Die Nirgendwojagd
noch mal, sonst trete ich dich dorthin, wo, es weh tut, Freundchen”, zischte sie ärgerlich zu ihm zurück, aber als sie das Lager sah, spürte sie einen deprimierenden Stich.
Überall verstreut lagen Tote, zusammengekrümmt oder ausgespreizt, wie sie gefallen waren und wo sie gefallen waren, Vaada und Hyänen gleichermaßen. Sie pirschte näher, bis sie mehr als nur den schattenhaften Umriß des Transporters und der Sphäre der Königin sehen konnte.
Die beiden Valaada saßen noch immer auf der oberen Polkappe der Sphäre und bedienten das Lebenserhaltungs-System. Zwei Wachen deckten sie mit ihren gekrümmten Schutzschildern, und die gewölbten Augenpartien erhoben sich immer wieder über das stark eingeschränkte Blickfeld. Vor den Rädern des Transporters waren weitere Schilde aufgestellt.
Swardheld kam zu ihr. Sie blickte sich um. „Der Rest von ihnen.
da drunter?” Er nickte zu dem Transporter hin und schob dann seinen Kopf dicht an ihren Mund heran, um ihre geflüsterte Antwort verstehen zu können.
„Ja.”
„Zusammengepfercht.”
„Nein …” Sie seufzte und machte eine ungeduldige Bewegung.
Swardheld nahm ihre Hand. Er sagte nichts, aber sie brauchten auch keine Worte, um sich zu verstehen. Schon bald nahm er seine Hand wieder weg - noch immer schweigend. Aleytys blickte starr auf die Reihe von Schilden, ohne sie richtig zu sehen, war sich abrupt der Tatsache bewußt, wie gut er sie kannte - viel zu gut für ihren Geschmack. Sechs Jahre. Mehr. Er hatte in ihrem Kopf gelebt. In ihrem Körper. Er hatte jeden ihrer Gedanken gekannt. Hatte alles gehört, was sie hörte. Alles gesehen, alles gefühlt… Sie wandte den Kopf und starrte ihn an.
Seine Blicke begegneten den ihren. „Lee …”
Sie glitt davon, starrte ihn noch einen Moment an, dann richtete sie sich auf. „Drij!” schrie sie. „Ksiyl! Nicht schießen.” Sie rannte auf den Transporter zu und hörte Swardheld fluchen und hinter ihr herstürmen, hörte das Klappern der Valaada, die sanfte, beruhigende Stimme Drijs. Zwischen den Schilden konnte sie dunkle Gestalten herumhasten sehen, sich bewegende, unidentifizierbare Schatten.
Hinter sich hörte sie ein Knurren, dann das Geräusch eines fallenden Körpers, eine Explosion von Schmerz brandete gegen ihre Nerven. Sie fuhr herum. Swardheld lag ausgestreckt auf dem Bauch, ein Pfeil steckte in seiner rechten Wade. Aleytys keuchte. „Harskari, hilf mir! Zeit! Oh, Madar, ich brauche Zeit …” Sie warf sich neben Swardheld nieder und griff “in rasender Eile hinaus …
„Ruhig, Lee. Entspanne dich, wir übernehmen für dich …” Bernsteingelbe und purpurne Augen glühten in der Finsternis ihres Kopfes.
Das Diadem erhellte den Nebel, das Kristallklimpern war ein leises Klingen, dann wurden die Töne langsamer, tiefer, senkten sich unter ihr Hörvermögen. Sie fühlte, wie sich die Luft versteifte; selbst die Nebel erstarrten auf der Stelle. Sie bewegte sich mühsam gegen den Widerstand der Luft, schob die Pfeilspitze durch sein Bein, brach sie ab und riß den Schaft aus der Wunde. Es strömte kein Blut heraus, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Sie schob die Pfeilstücke beiseite und preßte die Hände über den kleinen Einstich. Da entstand ein Flüstern in ihrem Kopf … „Beeil dich, Lee. Der Pfuhl…” Sie seufzte und griff wieder hinaus.
Das schwarze Messer sickerte aus einem schmalen und trüben Fluß. Sie kämpfte ein Panikgefühl nieder und sammelte die Kraft in sich, bevor sie daranging, das Gift aus ihm herauszuwaschen -zu lebhaft erinnerte sie sich an die Wirkung des Giftes. Die Luft vor ihrem Gesicht begann sich zu bewegen; sie hörte das Läuten von einem Baß-Murmeln zu einem singenden Rieseln emporsteigen, hörte das Prasseln, mit dem die Pfeilstücke auf die Steine fielen, als Harskari und Shadith den Druck lockerten und der normale Zeitablauf wiederhergestellt war. Sie ließ die Kraft in ihn hineinschäumen, das Gift beseitigen, die Nervenschäden heilen. Die Starre wich aus Swardhelds Fleisch. Seine Lider hoben sich ruckartig, und als sich das Brennen unter ihren Händen abkühlte, lächelte er sie an. Das Diadem wurde in diesen graugrünen Augen gespiegelt, malte Schlaglichter auf sein verschwitztes Gesicht. Sie sperrte den Zufluß, hielt den Rest der Kraftansammlung in Reserve und zog ihre Hände zurück. „Das war knapp.”
Er setzte sich auf, rieb nachdenklich an seiner Wade. „Tut verdammt weh, dieses Gift. Du siehst müde aus.”
„Abgenutzt
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