Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
dass von ihrer Freundschaft nichts übrig war.
Hinzu kam, dass sich auch Gilen und Andreu von ihr abwandten. Andreu tat, als wären sie einander noch nie begegnet, Gilen nickte ihr immerhin noch verschämt zu. Catalina nahm es hin. So war sie eben wieder einmal die Ausgestoßene. Mehr als das bin ich ja noch nie gewesen, sagte sie sich.
Dass Mikel den Hauptmann gebeten hatte, die Markteinkäufe künftig mit Andreu erledigen zu dürfen, erfuhr Catalina erst, als sie am nächsten Einkaufstag die halbe Festung nach Mikel und der Kutsche absuchte. Der Koch klärte sie über den Tausch auf.
»Dass ihr jungen Leute euch auch nicht absprechen könnt!«, blaffte er sie an. Überdies sei ausgemacht, dass sie ihm fortan in der Küche helfe. Catalina war so perplex, dass sie noch nicht einmal protestieren konnte. Der Koch nahm sie mit in die Küche, drückte ihr ein Messer in die Hand und setzte ihr einen Korb Kartoffeln vor.
»Die brauche ich rasch, und mit rasch meine ich rasch!«
Catalina hob das Messer und begann zu schälen – und wischte sich an diesem Vormittag so oft über die Augen, dass man hätte meinen können, der Koch habe ihr Zwiebeln unter die Kartoffeln gemischt.
In den nächsten Wochen hielt sich Catalina von den anderen Soldaten fern. Man hatte Mikel und sie »die Unzertrennlichen« genannt. Vor allem jene, die sich schwer taten, in der Truppe Anschluss zu finden, hatte dies mit Neid erfüllt. Und jetzt war Catalina auf einmal selbst eine von denen, die keinen Anschluss hatten und immer und überall nur allein herumsaßen …
An und für sich machte Catalina das Alleinsein nicht allzu viel aus, aber an diesem Abend zog es so kalt durch den menschenleeren Schlafsaal, dass sie unter ihrer dünnen Decke einfach nicht warm werden konnte, und so ging sie doch hinunter in den gut besuchten Speisesaal, in dem ein Feuer prasselte. Catalina murmelte ein kaum hörbares »Abend«, setzte sich an einen Tisch mit ein paar Gleichaltrigen und hörte zu, wie sie sich über das Manöver unterhielten, das der Hauptmann für die kommende Woche angekündigt hatte. Drei Tage sollte es dauern und der wachsenden Langeweile der Truppe entgegenwirken. Noch immer verhielten sich die Indios um Cuzco friedlich.
»Dann kann dein Freund mal zeigen, ob er noch mehr drauf hat als Weiber aufzureißen«, grinste einer der Burschen Catalina an. Sie brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass er sie angesprochen hatte und sich auf Mikel bezog. Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte, und hob nur die Augenbrauen.
»Na hör mal!«, fuhr der andere fort. »Du willst doch nicht behaupten, dass du nicht mitbekommst, mit welchem Feuereifer er und seine beiden Freunde in den letzten Wochen den Frauen von Cuzco nachgestellt haben? Gerade gestern habe ich sie wieder gesehen: jeder mit einer schärferen Braut im Arm. Vor allem die von Mikel war zum Anbeißen. Geschmack hat er ja, der Kerl, das muss man ihm lassen.«
»Wenn die so weitermachen«, redete ein anderer dazwischen, »werden sie bald auch das erste Duell an der Backe haben. Wer so viele Frauen aufreißt, trifft irgendwann auch einmal auf die Falsche, sprich, auf eine mit einem eifersüchtigen Verehrer, und dann werden sie schon sehen, was ihnen blüht.«
Die Burschen lachten, einer frotzelte: »Je rassiger die Weiber, desto hassiger ihre Männer!«, und erntete damit noch mehr Lacher.
Zum Glück kamen sie endlich auf andere Dinge zu sprechen, aber die Lust daran, mit ihnen zusammenzusitzen, war Catalina doch vergangen. Sie schlurfte zurück in den Schlafsaal und ließ sich auf ihre Pritsche fallen. Der Wind pfiff noch eisiger als zuvor um die Ecken, und dazu hallten ihr die Worte der Soldaten im Kopf: scharfe Bräute … zum Anbeißen …
Catalinas rechter Fuß begann zu wippen. Immer heftiger wippte er, und schließlich wippte er so sehr, dass er gegen Mikels ehemaliges Bett stieß. Zum Anbeißen … zum Anbeißen … zum Anbeißen!, schoss es ihr durch den Kopf. Sie sprang auf, schnappte sich ihren Mantel und stürmte auf den Hof. Für einen Moment erwog sie, zurück in den Speisesaal zu gehen, aber da kam ihr eine bessere Idee. Sie griff in ihre Hosentasche, fand ein paar Münzen und lief in Richtung Stadt …
Gleich in der ersten Taverne traf Catalina ein paar Spielwillige. Kaum hatte sie den freien Platz zwischen ihnen eingenommen, wurde sie ruhiger. Die erste Runde verlor sie, es war ihr gleichgültig, die zweite gewann sie, und auch das war ihr egal. Als sie
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