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Die Noete des wahren Polizisten

Die Noete des wahren Polizisten

Titel: Die Noete des wahren Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Bolaño
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Fotografien und Illustrationen). Kurz nach seiner Berufung zum ordentlichen Professor erblickte das Licht der Welt, was er für sein Meisterwerk hielt: Ramonianische Untersuchungen. Zu Leben und Werk von Ramón López Velarde (Universität von Santa Teresa 1979). Im folgenden Jahr erschien sein Buch über Sor Juana Inés de la Cruz ( Die Geburt Mexikos , Universität von Santa Teresa 1980), ein Werk, das er dem Rektor der Universität widmete und das für einigen Streit sorgte: In zwei Zeitungen aus D.F. wurde er des Plagiats beschuldigt, aber die Anwürfe verhallten ungehört. Damals hatte sich zwischen ihm und dem Rektor, Pablo Negrete, etwas gebildet, das man oberflächlich betrachtet für Freundschaft hätte halten können. Sie trafen sich, das stimmt, tranken manchmal ein Gläschen miteinander, aber sie waren keine Freunde. Guerra wusste, er war der Großwesir des Rektors – eine Bezeichnung, protzig und erbärmlich, die ihn zugleich verletzte und ihm schmeichelte, aber die einzige, die auf seine Position zutraf –, wobei er dachte, dass er, wenn es so weit war, seinerseits Rektor sein und einen anderen Professor in ähnlichen Verhältnissen unter seine Fittiche nehmen würde. Seit einigen Jahren ahnte er außerdem, dass Pablo Negrete nur die Angelegenheiten des Fleisches an ihn delegierte, die der Welt dagegen ohne seine Mitwirkung erledigte.
    Er lebte in einem permanenten Schreckzustand.
    Zu der Zeit, als Amalfitano ihn kennenlernte, war Horacio Guerra ein gutgekleideter Mann (darin wie in vielen anderen Aspekten harmonierte er mit dem Rektor, den die Jahre in einen Dandy verwandelt hatten) unter schlechtgekleideten oder nur irgendwie gekleideten Professoren und Studenten. Er war herzlich im Umgang, obwohl er manchmal übertrieben die Stimme erhob. Seit ein paar Jahren bekamen seine Gesten etwas zunehmend Kategorisches. Es hieß, er habe eine Krankheit, aber welche, wusste niemand. Wahrscheinlich etwas mit den Nerven. Nie blieb er dem Unterricht fern. Er lebte in einer Hundertfünfzig-Quadratmeter-Wohnung im Zentrum von Santa Teresa. Er blieb Junggeselle. Seit langem trug er bei seinen Studenten den sympathischeren und friedlicheren Spitznamen Horacio Tregua.

7
     
    Nach fünfzig Bewerbungen und Bittbriefen an die wenigen verbliebenen Freunde war die einzige Universität, die sich an einer Verpflichtung Amalfitanos interessiert zeigte, die von Santa Teresa. Eine geschlagene Woche lang schwankte Amalfitano, ob er zusagen oder neben seinem Briefkasten auf das Eintreffen besserer Angebote lauern sollte. Hinsichtlich der Qualität waren nur noch eine Universität in Guatemala und eine in Honduras schlechter, und dennoch hatte sich keine der beiden auch nur die Mühe gemacht, seiner Bewerbung eine schriftliche Absage zu erteilen. Antwort, abschlägige Antwort, bekam er tatsächlich nur von den europäischen Universitäten, an denen er schon früher unterrichtet hatte. Es blieb nur die Universität von Santa Teresa, und nachdem er eine Woche lang hin und her überlegt hatte und immer tiefer in Depressionen versank, gab Amalfitano schließlich seine Zusage und erhielt umgehend eine Kopie seines Arbeitsvertrags nebst Papieren und Formularen, die er für seine Arbeitserlaubnis ausfüllen musste, sowie das genaue Datum, zu dem man ihn in Santa Teresa begrüßen können wollte.
    Rosa belog er, sagte, sein Arbeitsvertrag liefe aus und sie müssten aus Barcelona fort. Rosa dachte, sie würden nach Italien zurückkehren, aber es war ihr nicht unangenehm, als sie erfuhr, dass es nach Mexiko gehen sollte.
    Abends sprachen Amalfitano und seine Tochter über die Reise. Sie machten Pläne, studierten Karten vom Norden Mexikos und dem Süden der Vereinigten Staaten, besprachen, welche Orte sie in den ersten Ferien besuchen und welches Auto sie sich kaufen würden (gebraucht, wie man es aus den Filmen kannte, unter freiem Himmel, bei einem Händler in himmelblauem Anzug, roter Krawatte und Schlangenlederstiefeln), was für ein Haus sie sich mieten wollten, kein mehrstöckiges, ein kleines Haus mit zwei oder drei Zimmern, aber mit Garten und Patio, wo man Barbecues veranstalten konnte, obwohl sich weder Amalfitano noch seine Tochter sicher waren, wie man sich ein Barbecue vorzustellen hatte: Rosa behauptete, es sei ein Grill, den man im Hof (wenn möglich neben einem Schwimmbecken) aufbaut und auf dem Fleisch und sogar Fisch gebraten wurde; Amalfitano glaubte, ein mexikanisches Barbecue bestünde eher aus einem Erdloch,

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