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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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für die rhythmische Begleitung.
    »Mein erstes Lied heißt Herzensbrecher Taverne, Eure Hoheit«, kündigte El Vis an und legte los. Da stand er, mit der Harfe in den Händen und weit gespreizten Beinen, mit den Füßen den Takt stampfend und mit zuckenden Hüften. Und wie er sang!
    Kalala richtete sich in ihrer Liege halb auf und wippte mit den Zehen den Takt. Das Feuer in ihren Augen glühte. Dieser El Vis aus Memphis war das Beste, was sie je gehört hatte. Als der letzte Ton des Lieds verklungen war, applaudierte sie. »Fantastisch, mein Lieber, ganz hervorragend!«
    El Vis verneigte sich leicht und sagte: »Das nächste Lied nenne ich Pharao Kreole.«
    Seine Finger glitten über die Saiten, und seine Stimme umfing die Prinzessin. Sie hielt es auf ihrer Liege nicht mehr aus, stand auf und begann zu tanzen. Was für eine Entdeckung!, dachte sie. Warum nur hat man mich in diesem Land jahrelang mit Klageliedern gequält?
    El Vis setzte sich auf die Reling. »Das nächste Lied ist ruhiger, aber keine Angst, Hoheit, es ist keines der üblichen Klagelieder. Es heißt Im Ghetto und erzählt von meiner Herkunft.«
    Kalala schmolz im Schein der Sterne dahin. Und selbst ihrem treu ergebenen Diener Tafa, der sich dezent im Hintergrund hielt, traten die Tränen in die Augen.
    »Oh, El Vis, du bist von den Göttern gesegnet«, schmachtete Kalala und umarmte den verdutzten Sänger. Langsam zog sie ihn in Richtung Bootsmitte, zu dem kioskartigen Aufbau, der ihr Lager barg. Tafa wandte die Blicke von dem eng umschlungenen Paar ab, das hinter den Vorhängen verschwand, und beobachtete das Ufer, auf dass niemand das Glück seiner Herrin störe.

     
    Nach der Offenbarung GONs durch Seshmosis gab es keine Probleme, die Tajarim zum Aufbruch nach Norden zu bewegen. Und so kamen sie, stets dem Nil zu ihrer Rechten stromabwärts folgend, nach Sauti und schlugen außerhalb der Stadt ihr Lager auf. Menschen und Tiere brauchten unbedingt eine längere Pause.
    Nachdem alles gerichtet war, begab sich Seshmosis mit einigen Gefährten in die Stadt.
    Sie waren begierig auf Neuigkeiten, denn in den Tagen ihres Zuges nach Norden hatte es keinen Kontakt zu anderen Menschen gegeben.
    So kam es, dass sie ausgerechnet in der Taverne landeten, in der zuvor Warn’keter und seine Mannschaft die Nacht verbracht hatten, doch sie begegneten sich nicht, denn der Kapitän war mit seinen Männern bereits wieder an Bord.
    In der Taverne umfing sie eine Atmosphäre von Misstrauen und Angst.
    In Seshmosis schrillten alle Alarmglocken. Hier stimmte etwas nicht.
    Er wies seine Gefährten an, vorsichtig zu sein, und setzte sich zu einem Mann mittleren Alters, der in einer Ecke in seinen leeren Becher starrte.
    »Schai und Renenutet mögen mit dir sein, guter Mann«, sagte Seshmosis und setzte sich neben ihn. Schai und seine Gattin Renenutet galten in ganz Ägypten als Segens- und Nahrungsspender, und so konnte er mit dieser Begrüßung auch in Sauti nicht daneben liegen.
    »Was willst du von mir, Fremder?«
    »Wir sind mit einer Karawane von Abydos hierher gezogen, und nun interessiere ich mich einfach für Neuigkeiten.«
    »Du wirst mich verfluchen, wenn du sie hörst, Fremder. Du wirst dir wünschen, mich nie gefragt zu haben. Also schweige ich.« Der Mann starrte wieder in seinen Becher.
    Seshmosis verstand. Er winkte dem Wirt und ließ zwei Becher des Gebräus bringen, das man Henket nannte, ein mit Dattelsaft gesüßtes Bier. Einen der Becher reichte er dem Sitzenden.
    »Also, guter Mann, was ist denn so Furchtbares geschehen? Die Stadt schien mir beim Durchwandern gänzlich unversehrt, es gab keine Spuren eines Kampfes.«
    »Kein Kampf, du Tor. Zumindest keiner unter Menschen. Hast du wirklich nichts gehört in letzter Zeit? Nicht die Zeichen bemerkt, die uns in Angst und Schrecken versetzen?«
    Seshmosis dachte an seine Erlebnisse, an das Beben in Theben, das Inferno von Qena, die Ereignisse von Abydos und sagte: »Nein, keine besonderen Ereignisse in letzter Zeit.«
    »Dann bist du ein von Amun Gesegneter! Hör nun, was ich hörte!«
    Der Mann setzte sich bedeutungsvoll zurecht und richtete den Oberkörper dabei auf. Die anderen Tajarim gruppierten sich um ihn und den Schreiber.
    »Es geht um die verfluchten Hyksos. Sie sind an allem schuld. Ihr Anführer ist ein ganz übler midianitischer Zauberer. Ich selbst habe gesehen, wie sich sein Holzstab in eine zuckende Schlange verwandelte. Und er griff sich selbst mit der Hand mitten in die Brust hinein, und

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