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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Winter
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auch nicht angerufen, sondern er ist hier. Weil du ja auf Mallorca bist. Und weil im Haus die Handwerker sind.«
    »Hier sind keine Handwerker!«, krakeelt meine sonst eigentlich sanftmütige Mutter los.
    »Was hat sie denn?« Mr. Bean kommt näher, weil die Stimme meiner Mutter bis zu ihm gedrungen ist. Ich wedele mit der Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen, und zucke mit den Schultern.
    »Warum schreist du denn so?«
    »Ich schreie, weil ich das alles einfach nicht mehr ertragen kann. Darum schreie ich. Weißt du eigentlich, was hier los ist? Nein, das weißt du natürlich nicht, du wohnst ja nicht mehr bei uns.« Das hört sich fast wie ein Vorwurf an.
    »Sag es mir doch«, bitte ich sie, und Mr. Bean versucht, sein Ohr mit an den Hörer zu pressen, was aufgrund seiner Kopfgröße gar nicht so einfach ist.
    »Wo ist denn das Duschgel?«, ruft Moritz aus dem Bad.
    »Seit Jahren nervt er mich mit seiner Besserwisserei, mit seinem verdammten Hobbykeller und diesem elenden Garten. Egal wo wir sind, überall werde ich unterbrochen und belehrt, sogar an der Käsetheke. Ich sage: ›Sechs Scheiben von dem mittelalten Gouda‹, und Papa sagt: ›Nein, wir nehmen nur vier, kauf lieber übermorgen wieder frischen, der Käse ist nicht so lange haltbar.‹ Die Verkäuferin sagt: ›Ach, der hält schon länger als zwei Tage‹, und Papa sagt: ›Was verstehen Sie schon von Käse?‹«
    »Na ja, das ist doch jetzt nicht sooo dramatisch.«
    »Natürlich nicht. Wenn es nur einmal vorkommt, ist nichts wirklich dramatisch, es sei denn eine Amputation oder so was. Aber wenn man das jahrelang Tag für Tag hört, fühlt man sich so, als sei man einer Gehirnwäsche ausgesetzt.«
    »Und jetzt?«, frage ich.
    »Ich habe ihn rausgeschmissen. Ich brauche Zeit für mich. Ich werde mir gut überlegen, ob ich ihn zurückhaben will.« Ihre Stimme klingt sehr entschlossen, und ich bekomme Angst. Auch wenn ich schon lange volljährig bin, möchte ich nicht, dass meine Eltern sich trennen. Niemand will das. Man kann sich doch wieder zusammenraufen.
    »Habt ihr denn nie über eure Probleme geredet?«
    Nun wird Mama hysterisch. »Wie auf einen Ochsen hab ich auf ihn eingeredet. Umsonst. Völlig umsonst. ›Ich weiß gar nicht, was du meinst‹ ist seine Standardantwort. Er versucht ja nicht mal, über irgendwas nachzudenken. Hat er dir von der Eisenbahn erzählt?«
    »Er hat gesagt, er interessiert sich jetzt auch für so was, und er wollte hier in die Modellbahnausstellung gehen. Nach meiner alten Eisenbahn, also nach der von Opa, hat er auch gefragt. Aber das war alles ganz harmlos«, verteidige ich meinen armen Vater.
    »Harmlos nennst du das? Das gesamte obere Stockwerk ist nicht mehr bewohnbar, weil jetzt sämtliche Zimmer für die Eisenbahn gebraucht werden. Dann hockt er da, lässt Züge durch Tunnel und über Brücken fahren und freut sich wie ein kleines Kind. Die anderen Räume sind voll mit Ersatzschienen, kleinen Bauarbeitern und Miniaturfamilien mit Rucksäcken, es werden Kirchen und Masten gehortet, und in drei Kartons sind nur Ausgleichsmuffen.«
    Ich frage nicht, was das ist, weil es letztendlich ja auch egal ist.
    »Und nun?«
    »Nichts und nun. Ich will meine Ruhe haben. Ich will in den Garten gehen, um eine Zeitschrift zu lesen oder mich zu sonnen, und nicht, weil eine Kräuterspirale gebaut wird und ich ständig zu hören bekomme, wie anstrengend es ist, das alleine zu machen. Aber wenn ich helfe, ist es ja doch nicht gut genug.«
    »Vielleicht hast du ja eine Midlife-Crisis«, versuche ich zu beschwichtigen, und nun wird meine Mutter wirklich böse.
    »Die hatte ich schon vor dreizehn Jahren, an meinem Fünfzigsten«, schimpft sie. »Da hat dein Vater mir gesagt, dass er mir ab sofort nichts mehr zum Geburtstag schenkt, weil man ja nicht weiß, ob sich das noch lohnt, immerhin könne ich ja jetzt täglich über die Wupper gehen.«
    »Das hat er gesagt?« Ich kann es nicht glauben.
    »Genau das hat er gesagt.« Ihre Stimme droht zu kippen. »Und jetzt muss ich auflegen. Ich gehe mit Hilde auf einen Adventsbasar. Ab sofort tue ich nur noch die Dinge, die mir Spaß machen. Ich mache auch Nordic Walking, weil dein Vater das überflüssig findet. Und er kann sich mal gehackt legen, das kannst du ihm von mir ausrichten.«
    Sie legt einfach auf.
    »Meine Mutter hat meinen Vater rausgeschmissen«, informiere ich Mr. Bean.
    »Nach dem, was ich da gerade mitgehört habe, hätte sie das schon viel früher tun sollen«, lautet die

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