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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Winter
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dass er endlich wieder nach Hause fährt. Ich werde Mama noch mal anrufen und versuchen, zwischen den beiden Streithähnen zu vermitteln. So geht das ja auf Dauer nicht weiter. Mama soll Papa die Eisenbahn gönnen und einfach ihr eigenes Ding machen. Sie kann ja mit dem Hildchen verreisen, das wollte sie schließlich schon immer. Die beiden können eine Kreuzfahrt buchen und auf Safari oder ins Wellnesshotel gehen, und Papa spielt den Lokführer in seiner Eisenbahnwelt.
    Dann sind sie nicht dauernd zusammen, haben genügend Abstand, und wenn sie sich wiedersehen, ist die Freude groß. So einfach ist das. Ich werde das gleich morgen regeln.
    Aber jetzt muss ich erst mal schlafen. Ich ziehe die Überdecke von meinem Bett, nachdem ich mich im Dunkeln ausgezogen habe, dann krieche ich hinein, denke noch, dass ich doch eigentlich gar keine Überdecke habe, aber da bin ich auch schon eingeschlafen.
    Immer wenn ich vergesse, den Wecker zu stellen, wache ich noch vor der Weckzeit auf, weil ich Panik habe zu verschlafen. Das ist leider auch an Wochenenden so, deswegen stelle ich grundsätzlich meinen Wecker, sonst bin ich am Sonntagmorgen schon um halb sieben wach und weiß nichts mit mir anzufangen, außer Kika oder Phoenix zu schauen, Kanäle, in denen sprechende Brote und Schwämme vorkommen oder brandschatzende Wikinger, oder zum tausendsten Mal eine Dokumentation darüber, wie die Titanic nun wirklich untergegangen ist.
    Heute aber brauche ich aus anderen Gründen keinen Wecker.
    In meiner Wohnung herrscht ein solcher Lärm, dass ich befürchte, einen Hörsturz zu bekommen. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es Punkt sieben ist. Normalerweise stehe ich um viertel nach auf. Benommen taumle ich nach draußen, um mit meinem Vater zusammenzustoßen, der schon fit ist wie ein Turnschuh und aufgeregt hin- und herwuselt.
    »Ach, Plupsi, guten Morgen«, sagt er. »Ich habe Kaffee für alle gemacht und schon Brötchen geschmiert.«
    »Was heißt ›für alle‹?«, frage ich gähnend.
    »Morgäääääääääääähn!«, zwitschert Henriette Krohn, die aus irgendeinem Grund ebenfalls da ist und eine weiße gestärkte Schürze trägt. »Ich bin dann mal wieder in der Küche.« Geschäftig eilt sie davon.
    »Also noch mal, was heißt ›für alle‹?«, frage ich erneut und hoffe, dass Mr. Bean Edda gefragt hat, ob sie mir heute aushilft. Er selbst muss ja nach St. Peter Ording fahren, mit einer Frau, die er zwei Sekunden gesehen hat. Bitte. Soll er die Dame mal schön den ganzen Tag einladen, und dann, am Abend, dreht sie sich um und geht. Dann weiß Mr. Bean endlich mal, wie es sich anfühlt, nicht gewollt zu sein. Hoffentlich ist Edda nicht mehr böse auf mich.
    »Das, was es heißt. Die Handwerker sind da.« Mein Vater kollabiert fast vor Freude.
    Ich verstehe rein gar nichts. »Die Handwerker sind doch krank. Und andere Handwerker konnte ich doch so kurzfristig gar nicht bekommen«, lüge ich, ohne rot zu werden.
    »Dafür hast du ja deinen Vater«, sagt Papa stolz. »Gestern Abend habe ich noch mit Henriette zusammengesessen, und wir beide waren der Meinung, dass es nicht angehen kann, dass deine Wohnung an Weihnachten nicht renoviert ist. Das ist doch nicht schön so an den Feiertagen. Deswegen habe ich Bobo, Hinrich und Uwe angerufen, und die sind gleich losgefahren. Du kennst die drei doch, weißt du noch, damals, als du auf dem Schuldach gestanden hast und nicht mehr runtergekommen bist, da hat der Hinrich …«
    »Ja, Papa, ich erinnere mich.« Das ist jetzt ein böser Traum, oder? Hier sind nicht wirklich die drei dämlichsten Handwerker aus meiner Heimatstadt angereist, um meine Wohnung kaputtzurenovieren. Das darf unter gar keinen Umständen passieren.
    Und es gibt überhaupt nichts zu renovieren. Ich wohne hier seit einem Jahr, und die Wohnung war frisch saniert, als ich eingezogen bin. Was wollen die drei also?
    Da stehen sie auch schon. Blöd grinsend wie seit Jahrzehnten. Die werden auch noch im Sarg grinsen.
    »Moin, Leo.« Bobo tippt an seine Kappe, auf der sich der Werbeschriftzug des örtlichen Fischhändlers befindet. Hinrich und Uwe nicken nur. Reden war noch nie ihre Stärke. Alle drei sind so dünn, dass man Angst hat, der kleinste Windhauch könnte sie umpusten; sie können weder schwer heben, noch können sie sich etwas merken, sprich, sie haben kein wirkliches Kurzzeitgedächtnis. Ein Langzeitgedächtnis glaube ich auch nicht. Wenn man es ganz genau nimmt, haben sie überhaupt kein

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