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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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sind die Tajarim. Ich hatte nur einen Vater und einen Onkel, aber beide sind gestorben, bevor wir von Theben nach Byblos aufbrachen.«
    »Und wartet in Byblos eine Frau auf dich?«, setzte Cleite nach.
    Seshmosis, der nicht begriff, worauf die Amazone hinauswollte, antwortete: »Ich bin nicht verheiratet. Ich habe es ein paarmal in Erwägung gezogen zu heiraten, aber es hat sich nicht ergeben.«
    Seshmosis war stolz, sich so elegant aus der Affäre gezogen zu haben, und wurde deshalb von der nächsten Frage umso schlimmer erwischt.
    »Und hattest du so schon eine Frau? Ich meine, ohne zu heiraten?«
    Schlagartig verwandelte sich seine Souveränität in ein hilfloses Stottern: »Was meinst du damit, ich meine, mit eine Frau haben und so …? «
    »Ich meine damit, ob du schon einmal mit einer Frau geschlafen hast«, erklärte die Amazone geduldig.
    Seshmosis wurde rot und war froh, dass man es beim Feuerschein wahrscheinlich nicht bemerkte. Siedend heiß fiel ihm ein, was GON über Offenheit gesagt hatte und dass er jetzt auf keinen Fall die ›Tafel der Väter‹ rezitieren durfte. Daher sagte er mit fester Stimme: »Diese Freude wurde mir noch nicht zuteil. Was aber nicht heißt, dass ich etwas dagegen hätte. Ich bin nicht so einer, der …«
    Verlegen brach er ab. Ausgerechnet jetzt waren ihm Nestor und sein junger Freund Homophilos in den Sinn gekommen. Und auch noch Alexandros aus dem Labyrinth von Knossos, der seinen Liebhaber erschlagen hatte.
    Mit einem Unterton der Verzweiflung ergänzte er: »Ich stehe nicht auf Männer, wenn du das meinst.«
    Cleite schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Aber Seshmosis, das habe ich doch überhaupt nicht vermutet. Ich wollte nur wissen, ob du Erfahrungen mit Frauen hast.«
    »Ist das denn so wichtig?«, fragte Seshmosis verunsichert.
    »Für manche ja. Aber ich finde es süß, wenn ein Mann unerfahren ist«, beruhigte ihn Cleite.
    Seshmosis' Widerstand war endgültig gebrochen. Als Cleite nach einer Weile aufstand und ihn liebevoll an der Hand nahm, folgte er ihr wie in Trance auf das Schiff der Amazonen.
    Als Anführerin bewohnte Cleite einen hölzernen Aufbau am Heck des Schiffs. Der Raum war zwar winzig, aber sehr gemütlich eingerichtet. Bunte Stoffschals schmückten die Wände, dazwischen hingen immer wieder Schwerter, Äxte, Lanzen und Schilde. Sehr kontrastreich, fand Seshmosis. In einer Ecke stand ein kleiner Altar mit einer mit Zweigen bekränzten Figur der Göttin Artemis. Das einzige Möbel in der Kabine, außer einer Truhe, war das große Bett, das in Seshmosis sofort alte Ängste aufsteigen ließ. Cleite bat ihn, es sich darauf bequem zu machen, während sie ihren prachtvollen Brustpanzer ablegte.
    Etwas verlegen kommentierte sie das Edelstück: »Der Schmied hat es gut gemeint und ihn oben herum ein wenig größer ausgearbeitet als nötig.«
    Dann zog sie sich weiter aus. Auf einmal hielt sie inne.
    »Aber zuerst musst du dich waschen! Auch dort, wo man es nicht sieht. Ich habe keine Lust, mir die achäische Krankheit zu holen«, forderte ihn Cleite auf.
    »Was ist das denn, die achäische Krankheit ?«, fragte Seshmosis erstaunt.
    »Diese Krankheit bekommt man, wenn man sich an bestimmten Stellen nicht wäscht. Mangelnde Hygiene nennen das zivilisierte Menschen.«
    »Mein Vater hat mich zu peinlichster Sauberkeit erzogen«, sagte Seshmosis beleidigt.
    »Dann ist es ja gut«, beruhigte ihn die Amazone und streifte auch ihr Unterkleid ab.
    Seshmosis' bisherige Erfahrungen mit der weiblichen Anatomie beschränkten sich auf das einmalige Betrachten von Rachels nacktem Körper im Badehaus von Theben. Ansonsten stammten seine Kenntnisse lediglich von freizügigen Tempelreliefs der Göttinnen Isis und Hathor und primitiven Wandkritzeleien in den ärmeren Stadtvierteln von Byblos.
    Doch was er nun sah, war absolut lebendig und echt und nah. Und es roch so aufregend. Cleite berührte ihn, und Seshmosis ließ es geschehen. Auf einmal spielte die ›Tafel der Väter‹ keine Rolle mehr. Nichts spielte mehr eine Rolle. Seshmosis versank in Gefilde, in denen Schriftzeichen keine Bedeutung mehr haben.
     
    *
     
    Am nächsten Morgen badeten Cleite und Seshmosis abseits der Schiffe im Meer. Der Schreiber bewunderte den nackten, durchtrainierten Körper der Kriegerin. Trotz aller Muskeln war Cleite überaus weiblich, und auch ihre Brüste brauchten keineswegs die Hilfe des Schmieds.
    Die süßen Erinnerungen an die letzte Nacht stiegen in Seshmosis auf. Doch die Berührung

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