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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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geschehen soll.«
    Mehrere riesige Kyklopen packten die Achäer und beförderten sie grob aus dem Raum. Seshmosis blickte sich unsicher um und überlegte, was er jetzt tun sollte. Da kam auch schon eine junge Kyklopin auf ihn zu und sprach ihn an.
    »Ich bin Kynthia, Tochter des Polyphem. Mein Vater hat mich geschickt, dich zu begleiten.«
    Seshmosis erschrak. Die Frau war gut einen Kopf größer als er und sicher fast so stark wie Mumal. Sie war also seine Aufpasserin.
    »Zuerst müssen wir ein Quartier für dich finden. Man weiß ja nicht, wie lange du bei uns bleiben wirst. Folge mir!«
    Kynthia führte Seshmosis durch die sauberen Straßen der kleinen Stadt zu dem Markt, den er schon bei seiner Ankunft gesehen hatte. Dort betraten sie eine kleine Werkstatt, in der Schmuck hergestellt wurde. Ein Mann saß an einer Werkbank und arbeitete an einer Kette. Auf seiner Stirn prangte eine ähnliche Scheibe wie bei Polyphem.
    »Das ist Meister Polydor, bei ihm wirst du eine Bleibe finden«, stellte die Kyklopin den Handwerker vor. »Und das ist Seshmosis, ein Schreiber aus Byblos. Er wird für einige Zeit unser Gast sein, Onkel.«
    Der Goldschmied musterte Seshmosis eindringlich, dann reichte er ihm seine riesige Hand. »Willkommen in meiner bescheidenen Hütte. Hinten im Lager habe ich eine Schlafstelle für dich. Einfach, aber bequem.«
    »Danke, Meister Polydor. Ich möchte Euch keine Umstände bereiten.«
    »Aber, aber«, wehrte der Kyklop ab. »Du machst doch keine Umstände. Ich freue mich, dass du da bist. Wir haben so selten Gäste.«
    Bei dem Ruf, das euer Volk hat, kein Wunder, dachte sich Seshmosis, und laut erwiderte er höflich: »Ich bin sehr neugierig auf Euer Volk. Ihr scheint nicht nur einen vorzüglichen Käse zu machen.« Seshmosis deutete auf die fertigen Schmuckstücke.
    »Ich weiß, worauf du hinauswillst«, lachte Polydor. »Die Achäer verbreiten üble Gerüchte über uns, und das führt dazu, dass viele Seefahrer aus anderen Ländern einen großen Bogen um unsere Insel machen. Aber wir sind nicht auf sie angewiesen, unsere Kunden stammen aus anderen Kreisen. Sieh diese kleinen, goldenen Donnerkeile. Sie sind derzeit bei den Zeus-Priestern Kleinasiens sehr beliebt.«
    »Erlaubt mir eine Frage, edler Polydor. Was ist das für eine Krone, die Ihr da auf Eurem Haupt tragt?«, wollte Seshmosis wissen.
    Polydor und Kynthia brachen in schallendes Gelächter aus.
    »Krone?«, prustete der Kyklop. »Du denkst, ich trage eine Krone? Nein, die Scheibe auf der Stirn brauche ich zum Arbeiten. Es ist ein Hohlspiegel, der das einfallende Licht bündelt und auf das Werkstück lenkt, an dem ich gerade arbeite. Vor allem beim Ziselieren ist diese verstärkte Ausleuchtung sehr hilfreich.«
    »Aber Euer Anführer Polyphem trug in der großen Halle auch so einen Hohlspiegel«, wandte Seshmosis unsicher ein.
    »Wir sind sehr stolz auf unsere Erfindung, und deshalb ist sie auch ein Symbol für unser Volk. Bei mir ist es ein Hilfsmittel, bei Polyphem ein Symbol für den Erfindungsgeist unseres Volkes, verstehst du?«
    Seshmosis verstand. Auch der ägyptische Pharao hielt zum Beispiel als Symbol der Macht bei offiziellen Anlässen immer eine Geißel in der Hand. Bei den Aufsehern beim Tempelbau war sie dagegen ein effektives Motivationsgerät. Sie peitschten damit die Menschen zur Arbeit. Der Hohlspiegel der Kyklopen gefiel ihm besser. Und nun wusste er auch, wie die Legende entstanden war, die Kyklopen besäßen nur ein einziges, riesiges Auge in der Mitte der Stirn.
    »Komm, Seshmosis, ich zeige dir unsere Stadt!«, lud Kynthia ihn ein.
    Sie verabschiedeten sich noch von Polydor, dann traten sie wieder ins Sonnenlicht.
    Seshmosis fand, dass Kynthia für eine Frau ihrer Größe ausgesprochen weiblich war. Insgeheim wunderte er sich über seinen plötzlichen Hang zu körperlich überlegenen Frauen. Nicht dass er sich in Kynthia verliebt hätte, dazu hing sein Herz noch viel zu sehr an Cleite. Doch fing er an, die junge Kyklopin überaus sympathisch und sogar attraktiv zu finden.
    Kynthia zeigte ihm verschiedene kleine Handwerksbetriebe und auch die Schmiede, in der die berühmten Donnerkeile für Zeus gefertigt wurden. Kein Mensch aber, nicht einmal ein Kyklop, konnte sie nutzen, dazu bedurfte es der Kraft der Götter.
    Dann erzählte ihm Kynthia vom Leben auf der Insel, von den Herden und Hirten, und Seshmosis musste an seinen Traum von den Schafen denken. Diese Insel hatte etwas ungemein Friedliches.
    Plötzlich

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