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Die Noete des wahren Polizisten

Die Noete des wahren Polizisten

Titel: Die Noete des wahren Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Bolaño
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Mutter eines wenige Monate alten Jungen. Die Todesursache war die gleiche, man hatte ihr mit einem großen Messer die Kehle durchgeschnitten, doch genau wie im Parque México fand man am Fundort keine Blutspuren, weshalb kein Zweifel daran bestand, dass der Mord anderswo begangen worden war.
    Die Leiche von Edelmira Sánchez war an einem Montag gefunden worden, nachdem ihre Eltern sie Sonntag früh als vermisst gemeldet hatten. Das letzte Mal gesehen hatten sie sie am Samstag zum Zeitpunkt des Abendessens. Der Leichnam von Alejandra Rosales tauchte eine Woche später auf, aber lebend gesehen worden war sie zum letzten Mal am Samstag, kurz bevor Edelmira sich von ihren Eltern verabschiedet hatte. Die einzige, die sie als vermisst hätte melden können, war ihre Schwiegermutter, mit der sie zusammenlebte, aber die dachte, Alejandra sei mit einem Mann davongelaufen, außerdem hatte sie mit dem Kleinen ihres verstorbenen Sohns schon genug um die Ohren und konnte nicht noch zum Kommissariat laufen und das Verschwinden einer Frau anzeigen, die sie hasste und deren Tod ihr völlig gleichgültig war.
    Dem Gerichtsmediziner zufolge waren beide mehrfach vergewaltigt worden, zeigten leichte Verletzungen an Beinen und Schultern, Quetschungen an den Handgelenken, woran man unschwer ersehen konnte, dass sie gefesselt worden waren, ein oder zwei tödliche Wunden am Hals (die Halsschlagader war durchtrennt worden, im Fall von Alejandro hatte der Hieb sie fast enthauptet), Blutergüsse an Brust und Armen, leichte Prellungen im Gesicht. Bei keiner der beiden fanden sich Reste von Sperma.
    In dem Bericht von Chucho Peguero stand, Alejandra sei eine Gelegenheitsprostituierte gewesen, die sich gewöhnlich samstagabends im Festsaal La Hélice in der Calle Amado Nervo aufgehalten habe. Am Abend ihres Verschwindens wurde sie von einer Zeugin, ihrer Freundin Guadelupe Guillén, gesehen. Ihr zufolge habe sich Alejandra gegen zwanzig Uhr auf der Tanzfläche des La Hélice befunden und Merengue getanzt. Den restlichen Abend habe Guadelupe sie nicht mehr zu Gesicht bekommen. Niemand sah sie den Festsaal verlassen. Edelmira dagegen ging samstagabends in die Diskothek New York in der Avenida Escandón, ein ausgesprochen jugendlicher Treffpunkt, wo sie gegen neunzehn Uhr dreißig eintraf. Normalerweise war sie vor Mitternacht wieder zu Hause, mal begleitet von ihrem Freund, mal von ihren Freundinnen, denn Edelmira besaß noch kein eigenes Auto. Weder war Alejandra in jener Samstagnacht in der Diskothek New York gewesen noch Edelmira im Festsaal La Hélice.
    Edelmira war höchstwahrscheinlich am Sonntag zwischen zwölf Uhr mittags und Mitternacht ermordet worden. Alejandra dagegen hatte ein längeres Martyrium zu erdulden: Sie wurde vermutlich am Donnerstag oder Freitag getötet, vierundzwanzig Stunden bevor Kinder ihre Leiche in der Umgebung der Maquiladora fanden.

13
     
    Gumaro leitete Panchos erste Schritte im Polizeidienst von Santa Teresa. Wenn er ihn morgens im Kommissariat traf, sagte er: Kommen Sie, überlassen Sie die Arbeit den Jungs, ich möchte ein Weilchen mit Ihnen plaudern. Und Pancho ließ alles stehen und liegen und ging mit Gumaro.
    Er war ein aalglatt wirkender Typ, nicht übermäßig groß, nicht übermäßig kräftig und mit einem kleinen Kopf wie der einer Eidechse. Sein Alter war schwer zu schätzen, und vielleicht war er älter, als alle dachten. Manchmal hielten ihn Leute für unbedeutend, zu dünn für einen Polizisten, aber wenn sie ihm in die Augen schauten, wurde ihnen klar, dass er kein gewöhnlicher Typ war.
    Eines frühen Morgens in der Bar La Estela nahm Pancho ihn genauer unter die Lupe und stellte fest, dass er kaum blinzelte. Das sagte er ihm und fragte, warum er das nicht wie alle anderen Sterblichen täte. Gumaro erwiderte, wenn er die Augen schlösse, würde ihm ein unerträglicher Schmerz durchs Gehirn schießen.
    »Und wie schläfst du dann?«, fragte Pancho.
    »Ich schlafe mit offenen Augen ein und schließe sie, wenn ich eingeschlafen bin.«
    Er hatte keine feste Dienststelle. Er war in allen Kommissariaten von Santa Teresa anzutreffen und machte nie den Eindruck, beschäftigt zu sein, nicht einmal in seiner Funktion als Chauffeur für Pedro Negrete. Alle schuldeten ihm einen Gefallen, Gefallen der unterschiedlichsten Art, er aber befolgte lediglich die Befehle von Don Pedro.
    Zu Pancho sagte er, er werde ihm den Polizeiberuf beibringen. Der beste Beruf der Welt, sagte Gumaro, der einzige, in dem man

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