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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Schutzfolien zurückgeglitten waren, kroch sie aus der Vertiefung, schlängelte sich zur Schleuse hinauf und schob die Schutzplatte aus dem Puzzle-Schnappschloß, das die Schleuse sicherte. Sie drückte und zog in der Reihenfolge, die sie sich eingeprägt hatte, schlug dann mit beiden Händen gegen die Luke und ließ sie aufplatzen.
    Steif und wund zog sie sich ungeschickt aus der Kapsel und ließ sich dann auf den Boden hinuntergleiten. Sie streckte sich, stöhnte vor Vergnügen, ihren Körper gerade machen zu können, und zog dann die Kappe ihres Schutzanzuges ab. Nachdem sie den Kopf geschüttelt und die Finger durch ihre Haare geschoben hatte, drehte sie sich langsam um die eigene Achse und ließ ihre Blicke über das schweigende Rund der Bäume gleiten.
    Ein schwacher Lufthauch strich über die Asche und die zerfetzten Baumkronen auf der kleinen Lichtung, wehte starke, würzige Düfte in ihr Gesicht, zupfte ihre Haare vom Kopf weg. Sie drehte sich weiter, klatschte mit den Händen an ihre Seiten und lachte und pries ihr Glück und die Leistungsfähigkeit der Computer der Jäger. Dort drüben, sich über einen Wellenkamm von Bäumen erhebend, die untergehende Sonne rot und golden dahinter, wurden die Spitzen von drei Schiffen vom Licht erfaßt und sandten blendende Schimmer in ihre Augen. Hyän-Schiffe. Sie wischte ihre Haare aus dem Gesicht zurück, rieb tränende Augen, drehte sich dann zu der halb vergrabenen Kapsel um, für den Augenblick gezwungen, das Erscheinen der zweibeinigen Aasfresser abzuwarten. Sie kroch wieder hinein und begann, die Ausrüstungs-Einheiten hinauszuwerfen, die die Wände säumten.
    Als alle draußen waren, kam sie durch die Luke gekrochen, sprang hinunter und machte sich daran, die Packungen neben dem Erdwall aufzustapeln. Hin und wieder blickte sie zu den Schiffen hinüber und fragte sich, ob die Hyänen wachsam genug gewesen waren, ihre Ankunft zu bemerken. Sie beendete ihre Arbeit, entfernte sich von dem Stapel und blieb in der Mitte der Lichtung stehen, kickte Erdklumpen davon, sah zu, wie Ascheflocken hochwirbelten, von ihrer Stiefelspitze aufgerührt, und wieder zu Boden sanken. Ruhelos und ungeduldig, bestrebt, ihren Plan endlich in die Tat umzusetzen, verfluchte sie die Trägheit der Aasfresser, verstummte, als ihr die Vergeblichkeit dessen klar wurde, öffnete die Verschlüsse ihres Schutzanzuges und zog ihn vom Hals weg, damit die Luft auf ihre schwitzende Haut hineinfließen konnte.
    Bei einem langgezogenen Pfeifen ruckte sie den Kopf hoch. Mehrere Kreaturen mit derben Gesichtern flogen über ihr und peitschten mit ledrigen Schwingen die Luft. Graue Fellbüschel wölbten sich auf den hageren Körpern buckelartig hoch, große Augen leuchteten wie schwarze Steine, kleine Saugmäuler klafften ununterbrochen auf und zu. Die Flugtiere kreisten behäbig über ihrem Kopf und machten sich zum Angriff bereit.
    Aleytys starrte sie an. Blutsauger, dachte sie und sah dann an ihnen vorbei auf das Netzwerk des Zangaree-Pfuhls, fühlte das trügerische Pulsieren in ihrem Kopf und zuckte mit den Schultern. Sie sammelte sich und projizierte den taumelnden Fliegern eine Geistwarnung entgegen.
    Als sie sie traf, flatterten sie gequält durcheinander. Mehrere stürzten zu Boden und zuckten vor ihren Füßen. Andere mühten sich ab, von ihr wegzukommen, laute, schmerzerfüllte Schreie gellten. Bestürzt ließ sie die Warnung in sich zusammenfallen. „Verdammter Pfuhl”, murmelte sie, kniete dann neben den Fliegern auf den Boden und überlegte, ob sie es riskieren sollte, ihre Heilung zu versuchen. Sie tippte einen Finger gegen die Seite des Tieres, das ihr am nächsten lag, fühlte die kalte Schlaffheit des Körpers. „Tot.”
    Sie berührte sie der Reihe nach. Alle tot. Sie seufzte. „Muß vorsichtig sein, bis ich das hier besser beherrschen kann. Verdammter Pfuhl.”
    Deprimiert durch diesen unheilvollen Anfang, kam sie schwerfällig hoch, blickte sich erneut in der einsamen Lichtung um und kletterte dann wieder durch die Luke.
    Vorgebeugt in der kleinen Kabine stehend, zog sie den Schutzanzug aus und rümpfte über den eigenen Geruch die Nase. Nach fünf Tagen ohne Körperwäsche - obwohl der Anzug hiermit eigentlich genauso fertig werden sollte, wie er dies auch mit ihren anderen Körperfunktionen wurde - fühlte sie sich schmutzig und hinsichtlich der Jagd entmutigt. Sie bewilligte sich ein Wasserrinnsal aus ihrem begrenzten Vorrat, schrubbte sich so sauber wie möglich und verzehrte

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