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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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los.«
    Die anderen Tajarim nickten zustimmend.
    So beschlossen sie, einige Alte, Gebrechliche und Kinder mit der Windsbraut auf dem Nil nach Norden zu schicken, während die anderen als Karawane parallel zum Fluss Bahr Yusuf ziehen wollten, einem Nebenarm des Nils. Das hatte vor allem den Vorteil, dass sie abseits der Hauptverkehrsader Nil ins Faijum, das große fruchtbare Land mit dem See Moeris, reisen konnten. So würden sie weniger Aufsehen erregen.
    Allerdings wusste Seshmosis, dass die Augen der Götter leider auch auf die Nebenwege schauten. Aber er hoffte auf GON und darauf, dass der kleine Gott das Schlimmste von ihnen abwenden würde.
    Abseits vom Versammlungsplatz standen Apis und Methyer im provisorischen Pferch und nickten einander zu. Obwohl das Problem mit dem Ankh scheinbar gelöst war, würden sie bis zur Geburt ihres göttlichen Kindes bei den Tajarim bleiben.

     
    Kalala, Prinzessin von Gebel Abjad, schwarze Perle Nubiens, Stern der Oase Salima, war es egal, wer der Kapitän der Windsbraut war und auch, welche Passagiere an Bord kamen. Hauptsache, ihr trautes Zusammensein mit El Vis wurde nicht gestört.
    Zerberuh vergatterte alle Tajarim, der Prinzessin, ihrem Freund und ihrem nubischen Leibwächter keinesfalls ins Gehege zu kommen. Tafas mächtige Erscheinung machte es leicht, dieser Aufforderung Folge zu leisten.
    Ohne weitere Verzögerung ließ Zerberuh Segel setzen.

Der Seher und die Begegnung mit dem Krokodilgott
     

    Nach drei Tagen erreichte die Karawane die Ortschaft Chmun, in der man hauptsächlich Toth verehrte. Die Tajarim lagerten ein wenig abseits der Häuser, um den direkten Kontakt mit den Einheimischen zu vermeiden. Raffim hüllte sich von Kopf bis Fuß in wallende Gewänder, sodass kein Hauch von Grün durch den Stoff schimmerte. Die Windsbraut war indes mit ihren Passagieren weiter Richtung Norden unterwegs; man wollte sich in einigen Wochen in Memphis wieder treffen.
     
    Seshmosis begab sich mit Mani, dem Stoffhändler, und seinem Freund Shamir, dem Bäcker, in die kleine Ansiedlung. Wie immer ging es dem Schreiber darum, zu sondieren, wie die Stimmung im Volk war. Die Bewohner standen wohl immer noch unter dem Schock der schrecklichen Nacht, als Apophis’ Schandtat ihnen die Erstgeborenen geraubt hatte.
    Auch in der ortsüblichen Schänke war keine Feindseligkeit zu spüren, woraufhin die drei Tajarim Platz nahmen und sich einen Krug Henket gönnten.
    Da näherte sich eine merkwürdige Gestalt.
    Sie war klein, klapperdürr und bucklig. Es war wohl ein Mann. Er trug ein seltsames Gewand mit einer Kapuze, die sein Gesicht umhüllte. Was für ein Gesicht! Das rechte Auge saß viel tiefer als das linke und war noch dazu von einem verschwollenen Lid fast geschlossen. Die riesige, hakenförmige Nase hätte dem ibisköpfigen Toth alle Ehre gemacht. Die Lippen waren aufgeworfen und entblößten gewaltige Schneidezähne wie bei einem Nagetier.
    Es war das hässlichste Gesicht, das Seshmosis je gesehen hatte.
    »Verzeiht, Ihr Herren, wenn ich Euch störe.«
    Die Stimme war krächzend und klang trotz aller Höflichkeit bedrohlich.
    Seshmosis zwang sich zur Ruhe und fragte: »Was wünscht Ihr, mein Herr?«
    »Einen Krug Henket und Eure Aufmerksamkeit, wenn es Euch recht ist.«
    »Warum sollten wir einem Fremden das Bier bezahlen? «, rief Mani ziemlich unwirsch.
    »Weil der Fremde Euch etwas Wichtiges zu sagen hat, mein Herr.«
    Seshmosis spürte, dass er dem Mann zuhören sollte, und nickte.
    »Einverstanden. Nehmt Platz und sprecht!«
    Er bedeutete dem Wirt, noch einen Krug Henket zu bringen, und wandte sich wieder dem hässlichen Fremden zu.
    »Mein Name ist Nostr’tut-Amus, und ich bin ein Schüler von Toth.«
    »Ein Schüler? Ihr meint wohl Priester?«, fragte Seshmosis unsicher.
    »Ihr habt schon richtig gehört: ein Schüler. Toth hat viele Priester, aber nur wenige Schüler. Und ich bin einer von ihnen. Manche nennen mich auch einen Seher.«
    »Ein Seher?«, echote Shamir, in dem sofort seine Begeisterung für alles Mystische ausbrach. »Wahrhaftig ein Seher?«
    »Ja, ein Seher. Aber brüllt nicht so, es muss ja nicht gleich jeder hören.«
    Seshmosis blieb misstrauisch. »Schön für Euch, aber was haben wir damit zu schaffen?«
    »Nun, Ihr seid etwas Besonderes. Gerade Ihr!« Der Zeigefinger des Fremden stieß in Richtung Seshmosis wie die Klaue eines Raubvogels.
    Wie so oft in den letzten Tagen schrie Seshmosis’ Magen um Hilfe. Er musste unbedingt Ruhe

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