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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Karawanen sich in der östlichen Wüste vereinigen. Aber das erscheint mir nun doch zu riskant.«
    »Ich danke Euch, o Gott, für die Gnade, Euch sehen zu dürfen!«, rief der Seher.
    Doch GON war bereits verschwunden.
    »Ich glaube, wir sind Euch etwas schuldig«, sagte Seshmosis zum Seher. »Ich freue mich jedenfalls, dass Ihr mit uns zieht.«
     
    Rund sieben Kilometer westlich vom Lager der Tajarim, direkt am Wüstenrand, bildeten einige Dutzend Lehmhütten und eine einsame Steinstele den Ort Tuna el-Gebel. Normalerweise trafen sich hier in der Dämmerung die Männer bei einem Krug Henket und die Frauen zu einem Plausch am Brunnen. Doch nicht so heute. Heute war nichts normal. Das Dorf befand sich nämlich genau an jenem Punkt, auf den Apis und Methyer den ganzen Tag gestarrt hatten.
    Schon seit dem Morgengrauen war das Dorf verlassen. Seit der erste Einwohner, ein Hirtenknabe von elf Jahren, ein Seth-Tier gesehen hatte. Zwar waren die göttlichen Tiere nicht wegen der Menschen hier, doch das war überhaupt kein Grund, sie nicht zu fressen. Nun streunte ein ganzes Rudel zwischen den verlassenen Häusern, und ihr Herr und Meister saß auf der gemauerten Brunnenumfassung und blickte nach Chmun.
    Seth bedeutet »Dürre«, und das traf sowohl auf seine Gestalt als auch auf sein Herrschaftsgebiet, die Wüste, zu. Schon lange hatte er sich nicht mehr so wohl gefühlt wie jetzt. Den Anschlag von Apophis auf Ra fand er eigentlich recht amüsant, immerhin war er, Seth, der Gott des Chaos. Aber die bestehende Ordnung war doch zu sehr durcheinander geraten, und so hatte er sich letztendlich entschlossen, den anderen Göttern zu helfen. Dafür waren sie ihm einiges schuldig, und er würde sich diese Schuld bezahlen lassen, bis auf das letzte Staubkorn. Und Seth hatte sich bereits eine Belohnung ausgesucht: Me-thyer.
    Vor langer Zeit hatte er Hathor beim Baden gesehen, und ihre Schönheit hatte ihn so übermannt, dass er sie vergewaltigt hatte. Fruchtbarkeitsgöttinnen erregten ihn ungeheuer. Natürlich hatten ihn damals die anderen Götter dafür bestraft. Aber diesmal würde es anders kommen. Methyer sollte sein Preis für seinen Beitrag beim Kampf gegen Apophis sein. Deshalb, und nur deshalb, war er hier.

     
    Die Kunde, dass nicht weit vom Lager ein Seth-Tier gesehen wurde, erreichte auch die Tajarim. Die Angst griff schnell um sich und drohte in Panik umzuschlagen. Seshmosis begab sich in sein Zelt, er wollte mit GON sprechen.
    Trübsinnig klopfte er sein Lieblingskissen zurecht und ließ sich darauf nieder.
    »GON, ich brauche deinen Rat!«
    »Das dachte ich mir«, sagte die rot getigerte Katze, die neben dem Schrein materialisierte.
    »Alles ist so furchtbar. Die Ägypter mögen uns nicht. Die ägyptischen Götter mögen uns nicht. Was sollen wir nur tun?«
    »Ruhe bewahren. Seth hat es nicht auf euch abgesehen. Er will nur etwas, das ihr habt und er unbedingt möchte.«
    »Was könnte das sein?«, wollte der Schreiber wissen.
    »Die Prachtkuh von Melmak.«
    »Was will Seth mit einer Kuh?«, fragte Seshmosis verwirrt.
    »Nun, auch Götter haben gewisse Vorlieben. Da war mal eine Geschichte mit Seth und Hathor. Die bekam Seth gar nicht gut. Zur Strafe befiel ihn eine schreckliche Krankheit, die nur Isis heilen konnte.«
    »Du weißt wirklich viel über deine Kollegen.«
    »Nun, ich hatte viel Zeit zum Beobachten. Wie auch immer, es kann sehr unangenehm werden, wenn man etwas besitzt, was ein Gott haben will.«
    »Und was sollen wir deiner Meinung nach tun? Die Kuh in die Wüste treiben?«
    »Ich bezweifle, dass sich diese Kuh von euch irgendwo hintreiben lässt. Auch ihr Stier dürfte etwas dagegen haben.«
    »GON, du sprichst in Rätseln. Schau, ich bin nur ein armseliges Menschlein. Ich weiß nichts von den Göttern, ihren Affären, ihren Begierden. Ich bin schon froh, wenn ich mit den Menschen einigermaßen klarkomme.«
    »Leider darf ich dir nicht alles verraten. Auch unter Göttern gibt es Spielregeln. Aber ich lege dir ans Herz, Seth nicht in die Quere zu kommen!«
    »Das hatte ich auch nicht vor.«
    »Melmak soll die Wachen abziehen und die Rinder sich selbst überlassen. Dann wird keinem Tajarim etwas geschehen.«
    »GON, ich danke dir. Ich werde sofort allen sagen, dass sie sich heute Nacht vom Pferch fern halten sollen.«
    Seshmosis glaubte ein leises Plop zu hören, als die Katze verschwand.
    Erleichtert verließ er sein Zelt und informierte die Tajarim. Nach anfänglichem Zaudern war Melmak bereit, die

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