Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
die dritte wieder gewann, musste sie an ihre Glückssträhne in Caxamalca denken, die so schlimm geendet hatte, doch aufhalten konnte sie das nicht. Der Einsatz des nächsten Spiels war recht hoch: Es ging um eine Woche Sold und ihre Chancen standen nicht schlecht. In ihren Händen kribbelte es, ihr Blick ging zu den Würfeln, der letzte Mitspieler nahm sie auf. Sein Wurf würde alles entscheiden. Als er die Würfel in den Becher tat und ihn hin- und herschüttelte, hielt sie unwillkürlich die Luft an – und konnte kurz darauf freudig ausatmen. Mit einer knappen Geste strich sie ihren Gewinn ein, blickte zu ihren Mitspielern, die zwar wenig glücklich aussahen, aber doch nickten: ja, sie würden weiterspielen. Sie reichten ihr den Würfelbecher. Die Reihe war an ihr.
Auch zwei Stunden später saß Catalina noch an diesem Tisch – und gewann immer weiter. Wahrscheinlich lag es an ihrem Wagemut. Es war ihr egal, ob sie gewann oder verlor. Sie wollte nur das Kribbeln spüren, bevor die Würfel fielen, und alles darüber vergessen. Auch an den folgenden Abenden saß sie über Stunden an den Spieltischen, und das Glück war ihr weiter hold. Sie merkte, wie der Neid und das Misstrauen der anderen wuchsen. Wie damals in Caxamalca gab es inzwischen auch hier die Ersten, die nicht mehr mit ihr spielen wollten.
»Kommt uns zu teuer«, murrten sie, aber noch fanden sich genug, die die Herausforderung reizte, und die Tatsache, dass sie es sich leisten konnte, inzwischen um recht hohe Einsätze zu spielen, lockte bald auch professionelle Spieler an.
Auch an diesem Abend saß wieder ein Berufsspieler mit am Tisch. Zunächst gewann er, viele gute Pesos, ein paar Maradevis, schließlich auch ein Goldstück von einem der anderen Mitspieler, aber dann drehte sich das Glück, und Catalina gewann bald das Doppelte von dem zurück, was sie zuvor an ihn verloren hatte. Da sprang der Mann auf und zog seinen Degen.
»Du verdammter Betrüger!«, brüllte er und ging auf sie los. In letzter Sekunde konnte Catalina seinen Schlag abwehren.
»Ich habe dich nicht betrogen! Ich habe einfach nur Glück gehabt.«
Der Wirt, ein kleiner feister Mann, hastete zu ihnen und beschwor sie, keinen Ärger zu machen. »Wenn ihr euch duellieren wollt, dann tut das doch draußen.«
Catalinas Gegner täuschte einen Stoß gegen den Wirt an, woraufhin dieser schneller hinter dem Tresen verschwand, als er zuvor herausgekommen war. Grinsend wandte sich der Kerl wieder Catalina zu. »Und jetzt zu dir, Bürschchen! Ich will mein Geld wiederhaben, und zwar alles, hörst du?«
Das Geld war Catalina einerlei, aber sie würde sich nicht wieder für dumm verkaufen lassen.
»Wenn du etwas von mir haben willst, musst du es dir holen!«, blitzte sie den Mann an. Wütend trat er den Tisch beiseite und stürzte erneut mit erhobenem Degen auf sie los. Geschickt sprang Catalina zur Seite, woraufhin der nicht mehr allzu nüchterne Mann seinen Degen beinahe in den hinter ihr stehenden Mann gerammt hätte. Johlen und Buhen kamen auf, ein Mann rief: »Jetzt seid doch vernünftig!«, der Wirt flehte die näher an der Eingangstür Stehenden an, den Gerichtsbüttel zu holen. Doch erst, als er zum Dank dafür eine Woche Freibier versprach, machte sich einer von ihnen auf den Weg.
Währenddessen hatte sich Catalinas Gegner wieder in Position gebracht und stürmte auf sie los. Elegant parierte Catalina seine vor allem von trunkener Wut gelenkten Hiebe und konnte den ersten Treffer landen: Sie brachte ihm eine tiefe Wunde an der Schulter bei. Aufheulend sprang der Mann zurück und preschte in der nächsten Sekunde mit einer solchen Wucht erneut auf sie los, dass er Catalina womöglich aufgespießt hätte, wäre es ihr nicht gelungen, seinen Degen zurückzudrücken und ihm schließlich ganz aus der Hand zu schlagen. Sein Stahl war noch nicht zu Boden gegangen, da drückte sie ihm schon die Spitze ihres Degens gegen den Hals.
»Das dürfte jetzt wohl reichen, oder?«, knurrte sie ihn an. »Und komm mir bloß nie wieder unter die Augen!«
Der Mann hob die Hände und schien sich zu trollen, doch kaum hatte Catalina ihren Degen weggesteckt, zog er ein Messer aus seinem Stiefelschaft und sprang sie von der Seite an. Ehe Catalina wusste, wie ihr geschah, lag sie schon unter ihm und spürte das eisige Metall an ihrer Halsschlagader. Kalt lächelte er sie an.
»Tja, mein Kleiner, so schnell kann sich das Glück wenden!«
Wütend blitzte Catalina ihn an und warf sich mit einem
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