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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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ausufern. Auch vermag wohl kaum jemand diesem Kataloge zu folgen, und es gebricht doch ein wenig an Handlung.«
    Homeros' tote Augen blickten in Richtung Seshmosis, und verständnislos fragte er: »Ich weiß nicht, was du meinst, Seshmosis. Kannst du mir bitte die entsprechende Stelle vorlesen?«
    Und Seshmosis begann:
    »›Wenn die olympischen Musen mir nicht, des Ägiserschüttrers
    Töchter die Zahl ansagten, wie viel vor Ilios kamen.
    Drum die Ordner der Schiffe genannt, und die sämtlichen Schiffe.
    Führer war den Booten Peneleos, Leitos Führer,
    Arkesilaos zugleich, und Klonios, samt Prothoenor.
    Alle, die Hyrie rings, und die felsige Aulis bewohnten,
    Schönos auch, und Skolos, und weit die Höhn Eteonos,
    Dann Thespeia, und Gräa, und weit die Aun Mykalessos;
    Auch die Harma umwohnten, Eilesion auch, und Erythrä,
    Auch die Eleon sich, und Peteon bauten, und Hyle,
    Rings Okalea dann, und Medeons prangende Gassen,
    Kopä, samt Eutresis, und Thisbe, flatternd von Tauben;
    Die Koroneia umher, und die Grasgefild' Haliartos,
    Die Platäa gebaut, und die in Glissas gewohnet,
    Die umher Hypothebe bewohnt in prangenden Häusern,
    Auch Onchestos lieblichen Hain um den Tempel Poseidons;
    Die dann Arne bewohnt voll Weinhöhn, auch die Mideia,
    Auch die heilige Nissa, und fern Anthedon die Grenzstadt:
    Diese zogen daher in fünfzig Schiffen, und jedes Trug der böotischen Jugend erlesene hundert und zwanzig.‹«
    An dieser Stelle brach Seshmosis ab.
    »So geht das noch ewig weiter, Blatt für Blatt. Wer will denn so etwas hören, geschweige denn lesen?«
    »Die Sponsoren. Jeder von den Achäern, der im Epos erwähnt wird, hat dafür bezahlt. Ich muss auch leben«, erklärte Homeros.
    »Und dann die Zahl der Schiffe! Und der Männer!«, erregte sich Seshmosis weiter. »Ich glaube nicht, dass die Achäer seit ihrer Landung neunzig Prozent ihrer Schiffe verheizt und fast hunderttausend Mann verloren haben.«
    »Du hast keine Ahnung von psychologischer Kriegsführung!«, warf ihm der Dichter vor. »Korrigiere die Zahl deiner Truppen und Waffen nach oben, die deiner Verluste nach unten. Achte darauf, dass die Verluste deiner Feinde stets ein Vielfaches der eigenen betragen.«
    »Und das Ganze nennst du dann Heldenepos !« Seshmosis wandte sich angewidert ab.
    »Ruhig Blut, junger Freund!«, beschwichtigte ihn Homeros. »Schließlich bin ich nicht freiwillig hier. Sieh, was sie mit meinen Augen gemacht haben! Meinst du, dass es mir Spaß macht, jahrelang in einem Heerlager unter Analphabeten zu hausen, die mich auch noch über die Geschehnisse belügen? Ich versuche nur das Beste daraus zu machen. Und ich versuche einfach zu überleben. Das solltest du übrigens auch tun!«
     
    *
     
    Die Trojaner waren außerhalb der Mauern mit der Beerdigung weiterer Angehöriger beschäftigt, als die Achäer unter der Führung von Agamemnon heranrückten.
    Beim markanten Feigenbaum in der Ebene stand Philoktetes zum ersten Mal in diesem Krieg an der Spitze seiner Männer. Er trug die glänzende Rüstung des Herakles, die er von diesem als Dank an dessen Grab empfangen hatte. Neben ihm führte der junge Neoptolemos die Elitetruppe der Myrmidonen an und Menelaos die Spartaner.
    Mit Geschrei und geballter Wucht drangen die beiden Heere ineinander. Aineias kämpfte Seite an Seite mit seinem Freund Eurymenes; gemeinsam schlugen sie eine Bresche in die Reihen der Achäer. Polydamas, einer der tapfersten Trojaner, bahnte sich seinen blutigen Weg bis zu Medon und schickte ihn mit einem Schwerthieb in den Hades. Nun war der Stiefbruder des Aias doch noch gefallen, wenn auch nicht von der Hand Aineias, wie im Epos des Homeros geschrieben stand, sondern durch Polydamas.
    Derweil tötete Paris den Demoleon aus Sparta, Begleiter des Menelaos, der seinem König Deckung bot.
    An anderer Stelle wütete Neoptolemos unter den Trojanern und vergrößerte die Schar der Witwen in der Stadt gleich dutzendweise.
    Paris versuchte Philoktetes mit einem Pfeil zu treffen, verfehlte diesen aber und fällte dessen Nebenmann. Nun griff Philoktetes seinerseits zum Bogen des Herakles und rief Paris zu:
    »Du trojanischer Dieb! Du Urheber unseres Unheils! Nun sollst du für deine Taten büßen!«
    Philoktetes zog die gedrehte Sehne bis an die Brust, sodass das Horn des Bogens sich beugte, und schickte den Pfeil auf die Reise. Das Geschoss ritzte aber nur die Haut des Trojaners, der erneut versuchte, seinen Gegner mit einem Pfeil auszuschalten. Doch da traf ihn der

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