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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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aufgefallen war.
    Vor dem Altar stand Polyphem, er sah schrecklich aus. Unterhalb seines Stirnreifs verbarg eine blutige Binde seine Augen, und sein verbranntes Gesicht war von einer dicken Salbenschicht bedeckt.
    Dann erhob er seine Stimme, und sie war trotz der Verletzungen so kräftig wie zuvor: »Mein Vater Poseidon, sieh mich an! Sieh, was Odysseus mir angetan hat! Heimtückisch brannte er mir die Augen aus! Ich bitte dich, Vater, räche deinen Sohn! Strafe diesen nichtswürdigen Niemand und verfolge ihn bis ans Ende der Welt. Lass ihn keinen Frieden mehr finden auf Erden! Lass ihn büßen für die Schandtaten, die er mir und anderen zugefügt hat! Strafe ihn mit jahrelangen Stürmen und Not. Und wenn er jemals wieder seine Heimat erreichen sollte, dann nur, um von der Hand seines eigenen Nachfahren zu sterben! Räche mich, mein Vater Poseidon!«
    Ein kleiner Blitz schlug in das Opferbecken, in dem ein Zicklein lag, das sofort anfing zu brennen. Steil stieg der Rauch empor, als Zeichen dafür, dass Poseidon sein Bitten und Flehen erhört hatte.
    Von nun an würde der Gott Odysseus persönlich verfolgen und bestrafen.
    Nach dem Opfer verließen Seshmosis und Kynthia gemeinsam den Tempel. Bedrückt sagte der Schreiber: »Ich wollte, ich könnte alles ungeschehen machen.«
    »Es waren die Achäer, nicht du. Sie tragen die Verantwortung, und Poseidon wird sie zur Rechenschaft ziehen, du hast doch den Blitz gesehen. Der Meeresgott liebt uns Kyklopen, denn wir sind seine Kinder. Er wird dafür sorgen, dass meinem Vater Gerechtigkeit widerfährt.«
    Seshmosis erkannte, dass diese Angelegenheit nicht die seine war. Er musste auch wieder an sich und seine Probleme denken, und so sagte er: »Ich muss unbedingt zurück zu meinen Leuten. Da Odysseus mich im Stich gelassen hat, brauche ich ein Schiff oder ein Boot, das mich zur Ziegeninsel bringt.«
    »Das wird schwierig«, antwortete Kynthia bedauernd. »Wir betreiben keine Seefahrt, Poseidon selbst hat es uns verboten. Und zurzeit liegt auch kein einziges Händlerschiff in unserem Hafen. Du musst Geduld haben.«
    Seshmosis überlegte, ob wohl Zerberuh mit der Gublas Stolz zu seiner Rettung kommen würde, doch er war sich sicher, dass Raffim das zu verhindern wusste. Dieser würde niemals seinen auf dem Schiff versteckten Profit einer Gefahr aussetzen, nur um Seshmosis zu helfen. Er musste einen anderen Weg finden.
    Den Rest des Tages verbrachte er damit, die Stadt der Kyklopen weiter zu erkunden. Staunend bewunderte er ihre handwerklichen Fähigkeiten und die Dinge, die sie herstellten. Am Abend kehrte Seshmosis zu Polydor zurück, genoss mit ihm den würzigen Käse und trank von dem schweren, dunkelroten Wein der Insel.
    Als er schließlich auf seiner Matte im Lager des Kyklopen lag, versuchte Seshmosis Kontakt zu GON aufzunehmen, doch der kleine Gott ließ sich weder sehen noch hören. Der Prophet interpretierte dies als gutes Zeichen dafür, dass er nicht unmittelbar in Gefahr war.
     
    *
     
    Am nächsten Morgen schlenderte Seshmosis zum Hafen und schaute sehnsüchtig aufs Meer. Als auf einmal ein Schiff um das kleine Kap der Bucht kam, glaubte er zuerst an eine Halluzination. Er war sich sicher, dass seine Verzweiflung ihm ein Trugbild vorgaukelte. Doch das seiner Fantasie entsprungene Schiff kam immer näher, wurde immer größer und steuerte eindeutig auf den Hafen zu. In Seshmosis wuchs die Hoffnung auf Rettung. Er strengte seine Augen an, um das Schiff identifizieren zu können. Doch es war weder ein achäisches Schiff noch die Gublas Stolz. Aufgeregt trat er von einem Bein aufs andere. Endlich war es nahe genug, um Einzelheiten zu erkennen. Vorne am Bug stand eine Gruppe von Menschen, und als das Schiff noch näher kam, sah Seshmosis, dass es Frauen waren. Cleite und ihre Amazonen kamen zur Kyklopeninsel. Seshmosis flog regelrecht zur Kaimauer.
    Die Ruder wurden eingezogen und das Schiff legte an. Kaum stand es still, sprang Cleite mit einem schwungvollen Satz über Bord an Land. Die Amazone umarmte freudestrahlend den wartenden Seshmosis und begrüßte ihn lächelnd: »Wir haben das Schiff fertig repariert und mussten natürlich eine Testfahrt machen. Da dachte ich mir, bei dieser Gelegenheit könnte ich nachsehen, ob mein lieber Seshmosis wieder zur Ziegeninsel zurückkehren möchte.«
    »Das war eine hervorragende Idee von dir«, freute sich Seshmosis. »Und wie gerne ich wieder zurückkehren möchte! Ich bin ja so froh, dass du da bist! Die Kyklopen sind zwar

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