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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Strick um den Hals, und der Henker blickte zum Bischof, um seinen letzten Befehl abzuwarten.
    Catalina schloss die Augen und dachte an ihre Mutter, an Schwester Euralia, an Ainoa, an Tao Te Chen und an ihren armen Bruder. Da erklang das Hufgeklapper eines heranjagenden Pferdes.
    »Halt, wartet!«, schrie ein Mann. »Das dürft Ihr nicht tun, so wartet doch!«
    Catalina kannte die Stimme. Keine liebte sie mehr. Ungläubig riss sie die Augen auf.
    »Schafft den Kerl weg!« Mit Donnerstimme wies der Bischof zwei Hellebardisten an, den Störenfried vom Platz zu schaffen, doch Mikel übertönte ihn: »Aber Ihr müsst warten, Ihr vergeht euch! Der eine hier …«, er wedelte mit einer Pergamentrolle. »Der eine ist begnadigt!«
    Der Bischof ließ sich von den Hellebardisten die Rolle bringen. Catalina sah zu Mikel. Sein Blick traf sie ins Herz.
    Der Bischof brach das Siegel der Pergamentrolle, las, hob erstaunt die Augenbrauen und reichte die Rolle dem Relator. Auch dieser stutzte, und der weltliche Richter, den sie nun hinzuriefen, wirkte empört.
    Catalina sah, wie er immer wieder den Kopf schüttelte, der Relator ihm beipflichtete, der Bischof aber zögernd den Kopf hin- und herwog und schließlich den Henker holen ließ. Als dieser die Treppe des Hinrichtungsplatzes hinunterlief, begann der Verurteilte, der sich zuvor so verzweifelt gegen das Umlegen des Stricks gewehrt hatte, zu schluchzen. »So lasst mich gehen, oh mein Gott, so lasst mich doch gehen! Das Ganze ist nichts als ein Missverständnis!«
    Der Mann neben Catalina schnaubte auf. »Wen die in ihren Klauen haben, lassen sie nicht wieder los.«
    Catalina sah zu ihm.
    »Nee, auch dich nicht, Bürschchen«, knurrte der Mann. »Auch dich nicht!«
    Die Schadenfreude und Gehässigkeit in seiner Stimme ließen Catalina erschauern. Währenddessen breitete sich unter den Zuschauern Unruhe aus und auch auf der Tribüne begann man zu murren.
    »Sie sollen hängen!«, schrie einer aus den oberen Rängen.
    »Ja, hängt sie, hängt sie!«, echote es erst leise, dann zunehmend mutiger von immer mehr Seiten. Die Menschen hatten sich auf das Schauspiel gefreut, waren teilweise von weither dafür angereist, nun wollten sie sich nichts davon nehmen lassen. Der Richter blickte sich um und redete mit immer heftigeren Gesten auf den Bischof ein. Man sah ihm an, dass er keine Lust hatte, sich den Unwillen dieser Massen zuzuziehen. Der Bischof winkte Mikel zu sich, fragte ihn etwas und gab dem Henker danach einen Befehl. Augenblicklich lief dieser zurück zum Richtplatz, ging auf Catalina zu, nahm ihr den Strick vom Hals und zerrte sie zum Bischof.
    Der Bischof bedeutete Mikel, mit Catalina zu verschwinden. »Und beeil dich!«
    Als die Menge sah, dass Mikel den Verurteilten zu seinem Pferd führte, schwoll grimmiger Protest an. »He, was tut der da? Der Verurteilte gehört uns! Was fällt dem ein?«
    Ein bulliger Kerl ging auf Mikel zu. »Finger weg von dem Verurteilten! Der Kerl gehört uns! Er soll hängen!«
    Schnell zog Mikel Catalina weiter. Sie senkte ihren Blick. Die entrüsteten Schreie, die fuchtelnden Hände, die zornigen Blicke – eine Woge der Empörung schwappte über sie und machte ihr mehr Angst als der Strick, den sie eben noch um den Hals gehabt hatte. Oh nein, das hatte es hier noch nie gegeben, dass man ihnen einen Verurteilten einfach wieder entriss, und noch dazu den, der den Verlobten der Tochter des Bürgermeisters auf dem Gewissen hatte!
    Endlich hatten sie das Pferd erreicht. Schnell schwang sich Mikel in den Sattel, half Catalina vor sich aufs Pferd und gab seiner Stute die Sporen. Die Leute direkt vor ihnen sprangen beiseite, weiter vorne aber stellten sich ihnen ein paar Mutigere in den Weg. Mikel blieb nichts anderes übrig, als sein Pferd wieder zu zügeln. Hände griffen nach Catalinas Beinen und Armen und zerrten an ihr. Schreie gellten ihr in den Ohren. »An den Galgen, an den Galgen mit dir!«
    Ein Mann packte Catalina so fest, dass sie vom Sattel zu rutschen drohte. Mikel hob seine Reitpeitsche und hieb sie dem Kerl ins Gesicht. Der griff sich an die gespaltene Wange und brüllte vor Schmerz.
    »Du verdammter Scheißkerl!«, schrie er Mikel hinterher. »Das wirst du mir büßen!« Die Männer um ihm herum kamen in Bewegung und rannten ihnen nach. »Los, wir schnappen sie uns alle beide!«
    Da schob sich eine Formation Hellebardisten durch die Menge. Sie hoben ihre Schilde und versuchten, eine Gasse für Mikels Pferd zu schaffen, doch dann

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