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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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sie.
    Da öffnete sich die Türe wieder, ein Dominikanerpater trat ein und warf einen erstaunten Blick auf das Gerangel zwischen dem Kerkermeister und dem Gefangenen. Er herrschte den Kerkermeister an, ihm den Sanbenito zu geben.
    »Der ist doch nicht für den Kerl, du Esel!«, fuhr er ihn an. »Der wird doch nur aufgehängt!« Er entriss ihm den Sanbenito und schritt davon. Für einen Moment wirkte der Kerkermeister verwirrt, dann hellten sich seine dümmlichen Züge auf und er schlug sich gegen die Stirn. »Stimmt ja, die Dinger sind ja nur für diejenigen, die auf den Scheiterhaufen müssen.«
    Er packte Catalina am Arm und zog sie mit sich.

24
    C atalina war die Erste der Verurteilten, die nach draußen geführt wurde. Als der Kerkermeister sie vor dem Gefängnis zwei ganz in Schwarz gekleideten Gehilfen des Henkers übergab, schwoll in der wartenden Menge ein erwartungsvolles Johlen und Pfeifen an. Endlich ging es los! Nach Catalina wurden noch zwei andere zum Strang Verurteilte und schließlich auch die Verurteilten der Inquisition herausgeführt.
    Catalina drehte sich zu ihnen um und sah vier Männer und eine Frau. Alle trugen den ärmellosen Sanbenito über ihren Kleidern und hohe Kappen auf dem Kopf, auf denen ebenfalls Flammen und Teufelsfratzen zu sehen waren. Die Augen des Mannes, der ganz vorn neben der Frau stand, blickten mit solchem Entsetzen auf die Scheiterhaufen, dass Catalina ihren Blick abwenden musste. Sehr viel gefasster wirkte die Frau. Sie nahm die Hand des Mannes, als wolle sie sagen: Alles wird gut! Auch die anderen drei Männer blickten ihrem Schicksal gefasst entgegen; ihren abgezehrten Körpern und eingefallenen Wangen war allerdings anzusehen, dass sie in den letzten Wochen so viel über sich hatten ergehen lassen müssen, dass ihnen das Ende nun möglicherweise als Gnade erschien.
    Die Hellebardisten eskortierten die Verurteilten durch die johlende Menge zu den Tribünen. Den Ketzern wurden Schmähreden zugerufen, manch einer bespuckte sie auch. Als sie an dem für sie vorgesehenen Podest angekommen und aufgestellt worden waren, hob der Bischof die Hand, um die Menge zum Schweigen zu bringen, doch die Leute waren wie von Sinnen. Einer der Relatoren erhob sich und gab den Hellebardisten Anweisung, ein paar Störenfriede vom Platz schaffen. Hernach war es so still, dass endlich auch noch der hinterste Mann auf dem Platz die mahnenden Worte des Bischofs vernehmen konnte. Anschließend nahm der Relator den Noblen und dem Volk den Schwur ab, die heilige Inquisition und ihre Vertreter zu schützen. »Wollt Ihr dies tun und koste es Euch auch das Leben?«
    Die Menge antwortete im Chor mit einem gewaltig aufschallenden »Amen!«.
    Wieder wurde es still. Der Relator verlas die Anklagen und Urteile. Zwei der Männer waren der Ausübung des Judentums angeklagt, einer der Sodomie, das Pärchen der Hexerei. Unter dem Jubel der Menge führten die Hellebardisten die fünf zu ihren Scheiterhaufen. Dort legten sich die drei angeblichen Ketzer und die Frau auf vorbereitete Leitern, ihr Mann musste von einem Hellebardisten darauf gestoßen werden. Der Henker ging an den Leitern entlang und korrigierte ihre Lage: »Rückt noch weiter hoch, nach unten brauche ich mindestens drei Fuß Abstand! Hier, hier sollen die Füße hin!«
    Die Verurteilten gehorchten, doch plötzlich sprang der eine Mann wieder auf, lief zu seiner Frau und presste sich schluchzend an sie. Die Hellebardisten warfen ihn zurück auf seine Leiter.
    »Im Himmel sehen wir uns wieder«, kreischte der Mann, während sie ihn niederzwangen. »Im Himmel sehen wir uns wieder!«
    Da drückte der Henker selbst den sich immer wieder aufbäumenden Mann gegen die Leiter und wies seine Helfer an, ihn mit einem Strick um Brust und Beine festzuzurren.
    »Und zieht den Strick ja fest genug zu, vor allem über dem Brustkorb. Das fehlte noch, dass mir nachher einer im Feuer wegrutscht und mir das ganze schöne Bild versaut oder gar wegzulaufen versucht!«
    Als sie ihre Arbeit beendet hatten und auch die anderen Verurteilten angebunden waren, überzeugte sich der Henker noch einmal persönlich, dass alle Stricke fest genug saßen.
    Dann wies er seine Helfer an, die Leitern mit den Ketzern an die Holzpfähle ihres jeweiligen Scheiterhaufens zu lehnen. Er war erst zufrieden, als alle Ketzer auf gleicher Höhe über den Scheiterhaufen standen. Endlich wandte er sich mit einer tiefen Verbeugung zum Bischof: »Eminenz, wir können beginnen!«
    Der wegen Hexerei

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