Die Niete Im Bett
sanitären Anlagen sind auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.«
»Das glaube ich jetzt einfach nicht, Edda. Hast du etwa Mitleid mit denen?«
Edda schaut mich fassungslos an. »Ja natürlich. Die sitzen ja im Gefängnis. Wie kann man denn da kein Mitleid haben?«
Ich werde böse. »Weil sie vielleicht ungesetzliche Dinge getan haben? Raubüberfall zum Beispiel. Mord zum Beispiel. Totschlag im Affekt zum Beispiel.«
»Wegen Mordes sitzen nur drei ein«, rechtfertigt Edda die Insassinnen.
»Ich hatte das Vergnügen mit dieser Biggi«, erkläre ich. »Sie sitzt wegen bewaffneten Raubüberfalls.«
Da fällt mir etwas ein. »Ach du Scheiße. Sie hat noch meine Tasche.«
»Eben nicht«, sagt Edda. »Die liegt auf dem Rücksitz.«
Ich greife nach hinten, hole die Tasche und stelle sie auf meinen Schoß. Dann mache ich sie auf und durchforste den Inhalt.
»Aha. Mein Lipgloss fehlt, mein Rouge ebenfalls, die Kaugummis sind auch nicht da, und in meinem Portemonnaie ist kein Bargeld mehr, obwohl da zweihundert Euro drin waren.«
»Ja und?« Edda biegt auf die Autobahn ab und rast auf der Beschleunigungsspur entlang. »Man muss auch gönnen können.«
Ich sage nichts mehr, weil es sowieso sinnlos ist. Das Gloss war eh fast leer, das Rouge so halb, und das mit dem Bargeld ist nicht so wild. Viel schlimmer wäre es gewesen, wenn Biggi meine ganzen Karten geklaut hätte. Es gibt nichts Blöderes, als alles neu beantragen zu müssen.
»Soll ich dich nach Hause fahren?«, fragt Edda, die gerade dabei ist, uns in den sicheren Tod zu rasen. Ich begreife einfach nicht, wie diese kleine Kiste so schnell sein kann.
Wenn ich daran denke, jetzt gleich alleine zu Hause rumzuhocken, wird mir schlecht. Weil ich nämlich weiß, dass ich die ganze Zeit nur an Leonhard denken muss, dann anfange, Rotwein zu trinken, und ihn spätestens nach dem zweiten Glas anrufen werde. Das will ich auf gar keinen Fall.
»Du kannst auch bei uns pennen«, sagt Edda und beschleunigt. Wir fahren jetzt 220 km / h . »Wir haben noch ein paar Frikadellen von Leos Geburtstag in der Tiefkühltruhe. Hab ich mitgenommen. Kann ich uns in der Mikrowelle warm machen.«
Mein Magen knurrt auf Kommando. »Gut«, sage ich.
Leo
»Was genau bedeutet eigentlich ›gut im Bett‹?«, sinniere ich vor mich hin, während Mr. Bean das Kissen bezieht. »Muss man als Mann eine Frau acht Mal zum Orgasmus bringen? Muss die Frau ekstatisch schreien oder ›Du Hengst, du Hengst!‹ rufen?«
»Letzteres wäre ziemlich lächerlich«, meint Mr. Bean. »Aber das mit den Orgasmen wäre bestimmt nicht schlecht. Da würdest du einen bleibenden Eindruck hinterlassen.«
»Es hat sich auch so noch keine beschwert«, sage ich beleidigt. »Gekommen sind sie bis jetzt alle. Also, fast. Also, glaube ich.«
»Ha! Woher willst du das wissen?« Er schüttelt das Kissen auf und guckt mich dabei vielsagend an.
»Willst du jetzt mit dieser abgehalfterten Harry-und-Sally-Nummer anfangen? Die hat ja sooo einen langen Bart.«
»Aber es ist was Wahres dran«, meint er klugscheißerisch. »Woher will man es wissen? Also, so richtig? Sag doch mal!«
»Keine Ahnung. Das merkt man doch.«
»Sie merkt es bei dir , Leo. Aber du nicht bei ihr . Bei dir gibt es ja handfeste Beweise …«
»Ja, das weiß ich auch. Ich bin ja nicht bescheuert.«
»Aha.« Er schüttelt die Decke auf.
»Gut. Angenommen, sie spielt mir etwas vor. Warum tut sie das?«
»Weil sie keine Lust mehr hat, weil sie müde ist, weil sie dich nicht enttäuschen will, weil sie nicht möchte, dass du dich mies fühlst. Da gibt es hundert Gründe. Ich denke mal, die meisten Frauen tun es, weil sie wollen, dass du fertig wirst. Aber sie möchten es nicht sagen, weil du dich dann unter Druck gesetzt fühlst oder beleidigt bist. Oder sie tun halt so, als ob sie kommen, weil der Mann im günstigsten Fall erst will, dass sie vor ihm einen Höhepunkt kriegen, und dann erst ist er dran. Weil ja erst die Frau befriedigt sein muss.«
»Es ist ja auch schön, wenn sie befriedigt ist.«
»Um es auf den Punkt zu bringen, ich kann dir nicht mit Sicherheit sagen, wann jemand gut im Bett ist. Tatsache ist nur, dass Sarah nicht findet, dass du dazugehörst. Für sie bist du halt eine Niete.«
»Musst du dieses Wort sagen?«
»Tröste dich«, sagt Mr. Bean. »Zur Not hast du immer noch die Gummipuppe. Die sagt gar nichts. Das ist doch auch was. Und jetzt komm ins Bett.«
Ich trotte hinter ihm her.
19
Mia
»Danke.« Ich nehme Edda den heißen
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