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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Pechsträhne hatte, nicht am Weiterspielen gehindert wurde. Den größten Teil davon hatte sie in ihrem Brustwickel versteckt, was sich heute als ihr Glück erwiesen hatte. Bevor die Wächter sie in den Kerker warfen, hatte sie ihre Hosentaschen ausleeren müssen, sogar die Stiefel hatten sie ausschütteln lassen.
    Catalina reichte dem Mann die Münze, von der sie annahm, dass es eine Fünfpesomünze war. Erst nach einigem Herumtasten trafen sich ihre Hände. Sie hörte, wie ihr Gegenüber die Münze befühlte und darauf biss. Er machte die Kerze wieder an, reichte sie ihr aber nicht hinüber. Er sah Catalina an und brummte: »Siehst gar nicht so blutrünstig aus.«
    »Und der Tote …« Catalina schluckte. »Der war wirklich der Verlobte …?«
    Der Mann nickte.
    »Aber dass der Bürgermeister seine Tochter einem Spieler geben wollte …« Noch immer hoffte Catalina darauf, dass sich alles als Missverständnis erweisen würde.
    »Spieler oder nicht – seine Familie hat Einfluss. Sie wohnen in dem Palast gleich neben dem Cabildo. «
    Damit war alles über seinen Stellenwert in der Gesellschaft von Cuzco gesagt. Catalina stöhnte.
    »Ich sehe, jetzt hast du’s kapiert.« Er warf ihr einen langen Blick zu. »Wie viele Münzen hast du denn noch?«
    »Nur noch drei«, log Catalina, um nicht ausgeraubt zu werden. Wenn sie wussten, dass sie mehr Geld hatte, und sie durchsuchen würden, würden sie nicht nur ihr Geld finden, sondern auch hinter ihr Geheimnis kommen.
    »Für Geld bekommt man mehr Essen«, fuhr ihr Gegenüber fort. »Wie in diesem Gefängnis überhaupt so ziemlich alles für Geld zu bekommen ist – bis hin zu einem Freispruch!«
    Catalina schätzte, dass sie fünfzig Pesos und an die dreißig Maradevis einstecken hatte. Eine Kuh hätte sie dafür kaufen können. Für ihr Leben aber reichte es nicht.

    Lautes Rumpeln und Knarren riss Catalina einige Stunden später aus dem Schlaf. Die Tür ging auf, und im nächsten Moment blendete ihr das Licht einer Öllampe so grell in die Augen, dass sie die Hände davor halten musste.
    »Los, Neuer, aufstehen und mitkommen!«, donnerte sie ein Mann mit andalusischem Akzent an.
    Catalina rappelte sich auf, doch kaum stand sie, wurde ihr schwindlig. Der Kerkermeister zerrte sie weiter. »Für so ein Theater haben wir hier keine Zeit!«
    Catalina stolperte und fiel hin. Der Kerkermeister zerrte sie wieder auf die Füße und trieb sie wie einen störrischen Esel vor sich her.
    Als sich Catalinas Augen an das Licht gewöhnt hatten, warf sie einen Blick zurück zu dem Kerkermeister. Er war einen halben Kopf kleiner als sie, hatte öliges schwarzes Haar und eine unglaublich dicke Nase. Er führte sie zwei Treppen hoch, einen weitläufigen Gang entlang und schließlich in einen großen Saal hinein. Drei hohe Fenster zeigten auf die Plaza de Armas hinaus. Es war Tag, ein dämmriger Tag. Vor ihr auf der erhöht errichteten Tribüne standen drei hohe Lehnstühle mit roter Samtbespannung und ein langer Mahagonitisch mit sechs Beinen. An beiden Enden des Tisches stand ein goldener Leuchter und in der Mitte ein mit Edelsteinen besetztes Kruzifix. Der Richter, ein massiger, grauhaariger Geistlicher im schwarzen Talar, saß auf dem mittleren Stuhl, die Beisitzer rechts und links von ihm wirkten jünger, blickten aber nicht weniger abweisend drein. Der Kerkermeister führte Catalina vor den Tisch.
    »Das ist er«, erklärte er dem Richter.
    Der Richter nickte ihm zu und sah zu seinem rechten Beisitzer. »Den Verlobten der Tochter des Alcalden, nicht wahr?«
    Der Beisitzer nickte.
    »Und er heißt?«
    Der Beisitzer wandte sich an Catalina.
    »Wie heißt du?«
    »Francisco Loyola Merendón. Ich bin Soldat der königlichen Armee.«
    »Und geboren am?«
    Catalina antwortete.
    »Gebürtig aus?«
    »San … Sevilla«, verbesserte sich Catalina. Diese Stadt hatte sie auch ihrem Hauptmann als Geburtsstadt angegeben.
    Der Richter nickte. »Das ist eigentlich alles, was wir brauchen.«
    Catalina sah, wie der andere Beisitzer ihre Daten notierte und das Blatt an den Richter weiterreichte. Jener schrieb mit kratziger Feder zwei Sätze hinzu, tauchte seinen Siegelring in Wachs und drückte ihn darauf.
    »Ich … also, ich bin unschuldig«, brachte Catalina vor.
    Der Richter blies über das Siegelwachs.
    »Bitte, Herr Richter, wenn ich Euch erklären dürfte …«
    Der Richter nickte dem Kerkermeister zu.
    »Du kannst den Kerl jetzt wieder wegbringen. Seine Hinrichtung findet in siebzehn

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