Die Niete Im Bett
an der Elbe spazieren. Oder ich springe vom Michel. Wozu ich halt gerade so Lust habe.
Leo
»So ein bisschen Duschgel ist doch nicht schlimm.« Papa kommt mit einem Waschlappen angedackelt. »Wenn das einzieht, wirst du wenigstens mal richtig sauber. Ach, Plupsi, was war das schön, weißt du noch, wie ich dich damals gebadet habe, als du noch klein warst? Wir haben immer dieses Lied gesungen. ›Plantschi ist prima, Plantschi ist ’ne Wucht, mit Plantschi macht das Baden Spaß!‹«
»Papa, hör jetzt sofort auf.« Mir ist das vor Uwe, Hinrich und Bobo so was von peinlich. Aber die werkeln gerade im Flur herum und bekommen nichts mit.
Papa rubbelt weiter über meinen Oberkörper. Um die Hüften habe ich mir ein Handtuch geschlungen. Ich werde nicht zulassen, dass Papa mich überall abrubbelt.
»Das Wasser in der Küche läuft ja noch. Das kriegen wir schon hin. Es wäre einfach zu viel Aufwand, das Wasser im Bad jetzt extra noch mal anzustellen. Uwe hat Ewigkeiten gebraucht, bis er überhaupt den Haupthahn gefunden hat.«
Das glaube ich Papa aufs Wort.
Endlich ist er fertig.
»Was wird eigentlich alles gemacht?«, frage ich kraftlos. Von mir aus kann hier auch renoviert werden. Ich habe ja nichts mehr zu verlieren. Vielleicht hebt eine neue Wandfarbe meine Stimmung. Möglich wäre es.
»Alles, einfach alles wird gemacht. Ich habe das genau aufgeschrieben. Nachher kommt der Hausverwalter, Henriette hat mir die Nummer gegeben.«
»Gut.« Ich gehe mich anziehen. Das Duschgel juckt. Das ist doch ein gutes Zeichen. Ich fühle noch etwas.
Während ich kurze Zeit später sehr müde zum Café eiere, denke ich darüber nach, was ich Sarah noch sagen könnte. Und ich muss unbedingt in diesem Flyer nachschauen, welcher Kurs heute Abend stattfindet. Zum Glück habe ich den in der Tasche.
21
Mia
Ich laufe am Hafen entlang und beschließe, Mark anzurufen und ihn zu fragen, ob er Zeit hat. Ich mag nicht allein sein. Wenn man Single und traurig ist, fallen einem die vielen glücklichen Pärchen, die auf den Wegen entlangschlendern, noch mehr auf als sonst. Ich sehe an die hundert Paare, die engumschlungen oder händchenhaltend herumspazieren, knutschen und sich anstrahlen. Bei manchen kann ich die Gespräche belauschen, die meisten drehen sich um die gemeinsame Zukunft: »Ich hätte gerne die Kochtopf-Profi-Selection von Fissler.« »In jedem Fall brauchen wir einen schnurlosen Stabmixer und einen Trockner. Denk mal an die vielen Kinder, die wir kriegen wollen!« »Vanille- und pistazienfarben gestrichene Wände im Schlafzimmer fände ich wunderschön. Und dann diese antike Truhe von meiner Oma …«
»Du hast Glück«, sagt Mark, als ich ihn an der Strippe habe. »Ich hab mir heute freigenommen und den ganzen Tag nichts vor.«
»Prima. Ich stehe an den Landungsbrücken an der Elbe.«
»Bin in einer halben Stunde da.«
»So«, sage ich erwartungsvoll, nachdem wir uns am Hafen getroffen haben und ein Stück an der Elbe entlangspaziert sind. »Jetzt will ich aber wirklich alles wissen. Wieso machst du diesen Job? Wie geht es dir, wie geht es deiner Frau? Habt ihr Kinder?«
»Huch«, Mark hebt lachend die Hände, »das ist ja wirklich alles auf einmal.«
»Okay, dann fangen wir mit diesem Job an. Seit wann bist du Mr. Orgasmic?«
»Na ja, was soll ich da schon groß erzählen? Als freiberuflicher Grafiker lief es eben nicht sonderlich gut, da hatte ich eines Abends die Schnapsidee, solche Seminare anzubieten. Zu meiner Überraschung haben sich sofort, nachdem ich einen ersten Testaushang gemacht habe, jede Menge Leute gemeldet.«
»Es scheint also einen Markt dafür zu geben.«
Er zuckt mit den Schultern und lächelt mich schief an. »Jedenfalls einen größeren als für Grafiker.«
»Aber ist das nicht genau genommen …« Ich verstumme, so unverschämt will ich eigentlich gar nicht sein.
»Genau genommen was?«
»Ach, vergiss es.«
»Nein, jetzt sag schon.«
»Na, also, ob das nicht genau genommen Betrug ist?«
»Nö.« Er lacht. »Die Leute, die zu mir kommen, fühlen sich hinterher besser. Und darum geht es doch nur, oder?«
Ich denke nach, dann nicke ich. »Ja, schon. Aber du bist ja eigentlich gar kein Sex-Experte.«
Er zieht eine Augenbraue in die Höhe. »Wer sagt das?«
Jetzt muss ich lachen. »Okay, vergiss es. Jedenfalls bin ich froh, dass wir uns durch dieses Seminar nach so langer Zeit wiedergesehen haben, das ist die Hauptsache!«
»Ich find’s auch schön.« Mark bleibt kurz stehen,
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