Die Noete des wahren Polizisten
sich biegsame Palmen und blaue Wellen mit glitzernden Schaumkronen und rote Cabriolets und weiße und zartgelbe Hotels und Touristen in Hawaii-Hemden, die identisch waren mit dem Großen Hawaii-Hemd, mit biegsamen Palmen und blauen Wellen mit glitzernden Schaumkronen und roten Cabriolets, wie ein Spiel sich ins Unendliche reflektierender Spiegel. Nein, nicht bis ins Unendliche, dachte Amalfitano, in einer der Bildeinschlüsse lächelten die Touristen nicht und trugen schwarze Hemden. Die Motive des Hemds sprangen Amalfitano bis auf den Rücken seines erschütterten Gemüts. Der faulige Geruch, der ohne Vorwarnung das Zimmer erfüllte, veranlasste ihn, sich die Nase zuzuhalten. Das Hemd war vergammelt. Castillo im Türrahmen machte ein angewidertes Gesicht. Hier ist jemand gestorben, sagte Amalfitano. Wo ist der Leichnam, Sherlock Holmes?, fragte Castillo. Sicher im Leichenschauhaus. Ach, wie negativ du manchmal bist, seufzte Castillo.
Als sie auf die Straße traten, begann die Sonne hinter den antennengespickten Dächern zu versinken. Mit ihren Spitzen schienen sie sich in die Bäuche der niedrigen Wolken zu bohren. In der Calle Mina kündigte das Teatro Carlota das gleiche Schauspiel an. Amalfitano und Castillo blieben unter dem Baldachin stehen und lasen eine ganze Weile, während eine fette Wolke über sie hinwegzog. In diesem Moment öffnete die Kasse. Ich lade dich ein, sagte Amalfitano. Einen Kommunikativen Striptease anzuschauen?, fragte Castillo grinsend. Komm, begleite mich, ich will das sehen, sagte Amalfitano, ebenfalls lachend, wenn es uns nicht gefällt, gehen wir wieder. Einverstanden, sagte Castillo.
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Die Aufführung im Teatro Carlota begann um acht und wiederholte sich nonstop bis zwei Uhr morgens, obwohl der Vorstellungsschluss je nach Besucherandrang und Laune der Schauspieler variieren konnte. Wenn ein Zuschauer um acht kam, konnte er die Show mit derselben Eintrittskarte mehrmals sehen oder schlafen, bis ihn der Platzanweiser frühmorgens an die Luft setzte, was die Bauern taten, die durch Santa Teresa kamen und sich in ihren Pensionen langweilten, üblicherweise aber vor allem die Zuhälter der Prostituierten, die in der Calle Mina arbeiteten. Wer das Schauspiel genießen wollte, setzte sich in der Regel ins Parkett. Wer schlafen oder Geschäfte machen wollte, machte es sich auf der Galerie bequem. Dort waren die Sessel weniger abgewetzt als unten und die Beleuchtung schwächer, tatsächlich lag die Galerie die meiste Zeit in einem undurchdringlichen Dunkel, zumindest vom Parkett aus, das nur unterbrochen wurde, wenn der Lichttechniker bei irgendeiner Tanzeinlage die Strahler chaotisch tanzen ließ. Dann erleuchteten die roten, blauen und grünen Lichtgarben die Körper der Schlafenden, der verschlungenen Liebespaare und Grüppchen von Zuhältern und Kleinkriminellen, die sich über die nachmittäglichen und abendlichen Vorkommnisse austauschten. Unten im Parkett herrschte eine vollkommen andere Stimmung. Die Leute kamen, um sich zu amüsieren, suchten sich die besten Plätze, so nah wie möglich an der Bühne, kamen beladen mit Bier, einem Sortiment Sandwiches und Maiskolben, die sie, auf Stöckchen gespießt, mit Butter oder saurer Sahne bestrichen und mit Chili oder Käse bestreut, verzehrten. Obwohl die Darbietung theoretisch erst ab sechzehn freigegeben war, sah man nicht selten Paare in Begleitung ihrer kleinen Kinder. Die Kartenverkäuferin vertrat die Ansicht, dass die Kinder noch nicht alt genug waren, um durch die Show moralisch Schaden zu nehmen, und ihre Eltern sahen auch in Ermangelung eines Babysitters keinen Grund, sich das Ranchera-Stimmwunder Coral Vidal entgehen zu lassen. Das einzige, worum man sie bat – sie und ihre Nachkommenschaft –, war, während der Darbietungen nicht ständig in den Gängen herumzulaufen.
Die Stars der Saison waren Coral Vidal und der berühmte alte Magier Alexander. Der Kommunikative Striptease, der Amalfitano ins Teatro Carlota gelockt hatte, war tatsächlich etwas scheinbar Neues, zumindest der Theorie nach, Frucht des Einfallsreichtums des Choreographen und Vetters ersten Grades des Besitzers und Impresarios des Teatro Carlota. Aber in der Praxis funktionierte die Sache nicht, auch wenn ihr Schöpfer das nicht zugeben wollte. Das Prinzip war im Grunde simpel. Die Stripperinnen kamen vollständig bekleidet und zugleich mit einer Extragarnitur Kleidung auf die Bühne, die sie nach längerem Gezerre und Nichtlockerlassen einem reichlich
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