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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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sehr gut zu mir gewesen, und es war bemerkenswert, ihre Kultur kennenzulernen, aber nun drängt es mich wieder zu meinen Leuten.«
    »Dann komm an Bord, wir bringen dich zu ihnen!«, forderte ihn Cleite auf.
    »Bitte gedulde dich noch ein wenig, ich möchte mich noch verabschieden. Ich will mich nicht wie ein Dieb wortlos davonstehlen. Ich bin bald zurück.«
    Seshmosis eilte zu Polydors Werkstatt am Markt. Der Kyklop saß an seiner Werkbank.
    »Meister Polydor, ein Schiff ist gekommen, mich abzuholen. Ich möchte mich für Eure Gastfreundschaft bedanken und mich verabschieden.«
    »Obwohl die Umstände tragisch waren, hat es mich gefreut, dich kennen gelernt zu haben. Die Begegnung mit dir wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Ich wünsche dir viel Glück für deinen weiteren Weg! Zur Erinnerung an uns Kyklopen und als Glücksbringer.«
    Mit diesen Worten reichte er Seshmosis einen kleinen goldenen Donnerkeil an einer dünnen Halskette.
    Gerührt nahm Seshmosis das Geschenk an. Dann umarmten sich die beiden ungleichen Männer stumm, und der Schreiber verließ tief bewegt die Werkstatt. Vor dem Hafen begegnete ihm Kynthia, und er berichtete ihr freudig von der wundersamen Landung des Schiffs. Die junge Kyklopin schien traurig, dass Seshmosis die Insel so schnell verlassen wollte.
    »Warum bleibst du nicht noch länger? Es ist Handelssaison, da kommt fast jeden Monat ein Schiff zu uns.«
    »Ich muss zu meinen Freunden zurück. Wir sind schon so lange fort von zu Hause, und es wird Zeit, dass wir wieder nach Byblos segeln.«
    Beim Wort Zeit verspürte Seshmosis einen Stich. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er nicht nur am falschen Ort, sondern auch in der falschen Zeit war.
    »Dann bleibt mir also nur, dir eine gute Reise zu wünschen«, sagte Kynthia traurig und küsste ihn auf die Stirn. Dann drehte sie sich um und lief Richtung Stadtmitte.
    Als Seshmosis seine Schritte wieder zum Hafen lenkte, fielen sie ihm schwerer, als er gedacht hätte. Er hasste Abschiede. Er hasste sie fast mehr als die Ungewissheit. Und er wusste, dass ihm ein weiterer, noch schmerzlicherer Abschied bevorstand.
     
    Mit gemischten Gefühlen ging Seshmosis an Bord und blickte wehmütig zur Kyklopeninsel zurück. Schließlich schaute er nach vorn, hinüber zur kleinen Insel, wo seine Freunde und die Gublas Stolz warteten. Zumindest hoffte er, dass sie auf ihn warteten.
    Plötzlich stand Cleite neben ihm und legte sanft ihre Hand auf seine Schulter.
    »Meine Kameradinnen drängen mich, nach Hause zu segeln. Wir sind schon lange unterwegs, und ich weiß, dass wir daheim gebraucht werden. Nach allem, was in Troja geschehen ist …«
    Sie brach ab. Dann fuhr Cleite mit belegter Stimme fort: »Zu viele sind gestorben. Es wird schwer, die Lücken zu füllen. Wir Überlebenden müssen zusammenrücken, sonst wird es das Volk der Amazonen bald nicht mehr geben.«
    Seshmosis verstand. Es war also so weit. »Wann wollt ihr aufbrechen?«
    »Gleich nachdem wir dich auf der Ziegeninsel abgesetzt haben. Ich werde nicht mehr an Land gehen.«
    »So muss es wohl sein«, sagte Seshmosis melancholisch. »Ich hätte so gerne noch einige Zeit mit dir verbracht.«
    »Ich mag dich auch, aber meine Kameradinnen brauchen mich mehr denn je. Außerdem würde dir das Leben an der Seite einer Amazone nicht sonderlich gefallen. Du musst wissen, Männer haben bei uns keinen besonders guten Status.«
    »Ich hörte davon. Nach den Gerüchten ähnelt die Rolle eines Mannes bei euch sehr der Nutztier- und Zuchtviehhaltung.«
    »Dann hast du ja noch einmal Glück gehabt«, konterte Cleite ironisch.
    »Wie so oft. Manche behaupten, ich sei ein wahrer Glückspilz. Aber heute bin ich ein trauriger Glückspilz. Du rettest mich, und gleichzeitig verliere ich dich. Das ist ungerecht!«
    »Die Liebe hat ebenso wenig mit Gerechtigkeit zu tun wie das Leben. Freuen wir uns an dem, was uns keiner nehmen kann – an unseren Erinnerungen.«
    Das Schiff der Amazonen verharrte im flachen Wasser. Seshmosis umarmte Cleite noch einmal, dann sprang er ins brusthohe Wasser und watete ohne sich umzusehen zum Ufer.
    Erst an Land drehte er sich um und sah, dass sich die Amazonen bereits mit kräftigen Ruderschlägen entfernten und das Segel setzten.
     
    Plötzlich war Seshmosis von mehreren Tajarim umringt, die aufgeregt auf ihn einredeten. Jemand hüllte ihn in eine Decke, und Elimas presste ihm einen Weinschlauch an die Lippen.
    »Trink, trink, mein Freund!«
    Alle redeten durcheinander, und

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