Die Niete Im Bett
legt beide Arme um mich und drückt mich an sich.
»Erzähl weiter«, sage ich, während wir Richtung Feuerschiff spazieren und mir eine Möwe auf die Jacke kackt, was ich aber momentan gar nicht schlimm finde.
»Ich bin geschieden«, sagt er.
»Das tut mir leid.«
»Muss es nicht. Katharina hat mich verlassen, weil sie angeblich ihren Seelenverwandten gefunden hat. Der hieß Michael und war dann auch dummerweise gleichzeitig ihr Scheidungsanwalt. Sie haben sich in einer Konditorei kennengelernt; beide wollten das letzte Stück Apfelkuchen, so kamen sie ins Gespräch. Das war der Anfang vom Ende. Kinder haben wir zum Glück keine, obwohl ich gern welche hätte. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Und du? Was ist bei dir so alles passiert?«
Ich erzähle von meinem Studium, von Hamburg und meinem Laden, von meinen Freundinnen, von meinem Sport und von meinen Exfreunden. Am meisten erzähle ich von Benedikt, und glücklicherweise regt Mark sich wahnsinnig über ihn auf.
Die nächsten Stunden verbringen wir mit »Weißt du noch?«-Geschichten, während wir auf einer Bank sitzen, und da wird es auch schon dunkel.
»Was hältst du von einem gemütlichen Abendessen?«, fragt Mark. »Es ist nämlich ganz schön kalt, und ich hätte große Lust auf einen guten Rotwein.«
»Prima. Am besten, wir gehen ins Portugiesenviertel, da müssen wir nicht weit laufen.«
Ich hake ihn unter, kurze Zeit später sitzen wir im Warmen, und Mark bestellt einen guten Wein und eine Fischplatte für zwei Personen. Ich bin sehr hungrig, wie ich gerade merke.
Der Wein kommt, wir stoßen an, und mir wird langsam wieder warm. Ich habe mich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt.
»Ich habe mich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt«, sagt Mark und lächelt mich an. »Es ist wie früher, Mia. Wir haben mit dem Wiedersehen viel zu lange gewartet. Das darf nicht noch mal passieren. Es ist verdammt schön, mit dir zusammen zu sein. Als wäre gar keine Zeit vergangen.«
»Das geht mir genauso«, sage ich und fühle mich noch wohler.
Leo
Edda kommt nicht, und so muss ich das Café alleine schmeißen. Natürlich ist es heute proppenvoll, wie immer, wenn ich es nicht gebrauchen kann. Ich rase von der Küche zum Tresen und wieder zurück, und nach zwei Stunden bin ich schon fix und fertig. Aber da muss man halt auch durch. Irgendwie schaffe ich es ja letztendlich doch immer.
Viel mehr nervt mich meine Mutter, die dauernd anruft.
»Hat Papa jetzt eingesehen, dass ich recht habe? Habt ihr mal geredet? Hast du ihm gesagt, dass das mit der Eisenbahn so nicht geht? Bereut er alles? Will er, dass ich ihn zurücknehme?«
Wenn ich ihr jetzt sage, dass Papa momentan Besseres zu tun hat, als über seine Ehe nachzudenken, weil er nämlich mit meiner lieben und durchaus noch attraktiven Nachbarin meine Wohnungsrenovierung überwacht, reist Mama womöglich auch noch an, und das halten meine Nerven dann wirklich nicht aus. Also sage ich nur: »Ich hatte noch keine Zeit, mit Papa zu reden, aber heute Abend, spätestens morgen, werde ich das tun.«
Dann ruft Mr. Bean an. »Leo, du glaubst nicht, wie schön das ist, mit Anne am Strand entlangzulaufen. Es hat so was Ursprüngliches. Sie mag übrigens Krabbenbrötchen genauso gern wie ich. Das muss ein Zeichen sein.«
»Das freut mich. Hast du eigentlich den Getränkelieferanten bestellt?«
»Nein, wann denn?«
»Herrje, das ist dein Job!«
»Es ist doch noch total viel von deiner Geburtstagsfeier übrig. Hinten im Lager.«
Das stimmt.
»Und wenn du keine Zeit zum Kochen hast«, spricht er weiter, »beide Tiefkühltruhen sind bis oben hin voll mit dem Geburtstagsessen. Das kannst du in der Mikrowelle oder im Dampfgarer auftauen. Ich muss jetzt auflegen. Anne winkt schon ganz ungeduldig. Wir wollen hierbleiben, bis es dunkel wird, weil wir dann vielleicht den Mond sehen. Das wird …«
Ich lege einfach auf. Mein Blick fällt auf den Flyer. Tag 3: Beherrsche deine Lust!
Das hört sich jetzt nicht ganz so schlimm an. Wahrscheinlich wird man sich zusammensetzen und darüber austauschen, dass man eine Frau nicht immer ins Bett bekommen kann, wenn man gerade Lust hat, und dann soll man onanieren oder ein Bier trinken gehen. Ich überlege kurz, dann beschließe ich hinzugehen. Irgendwas muss ja dran sein an diesen Kursen, auch wenn ich sie bislang nicht sonderlich erbauend fand. Vielleicht lag es aber auch an Mr. Beans Anwesenheit.
»Tag«, sagt da jemand, der gerade durch die Tür gekommen ist.
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