Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
unwillkürlich zu ihrem Degen. Mit der gezückten Waffe ging sie auf den Mann mit der heruntergelassenen Hose zu. »Pack dich ein und verschwinde!«, knurrte sie ihn an.
»Verpiss du dich lieber, Kleiner!« Der Feiste bleckte seine letzten fünf Zähne. »Ich habe dich gewarnt!«
Catalina setzte ihm den Degen auf die Brust. »Hörst du nicht, was ich sage? Du sollst verschwinden!«
Als er noch immer nicht reagierte, schnitt Catalina ihm die Bänder seines Hemdes auf. »Als Nächstes schneide ich dir etwas anderes ab!«
Mit einem wütenden Aufschrei riss der Kerl seine Hose hoch und hielt dann selbst einen Degen in der Hand. Catalina sprang zurück und sah nun auch die Degen der beiden anderen Matrosen vor sich aufblitzen. Seite an Seite gingen sie auf Catalina los. Catalina wich zurück und sah aus den Augenwinkeln, wie die Frau ihr Kleid und ihren Sanbenito herunterzog und davonlief.
Diese kurze Unaufmerksamkeit nutzte ihr Gegner, und sie konnte der Klinge des Feisten gerade noch so ausweichen, dass er sie nur am Arm erwischte. Ein heißer Schmerz durchfuhr sie, doch den nächsten Schlag des Feisten wehrte sie sicher ab, den des Drahtigen ebenso, machte hernach eine Pirouette und konnte dem Dritten den Degen aus der Hand schlagen und eine tiefe Stichwunde im Bein versetzen. Vor Schmerz aufbrüllend fiel er auf die Knie, während Catalina schon wieder die Degen mit den beiden anderen kreuzte und sich wunderte, wie nüchtern sie auf einmal waren.
Immer wieder entging Catalina ihren blitzenden Klingen nur knapp und fluchte, weil sie zwischen den Fässern nicht genug Platz hatte, um sich richtig zur Wehr zu setzen. Endlich hatte ihr Maultier ein Einsehen, wich zurück und gab Catalina damit den nötigen Freiraum. Mit einer schnellen Folge von Hieben und Stößen drängte sie die beiden Matrosen aus der Ecke heraus auf den freien Platz und wirbelte so flink vor ihnen herum, dass eine Fliege im Flug kaum schwerer als sie zu erwischen gewesen wäre.
»Verdammter kleiner Mistkerl!«, zischte der Feiste, als Catalina ihm wieder eine Schramme zufügte, hielt seinen Degen wie einen Rammbock vor sich und schoss auf sie zu, doch ebenso wie sein Freund verfehlte er sie und hatte sie daraufhin im Rücken. Bis die beiden sich wieder umgedreht hatten, stand Catalina dicht vor dem Drahtigen, zwang ihn mit zwei gut gesetzten Hieben zurückzuweichen, und als sie ihm einen dritten Hieb versetzte, musste er erneut zurückspringen – und fiel vom Kai ins Wasser hinein. Jetzt blieb Catalina nur noch der Feiste, der trotz seiner Korpulenz der beste Fechter der drei war. Catalina versuchte, auch ihn zum Rand des Kais zu treiben, doch der Kerl wich ihr immer wieder aus und drängte sie zurück zu den Fässern. Mehr als einmal konnte Catalina seinen gut gezielten Hieben nur knapp entgehen. Sie umkreisten einander, ohne sich aus den Augen zu lassen, und suchten den richtigen Moment, um anzugreifen.
»Ich erwische dich ja doch!«, zischte der riesige Kerl mit hochrotem Gesicht. »Und dann mache ich Hackfleisch aus dir.«
Catalina schoss vor und hielt mit ihrer Klinge auf seinen Bauch zu, doch auf den letzten Metern rutschte sie auf einem Fisch aus. Mit rudernden Armen versuchte sie vergeblich, ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Hart schlug sie aufs Pflaster. Der Feiste stieß nach ihrem Hals, doch Catalina rollte zur Seite weg; die Klinge verfehlte sie nur um Millimeter. Ehe er erneut auf sie niederstoßen konnte, war sie wieder auf den Füßen und hieb auf ihn ein. Sie traf ihn am Bein, ohne ihn ernstlich zu schwächen. Als sein Degen erneut auf sie niederfuhr, gelang ihr es, ihn mit so viel Kraft zu kreuzen, dass ihm der Degen aus der Hand flog, und in der nächsten Sekunde bohrte sie ihm die Spitze ihres Degens gegen den Hals. Der Matrose winselte um Gnade.
»Du solltest sie ihm gewähren«, hörte Catalina jemanden hinter sich sagen. Sie fuhr herum und erblickte einen hochgewachsenen Mann in Uniform. Nicht schon wieder, dachte Catalina, nicht schon wieder ins Gefängnis!, und ließ mit einem entnervten Seufzer den Degen sinken.
Der Matrose war schneller davongelaufen, als Catalina bis drei zählen konnte. Ergeben blickte sie zu dem Uniformierten, reichte ihm ihren Degen und nickte ihm zu. »Ihr braucht mich nicht zu fesseln. Ich komme auch so mit.«
»Ach ja?« Der Mann zwirbelte mit amüsiertem Lächeln seinen gepflegten Schnurrbart. »Und wenn du mir jetzt noch verrätst, wohin du mitkommst …«
»Na, ins Gefängnis, wohin
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