Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
klopften gegen die Lederumwicklung ihres Messergriffs.
    Nein. Ich werde nicht … Sie keuchte. Das Feuerhaar hatte sich herumgedreht, ihre gefesselten Hände ausgebreitet, wobei sich die Finger wie Blütenblätter dehnten. Das kleine, schimmernde Messer wirbelte hoch und klatschte in ihre Handfläche. Die Dämonin schloß ihre Finger um den Griff und sägte wieder an den Stricken. „Nein!” Roha stürzte los, das Messer in der Faust, warf sich auf den Himmelstöter, auf diesen bärtigen Dämon … Er ruckte einen Ellenbogen hoch, rammte ihn gegen ihre Brust und stieß sie brutal zurück. Sie taumelte, nicht in der Lage, ihren Schwung zu bremsen, trat auf einen abgerundeten Stein, verdrehte den Knöchel und fiel rücklings ungeschickt nieder. Sie spürte und hörte einen kleinen Knacks, wie von einem brechenden Zweig. Als sie wieder aufzustehen versuchte, gab das Bein unter ihr nach.
    Das Kreischen und Malmen der Kinya-Kin-Kin war laut und nah.
    Die Soldaten-Kin schwärmten über den freien Platz und warfen sich auf das Feuerhaar. Die meisten dieser ersten Angreifer glitten wieder ab, zurückgewiesen von der Festigkeit ihrer Kleidung und Stiefel. Ein paar jedoch fanden genügend Halt und klebten an ihr fest …
    arbeiteten sich langsam über ihren zuckenden Körper empor, auf das weiche Fleisch ihres Halses und Gesichtes zu. Dann war der ganze Schwarm da, Kin wimmelte auf, um und über Kin, kleine Bestien, die höher und immer höher sprangen und deren Kiefer Zollbreiten von verwundbaren Händen und Gesichtern entfernt zusammenschnappten.
    Der Himmelstöter zerrte mit unbeholfener Kraft an den gelok-kerten Stricken. Fluchend und taumelnd kam er endlich vom Stamm los.
    Er trat nach den herumwimmelnden Kin, riß sie von sich ab, kickte sie beiseite, wenn sie auf ihn zusprangen, und löste die Stricke des Feuerhaars.
    Roha stieß ein Keuchen aus, als sich Zähne in ihr Bein gruben. Sie ignorierte die schrecklichen Schmerzen in ihrem Knöchel, kroch davon und schrie auf, als die Kin ihre Zähne in ihr Fleisch gruben, sich in sie verbissen. Sie war so gut wie tot, aber sie weigerte sich, einfach aufzugeben und liegenzubleiben. Sie wollte nicht hier sterben, nicht am gleichen Ort wie die Dämonen.
    Hände schlugen einige der Kin beiseite. Starke Arme hoben sie hoch und trugen sie in ruckhaftem Lauf von der Horde weg. Die Kin, die ihre Zähne in ihr Fleisch gesenkt hatten, nagten noch immer an ihr, fraßen sich tiefer und tiefer in ihren Körper hinein. Der Schmerz übertraf alles, was sie jemals erfahren hatte … Es war eine Gesamtheit, die alles andere aussperrte - sie fragte sich nicht einmal, wer oder was sie trug.
    Sie wurde auf den Boden gelegt. Einer nach dem anderen wurden die Kin von ihr weggezupft. Sie konnte sengende Berührungen fühlen, als würden sie weggebrannt werden. Das Blut quoll aus ihrem Körper heraus. Sie wurde schwächer. Ihre Lider waren viel zu schwer, sie konnte sie nicht mehr heben, obgleich Tränen aus ihren Augenwinkeln perlten und über ihr Gesicht und ihre Ohren herunterliefen.
    Hände legten sich auf sie. Sanft und warm, taten sie doch schrecklich weh, entrissen ihr einen jaulenden Schrei, als sie sie auf ihrem Bauch und ihrer Brust spürte.
    Wärme entströmte ihnen, Wärme, die den Schmerz davonspül-te, bis er etwas Fernes war, wie jemand, der ihr aus großer Distanz etwas zurief und dessen Worte sie nicht verstehen konnte. Zum ersten Mal, seit diese Serie seltsamer Ereignisse begonnen hatte, konnte sie über ihr Sterben nachdenken, konnte sie beschließen, daß sie nicht sterben wollte, nicht so sinnlos, nicht, wenn so viel unerledigt blieb.
    Mit Pein in ihrer Stimme, einer Pein, die ebensosehr von Verzweiflung herrührte wie von erinnertem Schmerz, schrie sie los und öffnete die Augen. Die Feuerhaarige war über sie gebeugt, und ihr Haar fiel in glänzenden Schwingen zu beiden Seiten eines vom Glanz eines goldenen Reifs aus zarten Blüten erfüllten Gesichts herunter … und der Reif sang in einer Folge leiser Töne, die an fallende Wassertropfen erinnerten. Mit der Wärme strömte Kraft aus den Händen, die auf Roha niedergedrückt wurden. Sie hob den Kopf ein wenig an und starrte an ihrem Körper hinunter, keuchte, blinzelte, ließ sich verwirrt zurücksinken, um die sanft schimmernden Nebelstreifen anzustarren, die über ihr vorbeiwehten. Die von den Kin in sie genagten Löcher schlossen sich rasch. Selbst in der kurzen Zeit, in der sie zuschaute, konnte sie das Fleisch

Weitere Kostenlose Bücher