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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Amentet die Ruhe und die Einsamkeit und vermisste weder seinen geliebten Nil noch irgendein Badehaus.
    Während er den Blick nach unten schweifen ließ, wo sich ein wilder Gebirgsfluss seinen Weg durch ein tiefes Tal bahnte, dachte er wieder einmal über seine bizarre Situation nach. Ein untoter Hirte und ein göttliches Kalb aus Ägypten in einem völlig fremden, gebirgigen Land. Immerhin bedrohten ihn hier nicht die ›Großen Verschlinger‹. Wenn er an die Gefahr dachte, in der er sich noch vor kurzem befunden hatte, war es wie ein Wunder, hier in dieser friedvollen Umgebung zu sein.
    Plötzlich schreckte er aus seinen Gedanken. In ziemlicher Entfernung, kurz unterhalb des steil aufragenden Gipfels, verließen einige Bergziegen fluchtartig ihre Weideplätze. Sofort erkannte Aram den Grund: Ein Mann bewegte sich dort oben. Trotz der großen Entfernung glaubte Aram dessen stechenden Blick auf sich ruhen zu spüren.
    Abrupt wandte sich der Fremde um und ging weiter Richtung Gipfel. Nach einiger Zeit verschwand er aus Arams Blickfeld. Kurz darauf erschien am Himmel ein Falke und landete genau an der Stelle, wo Aram den Mann aus den Augen verloren hatte.
    Seltsam berührt und nachdenklich ging der Hirte zu seinem Kälbchen und kraulte es liebevoll. Er war sich sicher, dass dort oben etwas Bedeutungsvolles vor sich ging.
     
    *
     
    Im Hafen von Amnissos, der zum nahen Knossos gehörte, besprachen die Tajarim das weitere Vorgehen. Sie beschlossen, dass Zerberuh und Uartu sich mit der Mannschaft um die Reparatur des Schiffes kümmern sollten. Die Arbeiten, vor allem das Setzen eines neuen Mastes, würden wohl einige Zeit in Anspruch nehmen. Barsil, Mani und Raffim wollten sich in der Hafenstadt nach guten, sprich betuchten Handelspartnern umsehen. El Vis zog es mit seinen Musikern und natürlich seiner Gefährtin Kalala samt ihrem Leibwächter Tafa nach Knossos. Sie wollten sich dort zuerst um eine Audienz und dann um ein Konzert im Palast von König Minos bemühen. Seshmosis und Nostr'tut-Amus schlossen sich ihnen an.
    Mit einigen Packeseln ausgestattet, zog die kleine Karawane ins nahe gelegene Knossos. Die Esel trugen vor allem Kalalas umfangreiches Reisegepäck, aber auch die beiden großen Trommeln von Mumal. Seshmosis, der es nicht wagte, den Schrein von GON einem Esel anzuvertrauen, nahm den hölzernen Kasten unter den Arm.
    Bald lag der prächtige Palast von Knossos vor ihnen. Als sie sich nach einer Herberge erkundigten, verwies man sie an das Gästehaus des Palasts. Zum Erstaunen der Tajarim nahm man sie gegen ein geringes Entgelt herzlich auf und wies ihnen sogleich Quartiere zu. Ihre Esel gaben sie in die Obhut des Stallmeisters.
    Seshmosis war überwältigt von den Ausmaßen und der Architektur des gigantischen Palasts. Mehr als tausend Räume verteilten sich über mehrere ineinander übergehende Gebäude, die zum Teil mit freien Treppen miteinander verbunden waren. Im Palast von Knossos, auch ›Labyrinth‹ genannt, was so viel wie ›Haus der Doppeläxte‹ bedeutete, verlor jeder Fremde innerhalb kürzester Zeit die Orientierung. Dennoch durchstreifte Seshmosis neugierig allein den Palast, und nur an einigen Stellen signalisierten freundliche Wächter mit riesigen Doppeläxten und eindeutigen Gesten, welche Bereiche für Fremde tabu waren. Seshmosis erfreute sich an der faszinierenden Umgebung, als ihm plötzlich vier ganz in Schwarz gekleidete Soldaten mit ebenso schwarzen Maskenhelmen begegneten. Dem Schreiber blieb fast das Herz stehen, doch die vier marschierten an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten.
    Seshmosis beschloss, das Amulett, das er bisher immer bei sich getragen hatte, lieber im Gepäck in seinem Zimmer zu verstecken. Es wäre seiner Gesundheit sicher abträglich, wenn man ihn mit dem Artefakt am Körper erwischte.
     
    Zum Abendessen trafen sich Kalala, El Vis, Tafa, Mumal, Elimas, Nostr'tut-Amus und Seshmosis in einem großen Speisesaal. Exotische Tiergestalten und wild wuchernde, bunte Pflanzen, gemalt auf einem kräftigen, ockerfarbenen Grund, zierten die Wände. Seshmosis war begeistert von der künstlerischen Ausgestaltung dieses Raumes.
    »König Minos wird uns morgen früh im großen Thronsaal eine Audienz gewähren!«, berichtete Kalala stolz, als sie an einem Tisch Platz genommen hatten. »Bei dieser Gelegenheit werde ich ihm mein Gastgeschenk überreichen. Und danach unterbreite ich ihm das Angebot, dass El Vis und seine Musiker ein Konzert für die königliche Familie und den

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