seine Keule und will auf den Bären, der ihm am nächsten ist, eindreschen, doch der Bär weiß sich zu wehren und wirft sich auf den Angreifer. Die Keule fliegt durch die Luft und landet neben den kreischenden Frauen an der Feuerstelle, beide Männer wälzen sich am Boden und fluchen dabei wie die Rohrspatzen. Es sieht ein bisschen so aus, als hätten sie Sex, was die Situation, in der wir uns gerade befinden, auch nicht besser macht.
Ich schaue zu Mr. Bean, der das Szenario mit offenem Mund verfolgt.
Nach einigen Sekunden des Ringens hat der Bär die Oberhand. Der Weißhäutige liegt unter ihm und röchelt, und der Bär, der auf seinem Brustkorb sitzt, hebt beide Pfoten in die Luft und schreit: » SIIIIIIIEEEEEG !«
Mir ist das alles so unangenehm, dass ich eher eine chronische Nierenbeckenentzündung in Kauf nehmen würde, als das hier weiter mitansehen zu müssen. Aber die kriege ich durch die Kälte wahrscheinlich sowieso.
Der Bär erhebt sich vom Weißhäutigen, der sich nun ebenfalls ächzend aufrichtet und mit gesenktem Kopf dasteht. »Weichei«, brüllt der Kostümierte und knallt dem Gedemütigten dann noch den Satz »Aus dir wird NIE ein richtiger Dosenöffner!« an den Kopf, woraufhin der seine Sachen nimmt und einfach geht; ich vermute, zu einem Hochhaus, um dort runterzuspringen.
Er tut mir leid.
Der Bär macht ein paar Dehn- und Lockerungsübungen, dann stellt er sich neben den Tiger, und beide fordern Mr. Bean auf: »Jetzt du! Zeig, was du kannst. Werde zum Dosenöffner!«
Mr. Bean spuckt in die Hände, hüpft einige Male auf und ab. Und plötzlich erinnere ich mich voller Entsetzen daran, dass er ja einen schwarzen Gürtel in Karate hat.
»Warte!«, zische ich ihm zu, aber er geht schon auf die beiden zu. Entschlossen wie ein Kämpfer.
Mir wird schon wieder schlecht. Aber nicht, weil ich Angst um Mr. Bean habe, sondern weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass dieser Kampf relativ schnell vorbei sein wird.
11
Mia
Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich zu Hause geblieben, um mit einem Glas Wein in der Wanne zu liegen und meine Café-del-Mar-CD zu hören. Aber so hocke ich aufgebrezelt wie eine Nutte in einer angesagten Bar in Eppendorf und hoffe, dass mir niemand Geld für einen Blowjob anbietet.
Eine Bekannte hat mir erzählt, dass man in diesem Laden hier ganz leicht die tollsten Männer kennenlernt, die einem schon nach fünf Sekunden Cocktails spendieren, weltgewandt und höflich sind, sich gut kleiden, einen sicheren Job haben und keine Altlasten mit sich herumschleppen. Also ideale Männer für mich.
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