Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
bei dir entschuldigen und würde unseren Streit gern vergessen. Ich habe mich wie ein Trottel aufgeführt!«
Catalina sah ihn ungläubig an. Erst als Mikel ihr die Hand noch nachdrücklicher hinstreckte, wurde ihr bewusst, dass er noch immer darauf wartete, dass sie einschlug, und tat dies nun auch. »Mir tut das alles auch sehr leid. Ich hätte damals nicht auf dich losgehen dürfen. Schließlich war es allein deine Sache, was du mit wem machst.«
Sie schüttelten sich die Hände, dann boxte Mikel Catalina mit einem breiten Grinsen gegen den Arm. »Geht mir besser jetzt, echt wahr!«
Auch Catalina war erleichtert und spürte mit einem Mal, dass ihr in den letzten Wochen doch etwas gefehlt hatte …
26
I n den nächsten Wochen verbrachten Catalina und Mikel viele entspannte Stunden miteinander, und als Hauptmann Menendez einmal sah, wie sie zum Spaß miteinander fochten, warb er auch Mikel für die Leibgarde an. Sie gingen nun sehr behutsam miteinander um, und da sich Mikel hier in Lima von den Frauen weitgehend fernhielt, hatte Catalina auch kaum Grund zu neuer Eifersucht. Morgen für Morgen ging sie mit Mikel zum Fechttraining und anschließend zu den Schießübungen, wo sie sich gegenseitig zu Höchstleistungen anspornten, und ihre langen Wachestunden am Nachmittag verkürzten sie sich mit Erzählungen über ihre Erlebnisse in Peru. Catalina wollte nichts weiter, als dass alles so blieb, wie es war.
Drei Monate später musste der Vizekönig wegen wichtiger Amtsgeschäfte nach Puno und Arequipa. Catalina wurde zusammen mit vierzig anderen Leibgardisten dazu abgestellt, auf dieser Reise für seinen Schutz zu sorgen. Obwohl in beiden Städten täglich Schaukämpfe, Turniere, Theateraufführungen und alle Arten von Volksbelustigungen zu Ehren des Vizekönigs stattfanden, wurde Catalina die Zeit lang.
Wenn sie abends mit ihren Kameraden am Lagerfeuer saß, verlor sich ihr Blick häufig in weite Fernen … Sie dachte an Mikel, an sein Lachen, seine geheimnisvollen grünen Augen, seine schönen Hände, und stellte sich vor, wie es wäre, wenn ihm bei ihrem Wiedersehen in Lima auf einmal klar würde, dass sie eine Frau war, und er sich in sie verliebte …
Morgens, im harten Licht der Wintersonne, wusste Catalina, dass sich dieser Traum nie erfüllen würde, zumal sie auch gar nicht der Typ Frau war, den Mikel begehrte. Er sehnte sich nach Brüsten, in denen er versinken, Haare, in denen er wühlen, und Hüften, in die er hineingreifen konnte – einer so knochigen, muskelbepackten Amazone wie ihr hatte er noch nie einen Blick zugeworfen. Doch wenn sie schon nie seine Geliebte werden konnte, so wollte sie wenigstens seine Freundin werden. Sie nahm sich vor, ihm gleich nach ihrer Rückkehr endlich ihre Geschichte zu erzählen. Sie sehnte sich nach einem Freund, dem sie nichts vormachen musste, und Mikel hatte ihr Vertrauen verdient. Wem sonst sollte sie sich offenbaren können, wenn nicht ihm?
Fünf Monate waren vergangen, als Catalina im Tross des Vizekönigs und unter dem Jubel der Limaner wieder in die Stadt einzog. Vor dem ehrwürdigen Palastgemäuer standen die Leibgardisten Spalier. Catalina entdeckte Mikel gleich in der ersten Reihe, und auch er sah sie sofort und strahlte sie so fröhlich an, dass Catalina einen Kloß in den Hals bekam.
Erst beim Mittagessen sahen sie sich wieder. Eine kurze Umarmung, ein Schulterschlag, dazu ein: »Freut mich riesig, dass du wieder da bist!« – für mehr hatte Mikel keine Zeit.
»Ich muss zum Hauptmann«, entschuldigte er sich und fragte sie, ob sie schon gehört habe, was hier los sei. Catalina schüttelte den Kopf.
»Dann erkläre ich es dir heute Abend«, versprach Mikel. »Übrigens habe ich dir auch von mir etwas zu erzählen, das dich ziemlich umhauen dürfte.«
»Mit so etwas kann ich auch dienen«, grinste Catalina und freute sich schon jetzt auf sein Gesicht.
Pünktlich um acht betrat Catalina ihre Stammtaverne. Mikel winkte ihr zu und schob ihr eine der beiden broquetas zu, knusprig gegrillte Fleischspieße, die er für sie bestellt hatte.
»Es waren die letzten, da habe ich zugegriffen. Die isst du doch so gern.«
Strahlend setzte sich Catalina neben ihn. »Ich habe ganz schön was nachzuholen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie mies wir in Arequipa verpflegt worden sind. Selbst auf dem Schiff habe ich besser gegessen als da!«
Mikel wollte noch mehr von ihrer Reise mit dem Vizekönig hören. Während sie ihre Spieße aßen und sich ihr Bier
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