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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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bekommst du die Rollen und das Gold, das ich bisher eingenommen habe«, schlug Henoch vor.
    »Einverstanden!«, willigte Raffim ein.
    »Aber ich brauche Sicherheiten!«
    »Mein Wort muss dir genügen. Und jetzt gib mir mein Eigentum!«
    »Nicht ohne eine Garantie!« Henoch feilschte um sein Leben.
    »Gut, ich stelle dir ein Papyrus aus. Wenn du irgendwelchen Kretern begegnest, kannst du ihnen ja diesen Schutzbrief zeigen.«
    Raffim gab Jubul ein Zeichen, und der holte Schreibzeug. In ungelenken Hieroglyphen schrieb Raffim auf einen Papyrusfetzen und drückte ihn Henoch in die Hand.
    Dieser fragte: »Was steht da? Was hast du geschrieben? «
     

     
    »Da steht, dass kein kretischer Meuchelmörder dem Besitzer dieses Schutzbriefs, dem ehrenwerten Henoch, auch nur ein Haar krümmen darf, weil er sonst einer fürchterlichen Bestrafung durch den Unterzeichner Raffim anheim fällt.«
    »Das alles soll in den paar Kritzeleien stehen?«, argwöhnte der Hehler.
    »Na ja, ich habe es ein bisschen kürzer und deutlicher ausgedrückt. Eigentlich steht da: Nicht schlagen diesen Mann, ich habe geschrieben diesen Papyrus Raffim.«
    »Können die Kreter das überhaupt lesen?«, fragte Henoch zweifelnd.
    »Kreter sind gebildete Leute«, beruhigte ihn Raffim. »Also, wie geht es weiter?«
    Henoch zog einen Lederbeutel aus seinem Gewand und legte ihn auf den Tisch.
    »Das Gold. Alles, was ich bisher bekam. Die Rollen stecken in der großen Vase neben deiner Eingangstür.«
    Raffim wog die Goldklumpen sorgfältig einzeln mit einer Waage ab. Er schien mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. Währenddessen verließ Jubul das Arbeitszimmer und kehrte bald darauf mit den Rollen zurück. Raffim prüfte sie sorgfältig.
    »Gut, es sind wirklich die Originale. Und was wirst du jetzt tun?«
    »Ich besitze noch einen kompletten Satz Kopien. Mit dem reise ich ganz schnell nach Timna. Zippora wird mich für die Rollen reich belohnen. Und dich hoffe ich nie wiederzusehen!«
     
    *
     
    Ein Ruderboot mit fünf Insassen legte längsseits des kretischen Schiffs an. Die unheimlichen Besucher von der »Insel der Seligen« hatten sich zurückgezogen, und ihr schwarzer Segler ankerte inzwischen außerhalb des Hafenbeckens vor der Kaimauer im tieferen Wasser, so als wollten sie jeden Kontakt mit anderen Schiffen vermeiden.
    Kommandant Maduk erklomm mit den ihn begleitenden Wachsoldaten die Bordwand und begrüßte den Kapitän, der ihn schon an Deck erwartete. Nach dem Austausch knapper Höflichkeiten kam Maduk zur Sache.
    »Es gibt in meiner Stadt gewisse Vorfälle, die in Zusammenhang mit Eurem Schiff gebracht werden. Darüber würde ich gerne mit Euch reden«, eröffnete Maduk das Gespräch.
    »Selbstverständlich, gerne«, erklärte der Kapitän, der sich als Kamares vorgestellt hatte.
    »Um es von vornherein klarzustellen, ich bedauere das Ableben der drei Subjekte keineswegs, ihr Tod ist kein Verlust. Allerdings auch kein Gewinn. Die Bande Schatten von Byblos ist wie eine Hydra. Wenn man ihr einen Kopf abschlägt, wachsen sofort zwei neue nach. Aber diese drei Verbrecher wurden in meiner Stadt entleibt. In der Stadt, in der ich für Recht und Ordnung verantwortlich bin!«
    »Ich verstehe«, sagte Kamares höflich. »Am besten ist es, wir holen meine Herren Nelos und Pelos zu diesem Gespräch. Sie sind die eigentlich Betroffenen.«
    Maduk nickte zustimmend und setzte sich ungefragt auf einen dreibeinigen Hocker neben dem Mast.
    Kurz darauf erschienen zwei groß gewachsene, völlig in Schwarz gekleidete Männer. Maduk musterte sie mit dem Blick, der allen Polizisten seit Erschaffung der Welt eigen ist. Schnell war ihm klar, dass die beiden keine gewöhnlichen Mörder waren. Er kannte diese Art von Tätern. Ihre Motive waren weder Gewinnsucht noch Lust, sondern eiskalte Berechnung. Und sie wussten mit der distanzierten Professionalität von Kriegern damit umzugehen.
    Nachdem die beiden sich nicht setzten, stand Maduk wieder auf. Er wollte keinesfalls, dass sie während des Gesprächs auf ihn herabblickten. Dann fragte er nur: »Warum?«
    »Es ist die lange Geschichte eines wohl gerühmten Mannes, der in Eurer Stadt ein unrühmliches Ende fand«, sagte der, den man ihm als Nelos vorgestellt hatte.
    »Lasst hören!«, forderte Maduk ihn auf.
    »Jedes Kind auf Kreta kennt den weisen Telos, den Berater von König Minos, und die Sänger jubilieren ob seiner großen Klugheit und seiner guten Taten. Wir sind stolz darauf, seine Söhne zu sein. Vor einigen Tagen

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