Die Nirgendwojagd
Das Singen und Prahlen wehte vom Feuer herüber, floß über sie hinweg, während sie nach oben, auf das sich ausweitende Mambi-la-Netz blickte. „Mambila, Mambila, Mambila”, flüsterte sie. „Mambila. Mambila.” Sie gähnte, rutschte mit den Hüften über den Boden hin und her, bis sie bequemer lag und versank dann in tiefem Schlaf.
Der Morgen war frisch und kühl, die Sonne noch hinter dem Wald rand verschleiert. Roha spritzte sich Wasser aus dem hölzernen Bottich über Kopf und Brust und begann sich wieder wie ein lebendiges Wesen zu fühlen. Sie schrubbte den Schmutz und die getrockneten Bierflecken von der Haut und band sich einen neuen Lendenschurz um. Sie streckte sich, gähnte, blickte mit sich selbst zufrieden auf und sah Rihon langsam die Leiter von ihrem Haus herunterkommen. Er stolperte auf sie zu, gähnte, verzog das Gesicht, rieb sich die Schläfen und zuckte zusammen, als das Morgenlicht seine blutunterlaufenen Augen traf. Mit einem spöttischen Lächeln trat sie von dem Bottich weg. „Tauch deinen Kopf ins Wasser, Zwilling. Du siehst schlimmer aus als die Nuggar.” Sie ruckte mit einem Daumen in die Richtung der Knochen, die nahe der schwarzen Asche des Freudenfeuers zu einem schmierigen Haufen aufgeschichtet lagen.
Rihon wankte heran. „Du brauchst nicht so zu schreien.”
„Hab’ ich doch gar nicht getan.” Sie schleuderte ihm eine Hand voll Wasser ins Gesicht und rannte zum Frühstücksfeuer des be nachbarten Hauses davon.
Sie schnupperte an dem dampfenden Brei. „Ist er fertig, Mama Zidli?” Sie tätschelte sich den Bauch und ließ ihre Zunge über dünne Lippen huschen; dann fuhr sie fort: „Hast du auch genug für Zwilling und mich?”
Die Frau knurrte und schöpfte ein paar Kellen voll aus ihrem Topf in eine hölzerne Schüssel. „Da”, brummte sie. „Wenn ihr mehr braucht, dann holt es euch von einem anderen Feuer.”
Roha blickte in die Schüssel. Sie war knapp zur Hälfte gefüllt, mehr als genug für sie, jedoch nicht für sie und Rihon. Sie besuchte weitere Feuer und hamsterte eine zusätzliche Schüssel Brei und zwei Krüge Loochee zusammen. Als sie zu ihrer Hütte zurückschlenderte, nippte sie an dem starken Aufguß von Chima-Blättern, und die warme Flüssigkeit schlängelte sich durch ihren Körper, spülte die letzten Schlafnebel fort.
Rihon saß auf der Hütten-Plattform, ließ die Beine schaukeln, wartete auf sie, die Blicke auf die Schüsseln geheftet, die sie in der Armbeuge trug. Sie blickte zu ihm hoch und stieg dann langsam und vorsichtig die Leiter hinauf, wobei sie ihren schlanken Körper im Gleichgewicht hielt, ohne die Hände zu gebrauchen.
Mit einem Seufzer der Erleichterung erreichte sie den schmalen Vorsprung und reichte ihrem Bruder einen der Krüge. „Fauler Klaht.”
Er gähnte und lächelte schelmisch zu ihr herauf, streckte eine Hand nach einer der beiden Brei-Schüsseln aus; danach nahm er den Krug und trank durstig, schluckte die dampfende Flüssigkeit hastig hinunter. Als er seine Finger in den dicken, weißen Brei tauchte und ihn in den Mund stopfte, ließ sich Roha neben ihm nieder und begann ebenfalls zu essen.
Sie war bald fertig. Nachdem sie voller Widerwillen auf den restlichen Brei geblickt hatte, ließ sie die Schüssel über den Rand fallen.
Sie reckte sich, stöhnte, trank den letzten Schluck Loochee und warf den Krug hinter der Schüssel her. Rihon aß noch. Sie beobachtete ihn, seufzte, ging dann hinein, wobei sie die geflochtenen Matten, die über der niedrigen Öffnung hingen, zur Seite streifte.
Rihons Schlafmatten waren in einem Haufen in eine Ecke geknüllt.
„Nie macht er …” Kopfschüttelnd rollte sie alles zu einem kompakten Bündel zusammen, schnürte es und verstaute den Pakken in einer Ecke.
Sie blickte sich um und fragte sich, was sie auf dieser gefährlichen Expedition mitnehmen sollte. Die Winterkleider hingen an einem in eine Wandverstrebung getriebenen Haken, Jikkil-Felle, die im schattigen Hütteninnern sanftbraun schimmerten. Sie waren weich und geschmeidig, gestampft und gekaut, bis sie so biegsam waren wie lebende Haut. Sie nahm die Kleider von dem Haken und ließ sie auf den Boden fallen. Rihons Speer warf sie auf seinen Rock. Steinmesser für sie beide, eines auf jedes Kleidungsstück. Dann fügte sie dem Haufen zwei Lederbeutel hinzu. Darüber hinaus fand sich nicht mehr viel in der Hütte, denn alles, was die Zwillinge benötigten, stellte das Dorf zur Verfügung.
Sie verließ die Hütte,
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