Die Niete Im Bett
bewerbe, schneide ich mir lieber den Schwanz in Scheiben ab. Aber das sage ich natürlich nicht laut, sondern nicke nur verständnisvoll. Mr. Bean verdreht die Augen, sagt aber auch nichts.
»Ein paar Mal hatte ich Sex, aber es war nicht schön«, sagt Moritz jetzt traurig.
»Warum war es denn nicht schön?«, will ich wissen.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht weil es in meinem Kinderzimmer zu kalt war.«
»In deinem Kinderzimmer?«
»Ja, ich wohne doch bei Mutti.«
»Ach richtig, das hatte ich vergessen. Wie hat denn der Frau der Sex gefallen?« Ich wittere meine Chance. Vielleicht finde ich ja jetzt die Antwort darauf, was eine Niete im Bett ist.
»Ich glaube, sie fand es auch nicht so gut. Sie meinte, ich sei ein netter Kerl und man könne gut mit mir Gesellschaftsspiele spielen, aber mehr nicht.«
»Und dann?«
»Ist sie gegangen, und ich habe mit Mutti zu Abend gegessen.«
»Und was war mit den anderen Malen?«, frage ich.
»Das war so ungefähr dasselbe. Es ist ganz schön frustrierend. Deswegen bin ich zu den Dosenöffnern gegangen.«
Das hört sich ja so an wie der Gang zu den Anonymen Alkoholikern.
»Ich will es einfach wissen«, sage ich zu mir selbst.
»Was denn?«, fragen Mr. Bean und Moritz gleichzeitig.
»Was ist gut im Bett , verdammt noch mal?«
Dass Moritz mir darauf keine Antwort geben kann, ist mir klar. Aber die Frage gärt in mir, seitdem Sarah mich vor meiner kompletten Geburtstagsgesellschaft lächerlich gemacht hat.
»Wenn du das rausfindest, wirst du zum Ritter geschlagen«, erklärt mir Mr. Bean.
»Wie ist das denn bei dir?« Ich bestelle noch ein Bier.
»Was soll denn da sein?«, meint Mr. Bean. »Ich habe hin und wieder Sex, und der ist okay.«
»Was heißt denn okay? Schreit die Frau, brüllt sie, dass du es ihr besorgen sollst, will sie mehr, mehr, mehr?« Ich schreie fast, und die Kneipengäste schauen interessiert zu uns rüber. Ein Mann im Lendenschurz, ein anderer, der lautstark über Sex redet, das hat man ja auch nicht alle Tage.
Mr. Bean ist meine Lautstärke unangenehm. »Manchmal schon«, sagt er dann leise. »Manchmal aber auch nicht. Das ist völlig unterschiedlich.«
»Sagen die Frauen zu dir, dass du gut im Bett bist?«
»Ich hab noch keine gefragt.«
»Warum denn nicht?«
»Entschuldige bitte, das nächste Mal werde ich das nachholen. Nur für dich.« Mr. Bean schüttelt den Kopf und schaut beifallheischend zu Moritz, aber der sieht nun noch trauriger aus als vorher, wenn das überhaupt möglich ist.
»Bei mir haben die Frauen noch nie geschrien«, sage ich leise. »Einige wollten auch nach dem ersten Mal gar nicht mehr mit mir in die Kiste. Sie meinten, ich sei ein wirklich netter Kerl und mit mir könne man im Kino super Popcorn essen, aber mehr eben nicht. Also nach dem ersten Sex haben die das gesagt.«
»Dann geht es dir ja wie mir. Nur dass es bei mir nicht Popcorn, sondern Gesellschaftsspiele waren. Es ist ein Jammer«, sagt Moritz und hat nun Tränen in den Augen. »Wir sind eben keine wahrrren Dosenöffner«, fügt er dann noch hinzu.
12
Mia
Ich werde mir einen Vibrator zulegen. Der wird mich weder beleidigen noch perverse Dinge von mir verlangen. Der wird sich auch nicht beschweren. Und er wird machen, was ich will und wann ich es will.
Während ich in der Badewanne liege und entspannende Musik höre, überlege ich, mich bei einer Singlebörse anzumelden. Warum eigentlich nicht? Andererseits bin ich ja gar nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung. Oder doch? Nein, mir reicht es, wenn ich mich hin und wieder mit einem Mann treffe, so wie mit Benedikt, das war perfekt. Nein, eigentlich war es alles andere als perfekt. Ich mache mir ja gerade selbst was vor. Natürlich will ich einen Mann. Eine feste Beziehung. Aber wie sollte der Mann sein? Keine Ahnung. Ich mag es nicht, wenn Frauen pauschal sagen: »Er muss Humor haben und mich so nehmen, wie ich bin. Er muss treu sein und Hunde lieben. Und natürlich soll er Kinder wollen, genauso wie ich.« Ich habe zwar nichts gegen Humor, aber jeder Humor ist nun mal anders.
Ach, ich will einfach glücklich verliebt sein.
Oder am besten gleich lieben. So ganz innig und für immer.
Leo
»Ja, ich gebe es zu. Ich will Sarah immer noch zurück.«
Moritz, Mr. Bean und ich gehen langsam durch Hamburgs dunkle Straßen. Leichter Schneefall hat eingesetzt, man kann in die beleuchteten Erdgeschossfenster blicken und sieht Familien vor dem Fernseher sitzen oder Frauen beim Kochen in der Küche
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