Die Niete Im Bett
Teller ab, den sie gerade aus der Mikrowelle geholt hat. Die Frikadellen dampfen, und ich gieße großzügig Ketchup darüber. Edda hat noch Knoblauchbaguette aufgebacken, und nun sitzen wir uns gegenüber und essen schweigend.
»Willst du mit Leo noch mal drüber reden?«, unterbricht Edda die Stille.
Ich zucke mit den Schultern. »Ich wüsste nicht, was das bringen soll. Man kann ja gar nicht vernünftig mit ihm reden. Es geht ja immer nur um Sarah.«
»Wenn du mich fragst, liebt er sie gar nicht. Er hat sie nie geliebt. Wenn du mich fragst, ist Sarah sowieso eine blöde Nuss. Alles an ihr ist künstlich, sie geht zu oft ins Solarium und ist irgendwie falsch und total von sich überzeugt. So selbstverliebt«, sinniert Edda laut und ahnt gar nicht, wie gut mir das tut.
»Ja, ich mochte sie auch nicht. Als Leonhard sie mir vorgestellt hat, dachte ich gleich, dass das nichts wird mit den beiden. Aber du weißt ja, wie das ist. Wenn man verknallt ist, will man nicht hören, dass die Freunde den Schwarm beknackt finden. Und ich hab mich natürlich gehütet, was zu sagen. Dann wäre ich irgendwann die Blöde gewesen.«
Edda nickt. »So ist es ja immer.«
Ich stehe auf und strecke mich. »Ich geh mal ins Bad.«
»Wenn du’s findest.« Edda grinst.
»Haha, sehr witzig. Kann ich deine Abschminkcreme benutzen?«
»Klar.«
So sehr Kampflesbe ist Edda dann doch nicht. Sie tuscht ihre Wimpern, benutzt getönte Tagescreme und Rouge.
Während ich Make-up-Entferner auf ein Wattepad träufle, überlege ich, wie Leonhard und ich es schaffen können, wieder ein halbwegs gutes Verhältnis zueinander aufzubauen. Natürlich könnte ich einfach zu ihm gehen, sagen, dass wir alles vergessen und weitermachen wie bisher, aber das geht ja irgendwie auch nicht. Ich bin immer noch verletzt. Ich bin immer noch hin und weg von dieser Nacht − und verflixt noch mal: Ich bin immer noch verliebt.
Nein, ich liebe.
Ich fische meine Tageslinsen aus den Augen und bin froh, dass ich immer ein paar Ersatzlinsen in meiner Handtasche habe. Es sei denn, Biggi hat mir auch die Linsen geklaut, was ich aber nicht glaube.
Ich werde Leonhard das mit der Liebe einfach gestehen und abwarten, was passiert. Mehr als mir sagen, dass er nicht dasselbe empfindet, kann er ja nicht. Aber wenn Edda recht hat damit, dass er Sarah nicht wirklich liebt, dann besteht zumindest die Möglichkeit, dass er mich auch liebt, oder zumindest verliebt ist. Vielleicht muss er es nur erkennen.
Was auch immer, ich will Klarheit und die Wahrheit hören. Damit kann ich am besten umgehen.
Ich schminke mich ab, dann gehe ich leise in die Küche zurück, um Mr. Bean nicht zu wecken.
»Ich werde es ihr beweisen«, höre ich da plötzlich eine Stimme und bleibe stehen.
»Wie denn?«
»Das weiß ich noch nicht. Ich werde schon eine Lösung finden. So geht es jedenfalls nicht weiter. Sie muss kapieren, dass wir zusammengehören. Nur das zählt. Verdammt, ich liebe sie doch. Aber wie kann ich ihr das nur erklären?«
Mein Herz schlägt Purzelbäume! Das ist Leonards Stimme! Während ich im Bad war, muss er in die Küche gekommen sein und spricht nun mit Edda. Über mich! Ich schließe die Augen vor Glück.
Na endlich! Alles fügt sich. So soll es sein.
»Du spinnst doch, Leo«, höre ich Edda sagen. »Die Alte ist so was von bekloppt.«
Wie bitte? Aha. Edda hat zwei Gesichter. Vorhin noch wollte sie mir mit unserem kleinen Ausflug was Gutes tun, jetzt bin ich die »bekloppte Alte«!
»Ist sie nicht. Sie ist eine tolle Frau. Sie kann es nur manchmal nicht zeigen.«
»Ich will dir mal sagen, wer eine tolle Frau ist«, sagt Edda, und langsam ahne ich, was los ist. »Mia ist eine tolle Frau. Diese schwachsinnige Sarah solltest du so schnell wie möglich vergessen und dich auf die wichtigen Dinge konzentrieren. Nämlich auf die tollste Frau der Welt. Auf Mia.«
Um Gottes willen. Er hat mit seinen Lobeshymnen Sarah gemeint. Mir wird schlecht.
»Natürlich ist Mia toll. Deswegen ist sie ja auch meine beste Freundin. Aber es war ein Fehler, mit ihr zu schlafen. Ein sehr großer. Es passt einfach nicht. Nein, ich gehöre zu Sarah.«
»Du bist so ein Dickschädel«, sagt Edda böse. »Du willst nur deinen Willen durchsetzen.«
»Mia ist wirklich toll, aber nicht fürs Bett«, sagt Leonhard, und jetzt ist es wirklich genug. Ich gehe in die Küche, hole aus und knalle ihm eine, dass er fast hinfliegt. Aber das ist mir egal. Dann renne ich in Eddas Schlafzimmer, schlage die Tür
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