Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
Vom Netzwerk:
sonst?« Catalina blickte ihn erstaunt an.
    Der Mann lachte auf. »Wenn wir in Lima jeden Mann festnehmen wollten, der sich zu einem kleinen Kämpfchen hinreißen lässt, müssten wir alle paar Monate ein neues Gefängnis bauen. Du hast dem Kerl und seinen Freunden doch nur gegeben, was sie verdient haben.«
    Catalina wunderte sich. So lange hatte er ihnen zugesehen, ohne einzugreifen? Sie musterte ihn. Seine Uniform war aus bestem Tuch, die Orden an seinem Revers zeugten von höchsten Verdiensten, seine Augen verrieten Verstand und Güte, aber auch Kompromisslosigkeit.
    »Mein Name ist Diego Menendez Fortera«, stellte er sich vor. »Mir untersteht die Leibgarde des Vizekönigs, unseres hochverehrten Juan de Mendoza de Luna, und ich bin immer auf der Suche nach fähigen Männern. Du bist ein hervorragender Fechter. Wie sieht es aus? Hättest du nicht Lust, bei der Leibgarde anzufangen?«
    Ungläubig sah Catalina zu ihm auf. »Ich soll … Ihr wollt mich für die Leibgarde … des Vizekönigs?«
    »Du brauchst nur mit in mein Büro zu kommen. Dann machen wir gleich alles perfekt.«
    Diesen Vorschlag brauchte er Catalina nicht noch einmal zu machen.

    In den nächsten Wochen ging es Catalina so gut wie lange nicht mehr.
    Ihrer hohen Stellung angemessen schlief sie nicht in einer Massenunterkunft, sondern teilte ihr Zimmer mit nur drei anderen Soldaten und freute sich an einem weich gepolsterten Bett. Nicht minder genoss Catalina das gute Essen. Nach einem üppigen Frühstück gab es mittags ein Drei-Gänge-Menü und auch abends servierte der Koch stets ein warmes Gericht.
    Die Arbeit gefiel ihr ebenfalls. Mehrere Stunden am Tag wurde sie mit anderen kürzlich angeworbenen Soldaten ausgebildet. Fecht- und Reitstunden standen dabei ebenso auf dem Programm wie Schieß- und Kletterübungen; nachmittags hatte sie meist im Palast Wache zu halten. Für wichtigere Aufgaben wurden schon länger dienende Leibgardisten abgestellt.
    Wenn es nach Catalina gegangen wäre, hätte ihr Leben ewig so weitergehen können, doch dann erspähte sie eines Sonntagnachmittags auf der Plaza Mayor einen braunen Lockenkopf, und als sie hernach auch noch die geliebten grünen Augen sah, war es um ihre innere Ruhe geschehen.
    Catalina freute sich nicht, Mikel wiederzusehen, und sie lief auch nicht zu ihm, sondern verbarg sich hinter ein paar Passanten und stahl sich hinter deren Rücken vom Platz.
    Erst als sie auf ihrem Bett saß und sich ihr Atem allmählich normalisierte, fragte sie sich, warum sie solche Angst davor hatte, Mikel unter die Augen zu treten. Immerhin hatte er sie vor dem Galgen gerettet, und ihr Abschied war freundschaftlich gewesen. Ihr wurde bewusst, dass sie nicht vor Mikel Angst hatte, sondern vor sich selbst. Sie fürchtete sich vor ihren Gefühlen für ihn.
    In den nächsten Tagen ging Catalina nur in die Stadt, wenn sie es nicht vermeiden konnte, und war stets darauf bedacht, Mikel nicht erneut über den Weg zu laufen. Tatsächlich vergingen Wochen, ohne dass Catalina Mikel wiedersah, was sie vermuten ließ, dass er die Stadt wieder verlassen hatte, doch als sie eines Abends in eine Taverne ging, stand er auf einmal vor ihr. Im ersten Moment starrte er sie ebenso erschrocken an wie sie ihn, dann räusperte er sich und nickte ihr zu.
    »War ja klar, dass wir uns hier irgendwann über den Weg laufen mussten …«
    Catalina sah ihn verwundert an. »Wusstest du denn, dass ich hier bin?«
    Mikel hob die Achseln. »Wo hättest du sonst hingehen sollen? Und auch ich … In Lima findet man eben immer sein Auskommen. Als ich das letzte Mal hier war, habe ich ja auch gleich eine Arbeit gefunden. Und du hast gewusst, wie gut es mir hier gefallen hat …«
    Catalina fragte sich, ob er vielleicht nach Lima gekommen war, weil er sie hier wiederzufinden gehofft hatte, doch angesichts seiner Zurückhaltung war das wenig wahrscheinlich. »Kann ich dich auf ein Bier einladen?«
    »Klar, warum nicht.«
    Mikel ging mit ihr zum Tresen. Von einem Schluck Bier zum nächsten tauten sie auf. Mikel erzählte, dass auch er ohne Schwierigkeiten über die Berge gekommen und wieder bei der Armee gelandet sei. Als er hörte, dass Catalina bei der Leibgarde untergekommen war, pfiff er anerkennend. Dann wurde Mikel verlegen.
    »Du, Francisco …«, setzte er an, verstummte wieder und streckte Catalina schließlich die Hand hin. »Ich … ich wollte es dir schon damals sagen, als wir aus Cuzco weg sind. Wegen unseres Streits … Ich möchte mich

Weitere Kostenlose Bücher