Die Niete Im Bett
»Tag«, sage ich, den Blick immer noch auf den Flyer in meiner Hand gerichtet.
»Kann ich bitte ein Bier haben?«, fragt der Gast, und nun schaue ich hoch und traue meinen Augen nicht. Es ist Nils, der Nils. Sarahs Freund. Oder Exfreund oder was auch immer. Jedenfalls ist Nils einer der Menschen, die Schuld haben, dass ich eine Niete im Bett bin.
»Oh«, sage ich verwirrt. »Klar.« Oder sollte ich ihn rausschmeißen?
Nils setzt sich ungeschickt auf einen Barhocker. Er sieht ungepflegt aus und so, als hätte er lange nicht geschlafen.
»Ich hab lange über Sarah und mich nachgedacht«, erzählt er mir, nachdem ich ihm ein Pils hingestellt habe.
»Aha«, antworte ich, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll.
»Die Sache ist die«, sagt Nils und schweigt dann einfach.
»Was ist denn die Sache?«, will ich, nun sehr neugierig, wissen und beginne überflüssigerweise den Zapfhahn zu säubern.
»Das mit Sarah war ein großer Irrtum.« Nils trinkt sein Bier in einem Zug leer, stellt mir das Glas vor die Nase und sagt: »Noch eins.«
»Warum?« Ich zapfe ihm schnell noch ein Bier und platze fast vor Neugier. Von mir aus kann er auch noch viel mehr trinken. Betrunkene sind ja oft sehr redselig, und ich möchte alles über den Irrtum erfahren.
»Ich dachte, ich würde sie lieben«, sagt Nils und leert das zweite Glas in einem Zug, und ich zapfe schon wieder.
»Aber du liebst sie nicht«, sage ich lauernd, tue aber so, als sei ich sehr, sehr gelangweilt. Mit zitternder Hand schiebe ich Nils das Glas hin.
»Nein. Ich hab lange nachgedacht. Am Anfang war es toll, aber dann hab ich immer mehr gemerkt, dass irgendetwas bei uns nicht stimmig ist. Ich wusste erst nicht, was. Klar, wir haben rumgeknutscht und Sex gehabt, und das war auch gut, aber irgendwie auch nicht. Es fühlte sich … falsch an. Und dann hab ich mir eine Auszeit genommen und nachgedacht.«
Er schaut mich an. »Mit Sarah und mir, das wird nichts. Du kannst sie zurückhaben.«
22
Mia
Mittlerweile sind wir bei mir zu Hause angekommen, sitzen uns wie früher auf dem Boden im Schneidersitz gegenüber, zwischen uns eine Flasche Wein und zwei Gläser. Eigentlich ist es so wie mit Leonhard und irgendwie doch ganz anders.
Mein Mund ist vom vielen Reden schon ganz trocken, aber eine so lange Zeit aufzuarbeiten ist ja auch nicht ohne.
»Warum haben wir uns so komplett aus den Augen verloren?«, sinniert Mark vor sich hin. »Wenn ich jetzt mit dir hier sitze, muss ich daran denken, dass wir das ganz oft hätten haben können.«
»Ob deine Frau das so gut gefunden hätte?«, zweifle ich und gieße mir noch einen Schluck Wein ein.
»Meine Frau?« Mark lacht. »Der wäre es, glaube ich, egal gewesen. Sie hat keine Gelegenheit ausgelassen, um mich zu betrügen. Immer wenn ich geschäftlich unterwegs war. Natürlich hat sie jedes Mal so getan, als würde sie es ganz furchtbar finden, dass ich so oft fort sein musste, aber in Wirklichkeit hat sie sich gefreut. Und jetzt ist sie, nach der Sache mit Michael, ja mit diesem verdammten Roland zusammen.«
»Der wiederum dein stärkster Konkurrent ist und dich dann schließlich auch ganz aus deinem Job als Grafiker gedrängt hat, du hast es erzählt.«
Um ehrlich zu sein, hat Mark es mehrfach erzählt. Aber als gute Freundin hört man sich ja auch alles mehrfach an und sagt auch mehrfach »Oh Gott!«, »Wie furchtbar!« und »Das hast du wirklich nicht verdient!«.
»Aber ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist. Wobei – die Scheidung hat mich eine Stange Geld gekostet. Wir hatten einen Ehevertrag, und ich habe mich darauf eingelassen, ihr im Fall einer Trennung viel Geld zu bezahlen. Schön blöd.«
»Allerdings.« Ich lehne mich ans Sofa und merke, dass ich langsam müde werde. »Sag mal, wo wohnst du überhaupt?«
»Im Hotel Hafen Hamburg«, sagt Mark und gähnt. »Ich sollte jetzt gehen. Wollen wir morgen zusammen frühstücken? Komm doch ins Hotel. Du bist natürlich eingeladen.«
»Ich hab eine noch viel bessere Idee. Du lässt Hotel Hotel sein, schläfst bei mir und morgen frühstücken wir in irgendeinem netten Café, oder ich hole Brötchen, und wir machen es uns hier gemütlich.«
»Klingt nach einem guten Plan.«
Ich will gerade sagen, dass ich ihm das ausklappbare Sofa fertig mache, da strahlt er mich an. »Aber wir schlafen in einem Bett, ja? Wie früher. Und schauen zusammen fern.«
»Liebesschnulze?«
»Liebesschnulze.«
»Mein Pyjama ist allerdings im Hotel.«
»Egal.«
»Ich habe
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