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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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länger tot als lebendig, also arrangiere dich lieber mit den Jenseitigen, das rechnet sich besser. Besonders verehre ich den fast gestaltlosen, aber dafür zahnreichen Babi.«
    »Entschuldige, dass ich mich nicht vorgestellt habe«, sagte der andere. »Ich bin Snafur, der Hohe Hafenmeister und sein Chef. Und bedauerlicherweise auch sein Bruder.«
    Seshmosis blickte von einem zum anderen. Sie sahen sich wirklich sehr ähnlich und schienen mehr als die Liebe zum Schrecken gemeinsam zu haben.
    »Auch ich möchte mich vorstellen. Mein Name ist Seshmosis, und ich bin ein Schreiber aus Theben. Bitte erzähle nun du, lieber Snofur, von welchen Schrecken du berichten kannst.«
    »Von Pest und schwarzen Blattern muss ich erzählen. Die nächsten Heimsuchungen, die der böse Zauberer über uns und unser Land brachte. Alle Menschen und alles Vieh wurden dahingerafft unter der Sonne des Nils.«
    Snafur stimmte seinem Bruder durch stummes Nicken zu.
    Seshmosis schaute irritiert auf den stellvertretenden Hafenmeister.
    »So, so, alle Menschen und alles Vieh in ganz Ägypten. Was waren dann das für Wesen, die ich auf dem Weg in die Stadt sah? Für mich sahen sie aus wie Rinder, Schafe und Ziegen. Und dann gab es da noch welche, die aufrecht auf zwei Beinen gingen und mich an Menschen erinnerten. Was für Wesen werden das wohl gewesen sein?« Seshmosis konnte den Sarkasmus nicht unterdrücken.
    »Aber man erzählt überall davon!«, entrüstete sich Snofur. »Alle Schiffe, die in letzter Zeit hier anlegten, berichteten von den furchtbarsten Seuchen, die je über Ober- und Unterägypten hereinbrachen. Stimmt es, Snafur?«
    Sein Bruder nickte heftig. »Genau! Die Pestilenz und die schwarzen Blattern rafften alles dahin. Die Hyksos und ihr Zauberer vernichten uns.«
    »Und warum lebt ihr dann noch? Und die anderen Leute hier? Und die Menschen dort draußen?«
    Snafur zögerte. Anscheinend hatte ein Rest von Logik sein umnebeltes Gehirn erreicht.
    »Vielleicht traf es doch nur das Delta«, schwächte er ab. »Ja, ich denke, dass im Delta niemand mehr lebt. Außer den verfluchten Hyksos natürlich.«
    »Ihr meint also, der Pharao ist tot? Und sein ganzer Hofstaat auch? Samt eurem Freund und seiner Schwester?«
    »Nein, eigentlich nicht. Senmut kam gestern mit einer Barke aus Memphis. Da hätte er eigentlich schon tot sein müssen. Komisch«, Snafur kratzte sich hinter dem rechten Ohr.
    »Er sah aber gar nicht gut aus«, wandte Snofur ein. »Das musst du zugeben!«
    Seshmosis seufzte. »Gab es noch mehr Plagen oder Todesfälle?«
    »Erzähl ihm von dem Hagel!«, forderte Snafur seinen Bruder auf.
    »Eben! Der Hagel. Der fürchterlichste Hagel, der je über Ober- und Unterägypten herniederbrach. Desgleichen ward seit der Reichsgründung noch nie gesehen. Alle Menschen im Freien und alles Vieh auf dem Felde wurden erschlagen.«
    »Sicher meinst du die Menschen und das Vieh, die bisher den Fröschen und dem Ungeziefer entkamen und die nicht von der Pest und den Blattern dahingerafft wurden?«
    »Ja. Denn nun kamen die Heuschrecken. Sie bedeckten den ganzen Himmel und verfinsterten das Land. Es kam drei Tage eine tiefe Finsternis über ganz Ägypten, wie sie noch keines Menschen Auge je gesehen.«
    »Das glaube ich wohl«, sagte Seshmosis. »Weil es nichts zu sehen gab. Wenn es in Ägypten drei Tage finster gewesen wäre, dann hätten das sogar wir bemerkt. Ich danke euch für eure interessanten Informationen.«
    Seshmosis bedeutete den Tajarim, ihm aus der Schänke zu folgen.
     
    Während die Gruppe um Seshmosis in der Taverne einen Schrecken nach dem anderen vernahm, zog es Zerberuh in alter Gewohnheit zum Hafen. Wie oft hatte er hier mit seiner Windsbraut angelegt, Waren entladen und neue aufgenommen.
    Während sein melancholischer Blick zwei sich um einen Schafkadaver streitenden Krokodilen folgte, sah er aus den Augenwinkeln ein Schiff. Sein Schiff. Es war eindeutig die Windsbraut, die dort am anderen Ufer des Nils lag. Zerberuh spürte einen Stich im Herzen, als er auf dem Deck Warn’keter erkannte, der mit einer anderen Person sprach. Und obwohl diese kleiner und zierlicher war als sein alter Konkurrent, schien sie das Sagen zu haben.
    Dann wandte ihm diese Person das Gesicht zu. Es war schwarz, und Zerberuh kannte es: Es war Prinzessin Kalala, Lieblingsfrau des Statthalters von Theben.
    Mit all seiner Erfahrung spürte Zerberuh, dass hier etwas nicht stimmte, und er schwor sich, es herauszufinden.

     
    Nach der Rückkehr aus der

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